Philipp Lahm recht den Pokal in die Höhe. Der FC Bayern holte zum dritten Mal die Supercup-Trophäe
Philipp Lahm recht den Pokal in die Höhe. Der FC Bayern holte zum dritten Mal die Supercup-Trophäe

Der nächste Konfettiregen

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Augsburg - Am Ende fehlte nur die Bierdusche. Ansonsten spielten sich nach dem Schlusspfiff des Supercups in Augsburg beinahe die gleichen Szenen wie vor knapp drei Monaten ab, als der FC Bayern innerhalb einer Woche Meister und Pokalsieger wurde.

Tausende Konfettischnipsel wurden in die Luft geschossen und breiteten sich über die Münchner Mannschaft aus. Während der Dauerbrenner "We are the Champions” aus den Boxen dröhnte, wurde eine Trophäe in die Luft gereckt und weitergereicht. Und auf dem Podest standen lachende Spieler, wohin man blickte. Keine Frage: Der FC Bayern hat die neue Saison genau so erfolgreich begonnen, wie er sie beendet hatte - vom verlorenen Champions-League-Finale einmal abgesehen.

"Die Spieler haben verinnerlicht, was wir wollen"

Trotz des späten Trainingseinstiegs der WM-Stars zeigte sich das Team von Trainer Louis van Gaal schon wieder auf einem erstaunlich hohen Niveau und holte mit einem verdienten 2:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 den Supercup. "Ich glaube, dass die Mannschaft weiter ist als im Vorjahr", diktierte Trainer Louis van Gaal nach seinem dritten persönlichen Triumph mit dem FCB in die Mikrophone: "Die Spieler haben verinnerlicht, was wir wollen. Jeder weiß, was er machen muss."

Die Automatismen der letzten Spielzeit sind bei seinen Schützlingen derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass fünf Trainingstage für die WM-Rückkehrer genügten, um für das Duell mit den "Königsblauen" gerüstet zu sein. Doch auch konditionell wirkten Thomas Müller, Philipp Lahm und Co. bereits auf der Höhe - so, als habe es die strapaziöse Weltmeisterschaft und den anschließenden dreiwöchigen Urlaub gar nicht gegeben.

Bayern-Keeper Kraft beeindruckt

WM-Torschützenkönig Müller, der mit seinem Treffer in der 75. Minute die Bayern in Führung brachte, bringt es auf den Punkt: "Die Mannschaft hat das 'Sytem van Gaal' verinnerlicht." Ein deutlicher Vorteil gegenüber dem Saisonstart vor einem Jahr, als der holländische Übungsleiter seinen Schützlingen erst noch die passenden Laufwege und Spielzüge einimpfen musste.

"Wir waren sehr gut organisiert", fand auch van Gaal, der lediglich mit dem Spiel in die Offensive ein kleines Haar in der Suppe fand: "Es gab wenige Chancen, weil einige unserer kreativen Spieler nicht dabei waren." Ohne die verletzten Arjen Robben und Franck Ribery war der FC Bayern in der ersten Hälfte die spielbestimmende Mannschaft, auch wenn man zunächst noch keine große Torgefahr ausstrahlte.

Erst nach dem Seitenwechsel, als auch Schalke besser ins Spiel fand, kamen die Münchner zu Chancen, von denen Miroslav Klose mit einem Pfostenschuss die größte vergab. Auf der anderen Seite wurde das Team von Trainer Felix Magath vor allem nach Standardsituationen gefährlich, scheiterte aber ein ums andere Male am starken Thomas Kraft. Der Stellvertreter von Jörg Butt im Kasten des FC Bayern bekam von seinem Trainer ein Extralob: "Ich denke, er hat uns gerettet", sagte van Gaal gegenüber bundesliga.de.

Felix Magath will nachrüsten

Während der Niederländer mit seiner Mannschaft rundum zufrieden war, zog sein Gegenüber bei bundesliga.de ein durchwachsenes Fazit. "Wir müssen anerkennen, dass die Bayern besser waren und verdient gewonnen haben. Ärgerlich ist unsere schwache erste Halbzeit, während wir nach dem Seitenwechsel gut mitgespielt haben", resümierte Magath. Dann hatte auch Raul seine beste Szene, als er mit einem schönen Flugkopfball an Kraft scheiterte. Magaths Einschätzung nach den ersten 90 Pflichtspielminuten ("Bayern ist eine Nummer zu groß") will der Coach bis zum Bundesligastart korrigieren - und fordert daher Nachbesserungen: "Wir müssen personell nachlegen."

Diese Sorgen hat van Gaal nicht, der sich in der verbleibenden Zeit bis zum 1. Spieltag gegen Wolfsburg dem Feinschliff widmen kann. "Es haben ein paar Kleinigkeiten gefehlt", weiß Müller: "aber es ist wichtig, dass wir den ersten Titel in der Tasche haben." Dass es vermutlich nicht der letzte in der Spielzeit 2010/11 bleibt, ist nach dem Auftakt in Augsburg alles andere als utopisch. Gut möglich also, dass Spieler in rot-weißen Trikots auch im kommenden Mai bei Klängen eines Evergreens von Queen in einer Wolke aus Papierschnipsel gehüllt sind, während sie den nächsten Pokal entgegen nehmen.

Aus Augsburg berichtet Johannes Fischer