Jupp Heynckes feiert seinen siebten Titelgewinn in der Bundesliga
Jupp Heynckes feiert seinen siebten Titelgewinn in der Bundesliga

Der perfekte Abschied

xwhatsappmailcopy-link

München - Am 3. Mai 1970 durfte ein gewisser Josef Heynckes zum ersten Mal das auskosten, was für einen Bundesliga-Profi das Höchste der (sportlichen) Gefühle darstellt: An diesem Tag reckte der damalige Stürmer von Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal die Meisterschale in den Himmel.

Nur Lattek, Scholl und Kahn feierten acht Mal

Tausende Papierschnipsel prasselten zwar noch nicht hernieder und vom heutigen Medienaufkommen war man in dieser Zeit um Lichtjahre enfernt - doch die Schale glänzte damals schon so verführerisch, dass sich Heynckes schwor, das Gefühl noch öfter auszukosten. Knapp 43 Jahre und fünf weitere gewonnene Meisterschaften später wird der jetzige Trainer des FC Bayern München zum siebten Mal inmitten der jubelnden Mannschaft stehen, die die Schale überreicht bekommt.



Seine Bilanz ist beeindruckend: Vier Mal feierte der "Jupp" als Spieler von Mönchengladbach (1971, 1975 bis 1977) den Titel, zwei Mal als Trainer des FC Bayern (1989 und 1990). Ebenso oft schloss Heynckes eine Bundesligasaison als Zweiter ab: 1974 und 1978 lag er mit den "Fohlen" am Ende auf Platz 2 und sogar fünf Mal reichte es als Trainer zumindest noch für die Vize-Meisterschaft (1988, 1991, 2009, 2011 und 2012).

Mindestens sieben Meistertitel erreichten in der Bundesliga bisher nur sieben Trainer, bzw. Spieler: Udo Lattek (acht Mal als Trainer), Mehmet Scholl, Oliver Kahn (beide acht Mal als Spieler), Ottmar Hitzfeld (sieben Mal als Trainer), Klaus Augenthaler, Lothar Mathäus und Alexander Zickler (jeweils sieben Mal als Spieler). Das Kunststück, sowohl als Spieler als auch als Trainer die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen, schafften nur noch Felix Magath, Franz Beckenbauer, Matthias Sammer, Thomas Schaaf und Helmut Benthaus.

Zwei "lupenreine" Bestmarken, die in der Bundesliga bislang unerreicht sind, stellt Heynckes aber auch noch auf: Er ist der erste Trainer, der nach 23 Jahren Pause wieder Deutscher Meister wird (1990 holte er zuletzt den Titel mit dem FC Bayern) und er ist der älteste Meistertrainer aller Zeiten (am Saisonende ist Heynckes 68 Jahre alt).

Hoeneß ist "extrem dankbar"



Dass Jupp Heynckes den FC Bayern nach der laufenden Saison verlassen und in der kommenden Saison von Pep Guardiola abgelöst wird, steht schon seit Anfang Januar fest. Ausgerechnet diese letzte Spielzeit könnte jedoch die erfolgreichste seiner Laufbahn werden, denn auch im DFB-Pokal und in der Champions League sind die Bayern alles andere als chancenlos. "Extrem dankbar" sei man in München dem "großen Trainer" Jupp Heynckes, wurde Bayern-Präsident Uli Hoeneß zitiert. BVB-Trainer Jürgen Klopp wünschte Heynckes bereits, "dass er die Zeit danach richtig genießen kann".

Ob er aber nicht doch noch bei einem anderen Verein anheuert und zum achten Mal das ganz besondere Gefühl auskosten darf, sollte zumindest nicht ausgeschlossen werden. Alles in allem könnte der Abschied aus München aber nicht schöner sein - Konfettiregen eingeschlossen.

Johannes Fischer