Fredi Bobic gewann als Spieler mit dem VfB Stuttgart 1997 den DFB-Pokal
Fredi Bobic gewann als Spieler mit dem VfB Stuttgart 1997 den DFB-Pokal

Der neue VfB-Heldt

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Die Würfel sind gefallen: Fredi Bobic wird Nachfolger von Horst Heldt als Sportdirektor beim VfB Stuttgart. Seine Heimkehr zu den Schwaben ist mit viel Herzblut verbunden, aber auf Bobic warten auch schwierige Aufgaben. Die erste noch in dieser Woche - in Sachen Sami Khedira.

Es ist die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Zahlreiche Journalisten haben sich vor dem Eingang in die Katakomben der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena eingefunden, um einen Mann zu begrüßen, der den VfB wieder ganz nach oben führen soll. Fredi Bobic ist wieder da, der Ex-Torjäger ist Nachfolger des überraschend zum FC Schalke 04 abgewanderten Horst Heldt.

Überraschender Anruf des VfB

Als der wie eigentlich immer blendend gelaunte 38-Jährige seinen Podiumsplatz eingenommen hatte, war ihm förmlich anzumerken, dass er mit dieser Berufung wohl selber nicht gerechnet hätte. "Als der Anruf vom VfB kam, war ich selber ein wenig überrascht", gibt Bobic dann auch unumwunden zu.

Kein Wunder möchte man da sagen, hat der in Slowenien geborene Bobic doch noch nicht allzu viel Erfahrung abseits des grünen Rasens vorzuweisen. Natürlich hat er in Bulgarien als Manager bei Tschernomorez Burgas einige Geschäfte tätigen dürfen, ein Job in der deutschen Fußball-Bundesliga ist aber sicher eine andere Hausnummer.

Gespräche mit Khedira entscheidend

Deshalb verwundert es auch nicht, dass VfB-Sportvorstand Ulrich Ruf bei der Pressekonferenz nicht müde wurde, den Ehrgeiz des neuen Mannes an der Spitze zu preisen. "Bobic hat sich vielseitig weitergebildet und hat Praktika in verschiedenen Bereichen absolviert", erklärte Ruf.

Alles schön und gut, die Theorie scheint zu stimmen, den ersten ernsthaften Praxistest wird Bobic aber wohl noch in dieser Woche absolvieren müssen. Die Gespräche mit VfB-Starspieler Sami Khedira stehen an, von deren Resultat hängt es maßgeblich ab, wie intensiv sich Bobic auf dem Transfermarkt um neue Spieler bemühen darf.

"Die Zeichen stehen wohl auf Abschied"

"Wir würden gerne mit Sami Khedira verlängern. Es liegt an ihm", sagte Bobic bei seiner Vorstellung. Die Zeichen stehen allerdings wohl eher auf Abschied. "Dem weißen Trikot von Real Madrid laufen viele Spieler hinterher", weiß auch Bobic noch aus seiner aktiven Zeit zu berichten. Zudem ist es so, dass Khediras Vertrag in Stuttgart nach der kommenden Saison auslaufen würde und er danach ablösefrei zu haben wäre. "Das wäre für ein Unternehmen wie den VfB nicht gut", so viel weiß auch "Novize" Bobic.

Die Vorbereitungen auf eine Zeit nach Khedira haben die Stuttgarter jedenfalls schon getroffen. Mit zahlreichen Spielern wurde scheinbar schon verhandelt, nur im defensiven Mittelfeld, Khediras Arbeitsumfeld, soll laut Bobic nicht nachgebessert werden. Denn dort stehen mit Christian Träsch, Christian Gentner und Zdradko Kuzmanovic drei potenzielle "Leader" bereit.

Bobic weder im Vorstand noch auf der Bank

Verantwortlich für die bisherigen Spielerverhandlungen war Jochen Schneider, der in Zukunft ebenfalls das Amt des Sportdirektors innehat und mit Bobic als gleichberechtigtes Tandem fungieren soll.

Und noch zwei Dinge sind neu: Bobic wird im Gegensatz zu seinem Vorgänger Heldt nicht in den VfB-Vorstand einziehen und auch nicht wie Heldt bei den Spielen auf der Trainerbank Platz nehmen. "Ich werde mir die Spiele von der Tribüne aus anschauen. Das ist mit dem Trainer so besprochen. Ich habe dort die bessere Übersicht", sagte Bobic.

Fokus auf alle drei Wettbewerbe

Diese wird der 37-malige Nationalspieler benötigen, um die anvisierten Ziele mit den Schwaben zu erreichen. Neben einem Platz in den "Top Five" der Bundesliga ist das laut Bobic primär ein Weiterkommen in der Europa League und im DFB-Pokal.

Das nötige Herzblut dafür bringt Bobic mit. Nun muss er sich im Alltag beweisen – aber auch sein Vorgänger gelang dies ohne große Vorkenntnisse. Und Heldt war immerhin maßgeblich an einem Meistertitel beteiligt.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer