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Ewald Lienens bislang letzte Trainerstation war bei Panionis Athen in Griechenland
Ewald Lienens bislang letzte Trainerstation war bei Panionis Athen in Griechenland

"Der negative Druck geht auf die Psyche"

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Ewald Lienen bringt durch seine diversen Trainerstationen in Duisburg, Rostock, Köln, Gladbach oder Hannover viel Erfahrung im Bundesligageschäft und vor allem im Rennen um den Klassenerhalt mit. Im Interview mit bundesliga.de spricht er über starke Nerven im Abstiegskampf, nennt das Allheilmittel für Erfolg und analysiert die Chancen der fünf "Kellerkinder" an den letzten vier Spieltagen.

Im ersten Teil des Interviews nimmt er den VfL Bochum und Energie Cottbus unter die Lupe.

bundesliga.de: Herr Lienen, mit Bielefeld und Mönchengladbach befinden sich gleich zwei Clubs, für die Sie als Spieler aktiv waren, mitten im Abstiegskampf. Drücken Sie irgendwem besonders die Daumen?

Ewald Lienen: Es ist doch selbstverständlich, dass ich es jedem wünsche, drin zu bleiben, vor allem Mönchengladbach, da ich dort wohne und es der Verein ist, wo ich mein halbes Leben verbracht habe. Auch in Bielefeld war ich sehr lange, da ist es klar, dass ich eine besondere Beziehung zu den Clubs entwickelt habe. Dass sie nun in einer direkten Konkurrenzsituation sind, ist umso bedauerlicher.

bundesliga.de: Es stehen noch vier Spieltage aus. Wer gehört für Sie zu den Abstiegskandidaten?

Lienen: Ich denke, dass die nächsten beiden Spieltagen eine Weichenstellung im Abstiegskampf bringen können. Bochum, Cottbus, Bielefeld, Gladbach und Karlsruhe werden das unter sich ausmachen, die anderen sind wohl schon zu weit weg. Sicherlich gab es schon mal riesengroße Überraschungen für Vereine, die dachten, sie hätten nichts mit der Sache zu tun, und dann am Ende doch abgestiegen sind. Aber da müsste schon sehr viel schief laufen, wenn Frankfurt noch unten rein rutschen würde.

bundesliga.de: Dann lassen Sie uns über die einzelnen Kandidaten sprechen: Der Vierzehnte Bochum (28 Punkte) hat noch drei Auswärtsspiele vor der Brust, u.a. bei den Titelkandidaten Hertha und HSV, bewies aber in Gladbach und Hoffenheim zuletzt Auswärtsstärke. Welche Chancen sehen Sie für den VfL?

Lienen: Bochum verfügt über die beste Ausgangsposition, hat aber jetzt natürlich zwei Knallerspiele vor der Brust. Ich habe die Mannschaft ein paar Mal selbst im Stadion gesehen, zuletzt beim Sieg in Gladbach: Das war beeindruckend, mit welcher Kampfkraft sie das Spiel angegangen sind. Der VfL hat bewiesen, dass er auch auswärts etwas holen kann. Hertha ist zwar heimstark, hat aber nicht immer überzeugend gespielt. Wenn Bochum dort punktet, wäre das schon die halbe Miete.

bundesliga.de: Vor der Saison hieß es aus Bochum, man habe qualitativ einen besseren Kader als je zuvor. Warum geriet der VfL dennoch in den Tabellenkeller?

Lienen: Das ist schwer zu sagen. Sie hatten immer wieder Verletzungsfälle zu beklagen, und bei einer Mannschaft wie Bochum muss alles zusammenpassen. Die Spitzenleute müssen auf dem Platz stehen. Teams aus dem unteren Tabellendrittel können Ausfälle wie die von Yahia, Maltritz, Epalle oder Sestak nicht kompensieren.

bundesliga.de: Worauf muss der VfL in den ausstehenden vier Spielen achten?

Lienen: Im Abstiegskampf, wenn alles so eng beisammen liegt, spielen auch die Nerven eine große Rolle, und ein Plus für Bochum ist sicherlich, dass sie über Spieler verfügen, die viel Erfahrung im Abstiegskampf haben. In dieser Phase kommt es nicht mehr so sehr darauf an, fußballerische Glanzlichter zu setzen, sondern das ist Nervensache, man muss auf den Punkt da sein.

bundesliga.de: Energie Cottbus liegt mit 27 Zählern auf dem 15. Rang und hat noch drei Mal Heimrecht. Ein Vorteil im Abstiegskampf, auch wenn es gegen Bayern, Gladbach und Leverkusen geht?

Lienen: Cottbus hat zuletzt zwei Heimspiele in Folge gewonnen, daher haben sie noch alle Möglichkeiten. Von der Papierform her ist Bayern München eigentlich unschlagbar für Cottbus, aber man weiß, dass Mannschaften über sich hinaus wachsen können. Das Spiel gegen Gladbach ist ein unmittelbares Duell, da muss man gewinnen, wenn man drin bleiben will. Leverkusen ist eine der stärksten Auswärtsmannschaften, hat gerade auf Schalke gewonnen und ist unberechenbar. Auch wenn Cottbus in zwei der drei Spiele im eigenen Stadion nicht Favorit ist, ist der Heimvorteil ein Faustpfand.

bundesliga.de: Die Leistungen der Cottbusser schwanken, hohe Niederlagen wie auf Schalke (0:4) wechseln sich mit Überraschungssiegen wie gegen Wolfsburg (2:0) ab. Wie ist das erklärbar?

Lienen: Schwer zu sagen. Man muss beachten, dass diese Teams immer unter Druck stehen. Für Erfolg gibt es keinen Ersatz, was das Selbstvertrauen angeht. Viele Mannschaften stehen im Niemandsland der Tabelle, spielen oben um Titel oder das internationale Geschäft. Aber das ist ein ganz anderer, positiver Druck. Unten in der Tabelle hast du immer negativen Druck, der auf die Psyche geht. So sind schwächere Spiele von Teams wie Bochum, Cottbus oder Bielefeld erklärbar, in denen nicht die gewohnte Power da war. Diese Mannschaften geben in über 80 bis 90 Prozent der Spiele alles und gehen bis an ihre Leistungsgrenze, aber man kann das einfach nicht immer abrufen. Manchmal ist eine Mannschaft aufgrund des gewaltigen Drucks leer im Kopf und bekommt es einfach nicht hin.

bundesliga.de: Inwieweit kann man als Trainer solche Prozesse noch steuern, gerade in einer Endphase der Saison?

Lienen: Auch wenn ich mich wiederhole: Es gibt keinen Ersatz für Erfolg. Man muss einfach Spiele gewinnen, und auch innerhalb der 90 Minuten positive Phasen erwischen, um Selbstvertrauen aufzubauen. Dann laufen viele Dinge auch von alleine, ohne dass man als Trainer noch groß rumerzählen muss.

Das Gespräch führte Denis Huber


Hier geht's zum zweiten Teil des Interviews!