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BVB-Trainer Jürgen Klopp lässt sich weiterhin nicht aus der Reserve locken
BVB-Trainer Jürgen Klopp lässt sich weiterhin nicht aus der Reserve locken

Der Genießer schweigt

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Dortmund - Jürgen Klopp wollte sich nicht aus der Reserve locken lassen. Das M-Wort, das medial schon vor Wochen eingefordert worden war, wollte er auch diesmal nicht über die Lippen lassen. "Natürlich kann ich die Tabelle lesen, aber das konnte ich auch schon vor dem 1. Spieltag."

Warum hätte er auch mehr sagen sollen? Schließlich genießt der Genießer seit jeher am liebsten stumm. Und bei 40 Punkten aus 15 Spielen - in der Vorsaison hatte der damalige Tabellenführer Bayer Leverkusen zum gleichen Zeitpunkt 31 Zähler - sprechen eh die Fakten für sich.

"Gibt Schlimmeres als 40 Punkte zu haben"

Souveräner als der BVB ist wohl selten einmal ein Herbstmeister gekürt worden. Borussia Dortmund hat bei weitem die meisten Treffer erzielt (37) und die mit Abstand wenigsten (9) bekommen. Und was die Punkte angeht, nur fünf der 45 zu vergebenden nicht selbst eingeheimst. In dieser Mannschaft stimmt eben einfach hinten und vorne so viel, dass es töricht wäre, Erwartungshaltungen zu formulieren, die intern natürlich längst ausgesprochen sein dürften.

Wer mit zehn Punkten Vorsprung vor dem Tabellen-Zweiten rangiert, gibt in der Mannschaftskabine sicher nicht Platz 9 als Saisonziel aus. Auch wenn er wie der Coach alles tut, um den Etappenschritt vom Wochenende kleinzureden: "Dass wir Herbstmeister sind, haben wir schon am Vorabend bei der Landung mit dem Flugzeug erfahren." Freut er sich? "Es gibt sicher Schlimmeres als 40 Punkte zu haben."

Als Kollektiv eine Klasse für sich

Stattdessen lobte Klopp die unterlegene Nürnberger Mannschaft, die tatsächlich äußerst wacker dagegengehalten hatte, als "brutal schweren" Gegner, der einem "alles abverlangt" habe. Falsch war das nicht; falsche Bescheidenheit schon eher. Schließlich hatte der BVB auch gegen Nürnberg nach Toren von Mats Hummels (23.) und Robert Lewandowski (88.) mal wieder so überzeugend gewonnen, dass sich auch auf Seiten des Gegners keiner finden wollte, der an der Berechtigung des Sieges auch nur leise Zweifel geäußert hätte.

Dieses Team - und da würde wohl nicht einmal Jürgen Klopp widersprechen - ist einfach im Kollektiv eine Klasse für sich. Roman Weidenfeller ist ein anerkannter Rückhalt, die Innenverteidigung um Mats Hummels und Neven Subotic ist derzeit das Maß der Dinge in der Liga, die Mittelfeldreihe um den auch gegen Nürnberg wieder famosen Nuri Sahin macht einfach Spaß. Wenn man dann noch einen Ausnahmestürmer wie Lucas Barrios ersetzen kann - Lewandowski machte seine Sache ordentlich - hat man schon einen sehr guten Kader zusammen.

Piszczek mit 25 Jahren ältester BVB-Spieler

Das wiederum weiß keiner besser als Klopp selbst. Der Coach hat sich ja in der Vergangenheit von solch anerkannten Kräften wie Mladen Petric, Florian Kringe oder Alexander Frei getrennt. Und hat bei all diesen Maßnahmen Recht behalten. Er hat eine Mannschaft zusammengestellt, die so jung ist, dass im Nürnberger Schneetreiben Lukasz Piszczek mit seinen 25 Jahren der älteste und Marcel Schmelzer mit gerade einmal 22 Lenzen der zweitälteste Feldspieler war.

Ein kleines Lob wurde aber dann doch noch vergeben: "Meine Mannschaft hat schon eine außergewöhnliche Mentalität", sagte Klopp, "die Jungs halten sich ja gegenseitig in der Spur." Diese Mannschaft hat noch viel vor - nicht nur in dieser Saison, in der man nebenbei bemerkt, bereits jetzt 17 Punkte Vorsprung auf den FC Bayern München hat. Wie sagte doch Jürgen Klopp so schön: "Es ist sicher besser, Herbstmeister zu sein, als es nicht zu sein."

Christoph Ruf