Huub Stevens bringt den VfB Stuttgart mit dem dritten Heimsieg unter seiner Regie auf Kurs Klassenerhalt
Huub Stevens bringt den VfB Stuttgart mit dem dritten Heimsieg unter seiner Regie auf Kurs Klassenerhalt

Der "Knurrer" ist der Star

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Stuttgart - Mittlerweile hat man sich an ihn gewöhnt. Huub Stevens mag Pressekonferenzen nicht besonders und auch keine dumme Fragen. Antworten gibt er gerne einsilbig und direkt in der Ansprache. Vor allem weiß mittlerweile jeder im Umfeld des VfB Stuttgart, dass es dem Niederländer Stevens, dem "Knurrer von Kerkrade", immer nur um eines geht: den maximalen Erfolg.

Defensivstärke als Schlüssel

Dafür ist ihm jedes Mittel Recht. "Schön spielen"  bringe im Abstiegskampf wenig, sagte er auch nach dem so eminent wichtigen 3:1-Erfolg iner Stuttgarter gegen den FC Schalke 04. Auf das Ergebnis komme es an, so Stevens, von denen von ihm immer wieder propagierten "Endspielen" seien nun noch drei übrig.

Dass die kriselnden Stuttgarter diese mit nun vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge optimistisch angehen können, ist auch der Verdienst von Stevens. Dem erfahrenen Trainer ist es in den letzten Wochen gelungen, seinem einstmals komplett verunsichertem Gefüge Stabilität einzuhauchen. Zweikampfstärke, Disziplin, Kampfgeist - Tugenden, die der VfB Stuttgart nun endlich wieder lebt. Das zahlt sich aus in der Tabelle.

Stevens selbst trat nach dem letztlich verdienten Sieg gegen die Schalker auf die Euphoriebremse. "Ich muss den Kampfgeist unserer Mannschaft loben", sagte er. "Dieser hat uns in dieser Begegnung wohl auch die drei Punkte gebracht. Es war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung - mehr nicht." Understatement also, Stevens ist penibel darauf bedacht, in Stuttgart Schritt für Schritt zu gehen. Dabei war die Leistung gegen die Schalker stark. Von Beginn an standen die Schwaben in der Defensive enorm sicher, ließen die Schalker zwar spielen, Torchancen aber blieben für die "Königsblauen" Mangelware.

Die Abwehr steht also wieder beim VfB, aber auch offensiv haben sie wieder wieder einiges zu bieten. Vor allem der wiedergenesene Daniel Didavi könnte im Kampf um den Klassenerhalt den Ausschlag geben, auch gegen Schalke zeigte Didavi, der kurz vor der Sportinvalidität stand, eine bärenstarke Leistung. Aber Stevens ist auch immer wieder für Überraschungen gut. Dass ausgerechnet der zuletzt eher formschwache Cacau den Vorzug vor Vedad Ibisevic und auch Timo Werner erhielt - damit war nicht zu rechnen. Der gebürtige Brasilianer dankte es seinem Coach mit einem engagierten Auftritt und dem so wichtigen 2:0-Kopfballtreffer.

Aufbruchstimmung in Stuttgart

In Stuttgart herrscht endlich wieder Aufbruchsstimmung. Das Stadion ausverkauft, der Sponsor hatte 40.000 Fähnchen verteilt, der Mannschaftsbus wurde mit einem Fanspalier empfangen - die Schwaben stehen hinter ihrer Mannschaft. Stevens allerdings wäre nicht Stevens, wenn er nicht vor permanent vor Übermut warnen würde. "Man hat auch in dieser Partie gemerkt, dass in den Spielern noch eine gewisse Verunsicherung steckt", sagte der "Feuerwehrmann".

Aber auch den Stuttgarter Akteuren merkte man die Erleichterung am Sonntagabend an, viel zu oft hatte man in der laufenden Saison einen Vorsprung in den letzten Minuten noch weggegeben. "Nach dem dritten Tor herrschte Erleichterung pur. Das Mentale ist im Abstiegskampf das Schwierigste", wusste auch Harnik.

Cacau bedankt sich

Einer der Glücklichsten aber war nach dem Sieg gegen die Schalker der Angreifer Cacau. Wegen vieler Verletzungen kam Cacau nie richtig in die Saison, jetzt aber er war da - vielleicht zu einem entscheidenden Zeitpunkt. "Ich muss vor allem meiner Frau und meiner Familie danken, die mich immer unterstützt haben und Gott", so der gläubige Christ am Sonntagabend.

Nun also sind es noch drei Partien, vier Punkte Vorsprung, am Freitag geht es nach Hannover. Keine leichte Aufgabe, sind doch auch die Niedersachsen im Aufwind. Klar ist aber: Hören die Stuttgarter auf ihren "Knurrer", dann wird die Rettung immer wahrscheinlicher.

Aus Stuttgart berichtet Jens Fischer