Mario Gomez wird voraussichtlich zur nächsten Länderspielphase wieder genesen sein
Mario Gomez wird voraussichtlich zur nächsten Länderspielphase wieder genesen sein

Der Mittelstürmer - eine bedrohte Art

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Wien - Es war nur eine kurze Notiz auf der Internetseite des Rekordmeisters Bayern München, doch bei Bundestrainer Joachim Löw dürfte die Nachricht große Wirkung gehabt haben. Nationalstürmer Mario Gomez, hieß es vergangene Woche, sei nach seiner OP am linken Sprunggelenk "voll im Plan", Schmerzen verspüre er "keine mehr". Gomez dürfte beim nächsten Doppelpack in der WM-Qualifikation am 12. Oktober in Dublin gegen Irland und vier Tage später in Berlin gegen Schweden wieder zum DFB-Aufgebot gehören - gut für Löw.

Die Nachwuchsstürmer sind da und brauchen noch Zeit

Gomez ist Mittelstürmer, ein "klassischer" noch dazu und gehört damit einer bedrohten Art an. Weil er derzeit fehlt, hat Löw in Miroslav Klose derzeit nur eine echte "Nummer 9" im Kader. Dieses Problem sei "nicht von heute auf morgen" zu lösen, sagt Löw. Der neue DFB-Sportdirektor Robin Dutt ist deswegen angehalten, im Jugend-Bereich verstärkt nach diesem Spieler-Typus zu sichten und Stürmer-Typen zu fördern. Löw hofft "langfristig" auf Besserung.



Kurzfristig, das belegt ein Blick auf die Alternativen, ist kaum Unterstützung für Klose und Gomez in Sicht. "Schauen Sie sich in der Bundesliga um: An typischen Zentrumsstürmern mangelt es", sagt Löws Assistent Hansi Flick der "Frankfurter Rundschau". Am zweiten Spieltag der Bundesliga standen drei deutsche Spieler als alleinige Mittelstürmer auf dem Platz: Bremens Nils Petersen, Düsseldorfs Stefan Reisinger und der Leverkusener Stefan Kießling. Letzterer, der immerhin schon sechs Mal für Deutschland auflief, könne einer Mannschaft "sehr viel geben", sagt Flick, und stünde "weiterhin unter Beobachtung".

Löw allerdings gilt nicht als Fan von Kießling. Die Karrieren von Stuttgarts Cacau und Gladbachs Mike Hanke in der Nationalmannschaft scheinen ohnehin beendet. Und Patrick Helmes, den Flick als Alternative nannte, fällt wegen eines Kreuzbandrisses noch länger aus. Auch aus dem Nachwuchsbereich drängt niemand nach. Die Hoffenheimer Peniel Mlapa und Kevin Volland sowie der Nürnberger Sebastian Polter seien "alles gute Jungs", sagt Flick und schränkt ein: "Sie sind noch jung und müssen sich weiter beweisen."

U-18-Trainer Horst Hrubesch widerspricht dem Eindruck, Deutschland gingen die Stürmer aus. "Es wachsen schon welche nach", sagt er, und nennt Niclas Füllkrug von Werder Bremen sowie Philipp Hofmann vom Zweitligisten SC Paderborn. Auch Samed Yesil gilt als große Hoffung. Ob eines der Talente im Männer-Bereich ankommt, ist offen.

"Er kann das mit seiner Qualität ausfüllen"



Der Mangel ist auch ein Nebeneffekt des seit Jahren veränderten Anforderungsprofils. Der klassische Strafraumstürmer ist kaum mehr gefragt, der technisch komplette, vielseitige "Bewegungsstürmer", der nach hinten arbeitet, dafür umso mehr. Manche klassische Stürmer wie der Dortmunder Julian Schieber weichen deshalb auf den Flügel aus. Und in manchen Mannschaften ist für einen echten Angreifer gar kein Platz mehr, sie spielen mit einer "falschen Neun" wie Spanien bei einigen EM-Spielen. Kein Wunder, dass Löw Dortmunds Marco Reus als Lösung sieht. "Er kann das mit seiner Qualität ausfüllen", sagt er.

Beim 3:0 gegen die Färöer brachte Löw indes Lukas Podolski für Klose. "Ich habe damals in Köln auch an vorderster Front gespielt und dort meine Tore gemacht", sagt der Arsenal-Profi. Am liebsten, und das weiß auch Löw, spielt Podolski aber auf der linken Seite.