Nach 32 Jahren im Dienst von Bayer Leverkusen heuerte Medizinmann Dieter "Tscholli" Trzolek (r.) in Köln an
Nach 32 Jahren im Dienst von Bayer Leverkusen heuerte Medizinmann Dieter "Tscholli" Trzolek (r.) in Köln an

Der Miraculix vom Rhein

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Sie nennen ihn Miraculix, Medizinmann, Wunderdoktor, er arbeitet mit Blutegeln, Weißkohl und Kirschsaft – und das auf höchstem Niveau. Die Rede ist von Dieter Trzolek, dem mit Abstand berühmtesten Physiotherapeuten der Bundesliga, der seit dieser Saison seine "magischen Kräfte" zum Wohle des 1. FC Köln nutzt.

Bodenständig erscheint das gebürtige Nordlicht aus Rotenburg/Wümme, etwas schroff vielleicht im ersten Moment, aber umso herzlicher auf den zweiten Blick.

"Große Ehre"

Deshalb sorgte sein Wechsel im Sommer von Leverkusen ausgerechnet zum rheinischen Rivalen nach Köln auch bei vielen Weggefährten für Verwunderung. Nach 32 Jahren im Verein hatte man dem Urgestein diesen Schritt nicht zugetraut, aber im Alter von 60 Jahren entschied der sich für einen Neuanfang.

"Für mich war es eine große Ehre, als so ein Traditionsverein wie der FC angerufen und gefragt hat, ob ich komme", erklärte der Kult-Physiotherapeut, der in der Domstadt auf alte Bekannte getroffen ist.

Mit Trainer Christoph Daum hatte er in Leverkusen eine erfolgreiche Zeit und auch Manager Michael Meier zählt zu Trzoleks Freundeskreis.

Große Erfahrung

Am Kölner Geißbockheim waren sie glücklich über den außergewöhnlichen Transfercoup, denn Trzolek, der nicht nur Bayer betreute und bereits bei über 1.000 Spielen mit auf der Bank saß, sondern auch bei drei Weltmeisterschaften die südkoreanische Nationalmannschaft begleitete, steht für außergewöhnliche, aber vor allem außergewöhnlich wirksame Heilungsmethoden.

"Jeder Spieler nimmt lieber etwas ohne Nebenwirkungen, als Medikamente, die Nebenwirkungen haben", bringt "Tscholli", wie er auch in Köln bereits von allen gerufen wird, seine Arbeit auf eine einfache Formel.

Außergewöhnliche Methoden

Regelrechte Mythen ranken sich um seine Heilmethoden. Trzolek züchtet Blutegel, um Blutergüsse schneller zu heilen, oder behandelt entzündete OP-Narben mit Weißkohlsuppe und Kirschsaft. Für den ausgebildeten Heilpraktiker, der seine Erfahrungen im Buch "Die natürliche Sport-Apotheke" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, sind das ganz selbstverständliche Methoden, die Aufregung um seine Person kann er oft nicht ganz nachvollziehen.

Immer wieder betont der 61-Jährige, dass viele seiner "Geheimnisse" schon 1895 in einem Kräuterbuch niedergeschrieben wurden. Das Besondere an Trzolek ist aber, dass er es immer wieder schafft, die sensiblen Fußballer von den Qualitäten dieser Naturheilmittel zu überzeugen. Und die staunen hinterher, wie schnell sie auf einmal wieder fit sind.

Das berühmte Pendel

Der spektakulärsten Geschichten ranken sich derweil um das berühmte Pendel des "Druiden". Mit dessen Hilfe und einigen Autogrammkarten hat er schon Torschützen für kommende Spiele ausgependelt, vor allem nutzt er es aber, um Störfelder im Körper aufzuspüren.

So wird dank des Pendels schon mal eine Zahnentzündung als Ursache für Muskelprobleme entlarvt. Auch das sieht der Kult-Mediziner in seiner bescheidenen Art als völlig normal an: "Das ist ja kein Hokus-Pokus. Wo keine Energie ist, ist auch kein Leben. Und das Pendel hilft, die Störfelder zu entdecken."

Der Mann, dem die Stars vertrauen

"Letzten Endes zählt nur, was hilft", entgegnet Trzolek Kritikern gerne und der Erfolg seit über drei Jahrzehnten gibt ihm Recht. Unzählige Stars von Bernd Schuster über Zé Roberto bis hin zu Michael Ballack hat der Medizin-Guru schon unter seinen Fittichen gehabt und sie alle mit seinen Methoden überzeugt.

Einzig Paulo Rink hatte kurzfristig mal Probleme, als er den Anblick der Blutegel nicht ertragen konnte und umkippte. Über Geschehnisse wie diese kann "Tscholli" herzlich lachen, denn auch gute Laune ist für ihn eine Art Medizin.

"Wir können keine Tore schießen"

Jetzt macht er also die Kölner Spieler mit seinen ungewöhnlichen Methoden fit. Und egal ob Murmeltierfett, Zwiebelsocken oder Pendel, Dieter Trzolek gibt auch bei seinem neuen Arbeitgeber alles für das Wohl der Kicker:

"Wir können zwar als Physiotherapeuten keine Tore schießen, aber wir können dazu beitragen, dass die Spieler topfit sind und Tore schießen. Ich versuche alles, damit wir in der Tabelle nach oben kommen!"

Stefan Kusche