Stephan Hain kam gegen Kaiserslautern zu seinem fünften Saisoneinsatz
Stephan Hain kam gegen Kaiserslautern zu seinem fünften Saisoneinsatz

Der Lautern-Schreck schlägt wieder zu

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Augsburg - Zwei verlorene oder ein gewonnener Zähler? Andreas Rettig antwortete diplomatisch. "Das wird man erst am Saisonende wissen", sagte der Manager des FC Augsburg nach dem Heim-2:2 im Kellerduell mit dem 1. FC Kaiserslautern und fühlte sich dennoch zu einer positiven Sichtweise bemüßigt. "Enorm wichtig war, dass wir nach dem 1:2-Rückstand noch einmal zurück gekommen sind."

Die drohende Niederlage hatte Stephan Hain abgewendet. Nur 22 Sekunden nach seiner Einwechslung für den glücklosen Sascha Mölders traf der "Joker" mit einem trockenen Rechtsschuss zum Ausgleich (66.). Der erste Bundesligatreffer des 23-Jährigen, der nach dem Abpfiff von den Medienvertretern umlagert wurde.

Hain trifft gerne gegen den FCK

"Ich bin aufs Feld und instinktiv in die Spitze gegangen", ließ er die entscheidende Szene noch einmal Revue passieren. "Plötzlich war der Ball da und ich habe ihn reingemacht." Wie Hain es schon zwei Mal in Vergleichen mit den "Roten Teufeln" getan hatte. "Ja, gegen Lautern läuft's besonders gut", bestätigte der eher schmächtige, aber trickreiche und im Abschluss eiskalte Stürmer.

2009/10, zu gemeinsamen Zeiten in der 2. Bundesliga, gelang ihm beim 4:1-Heimsieg die frühe Führung - ein kurioser Treffer. Tobias Sippel, seinerzeit im Kasten der Pfälzer, war einen Augenblick unaufmerksam und ließ sich just in dem Moment, als er zu einem Mitspieler passen wollte, den Ball von Hain abluchsen. Spektakulär dann das 1:0 beim 1:1 im Rückspiel auf dem Betzenberg. Nach einem unwiderstehlichen Solo von der Mittellinie aus behielt er erneut im Duell mit dem FCK-Keeper die Oberhand.

Von Thomas Tuchel entdeckt

Sollte Tor Nummer drei gegen die Lauterer dazu beitragen, dass es am Ende zum Klassenerhalt reicht, es wäre das zweite bedeutende, das dem im Sommer 2007 aus dem niederbayerischen Ruhmannsfelden nach Augsburg gekommenen Hain in seiner noch jungen Profikarriere gelungen ist. Denn auch am Aufstieg war das vom seinerzeitigen FCA-Nachwuchscoach und jetzigen Mainzer Bundesligatrainer Thomas Tuchel entdeckte Talent maßgeblich beteiligt. Im letzten Heimspiel der vergangenen Saison gegen den FSV Frankfurt erzielte der Angreifer - ebenfalls in der "Jokerrolle" - den 2:1-Siegtreffer, schoss den Verein damit erstmals in seiner Geschichte in den Kreis der 18 deutschen Eliteclubs.

Einer langwierigen Verletzung wegen kam Hain in dieser Saison erst zu fünf Punktspieleinsätzen - jeweils als Teilzeitkraft. Ist die Zeit nun reif für einen Platz in der Startelf? "Ich werde keine Ansprüche stellen", gab sich der BWL-Student bescheiden und zeigte Verständnis für seinen Kollegen Mölders, der aus Nahdistanz zwei Großchancen ausgelassen hatte (40., 62.). "Als Stürmer hast du solche Tage, an denen einfach nichts geht."

Nicht nur als Stürmer. Auch Tobias Werner verballerte frei vor Schlussmann Kevin Trapp (14.). Der Mann auf der linken Außenbahn ist Wiederholungstäter im Vergeben von Hochkarätern und für Andreas Rettig deshalb ein Fall für Anschauungsunterricht. "Ich werde ihm eine DVD von Gerd Müller schenken", witzelte der Manager, um sogleich dem Ernst der Lage angemessen fortzufahren: "Es ist wichtig, dass hier niemand zum Sündenbock gestempelt wird."

Probleme bei des Gegners Standards

Tatsächlich wäre es nicht die feine Art und obendrein ungerecht, das unbefriedigende Ergebnis allein den beiden Offensivkräften anzulasten. Dass es auch im Defensivverhalten erhebliche Mängel gab, dokumentierte sich in den Gegentreffern. Beide, erzielt von dem jeweils mit nach vorn geeilten Außenverteidiger Florian Dick, hatten ihren Ausgangspunkt in Standardsituationen und zeigten damit eine Schwäche auf, die den FCA schon mehrfach wertvolle Punkte gekostet hat.

Was im Detail falsch gemacht wird, hatte Jos Luhukay seinen Kickern per Videoanalyse vor Augen geführt, ohne aber die erhoffte Wirkung zu erzielen. "Die Spieler haben nicht die richtigen Lehren daraus gezogen", kritisierte der Trainer offen. Zugeknöpft gab sich der Niederländer dagegen, als er gefragt wurde, wer denn für die Bewachung des Doppeltorschützen zuständig gewesen sei. "Das", sagte Luhukay, "würde die Sache noch schlimmer machen." Woraus sich unschwer schließen lässt: Mölders hatten den Auftrag, sich bei Standards der Lauterer um Florian Dick zu kümmern.

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse