Der Hamburger SV steht nach der 1:3-Niederlage in Augsburg kurz vor dem Abgrund
Der Hamburger SV steht nach der 1:3-Niederlage in Augsburg kurz vor dem Abgrund

Der Optimismus schwindet

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Augsburg - Schon während der Partie in Augsburg hatten die HSV-Anhänger ihrem Unmut mehrfach Ausdruck verliehen. "Wir wollen euch kämpfen sehen", forderten sie ihre abstiegsbedrohte Mannschaft auf, sich doch bitteschön etwas entschlossener gegen die drohende Null-Punkte-Nummer zu stemmen. Daraus wurde nichts, der Bundesliga-Dino bezog eine 1:3-Niederlage in der Fuggerstadt.

Die Relegation ist das Ziel

Dass für die Hanseaten der erste Abstieg der Vereinsgeschichte nicht mehr weit entfernt ist, zeigt das Klassement. Der Vorsprung vor dem Vorletzten 1. FC Nürnberg (0:2 in Mainz) und dem Schlusslicht Eintracht Braunschweig (0:2 in Berlin) beträgt unverändert einen respektive zwei Zähler, während der Rückstand auf den Fünfzehnten VfB Stuttgart (0:0 in Hannover) auf nun fünf Punkte angewachsen ist.

Mehr als die Teilnahme an der Relegation mit dem Dritten des Unterhauses - aktuell der SpVgg Greuther Fürth - scheint nicht möglich, wenngleich die Mathematik die Chance auf eine Verbesserung in der Tabelle und damit auf den direkten Klassenerhalt am Leben erhält. Doch selbst der zu Optimismus eigentlich verpflichtete Trainer glaubt nicht daran, dass bei zwei noch ausstehenden Spielen der Sprung auf den nächst höheren Rang gelingt. "Wir kämpfen weiter um Platz 16, aber um nichts anderes mehr", räumte Mirko Slomka ein.

Den zu halten, wird schwer genug. Denn das Restprogramm hat es in sich. Am kommenden Samstag erwartet der HSV den souveränen Spitzenreiter FC Bayern, ehe es eine Woche später zum Saisonfinale nach Mainz zum zuletzt enorm heimstarken FSV 05 geht. Doch ohne Zählbares werden die Hamburger ihre momentane Position wohl nicht halten können. Das sah auch Slomka so. "Wir müssen zusammenhalten und gemeinsam versuchen, zumindest noch einen Sieg herbeizuführen", sagte der Chefcoach.

Jansen fühlt sich im Stich gelassen

Am Zusammenhalt, am Miteinander zweifelt ganz offensichtlich Marcell Jansen. Der Linksverteidiger, der nach mehrwöchiger Verletzungspause in Augsburg sein Comeback gab, fühlte sich im Stich gelassen, als über seine Seite die beiden ersten FCA-Treffer vorbereitet wurden. "Wenn wir schon nach vorn nicht viel bringen, müssen wir wenigstens als Mannschaft verteidigen und nicht den Vieren da hinten nur die Daumen drücken", ging der Abwehrspieler mit einigen seiner Teamkollegen hart ins Gericht. Im Abstiegskampf sei es Pflicht, "dass alle elf Mann hinterm Ball Gas geben".

Die von Jansen erwähnten Unzulänglichkeiten im Spiel nach vorn sind laut Slomka ein grundsätzliches Problem. Um "die mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive zu beheben, besetzte der 46-Jährige die Position an vorderster Front nicht mit dem zuletzt dort aufgebotenen Jacques Zoua, sondern mit Mattia Maggio. Doch war diese Maßnahme, wie es der Trainer formulierte, "nicht so zielführend, wie wir uns das erhofft haben". Konsequenz: Nach 61 Minuten endete der vierte Bundesligaeinsatz des deutsch-italienischen Nachwuchsstürmers, der in dieser Saison in der Regionalliga Nord für den HSV II in 22 Spielen acht Tore erzielt hat.

Appell von Rincon

Ausdrücklich betonte Mirko Slomka, dass der Wille, das Spiel noch zu drehen, "bei allen da war". Darauf fußt auch die Hoffnung, dass das Gründungsmitglied der Bundesliga den ersten Absturz in die Zweitklassigkeit vermeiden kann. "Wir müssen jetzt alle Männer sein und die Hosen anziehen", lautete der Appell von Tomas Rincon, der in der Nachspielzeit mit einer sehenswerten Direktabnahme am prächtig reagierenden Keeper Marvin Hitz gescheitert war.

Den Bio-Energetiker Joseph Kuhnert, der eigens nach Augsburg gekommen war, um die HSV-Profis aufzubauen, hatte der Venezuelaner zwar nicht konsultiert, aber dennoch festgestellt: "Alles, was helfen kann, ist willkommen." Weitaus besser sei allerdings, selbst die Initiative zu ergreifen. "Wir müssen unseren Job machen und daran glauben, dass wir es schaffen", forderte Rincon.

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse

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