Jupp Heynckes will den Spielern wieder Spaß vermitteln
Jupp Heynckes will den Spielern wieder Spaß vermitteln

Der Geist vom Limmerhof

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So, jetzt mal von vorne. Jupp Heynckes hat in dieser Woche beim FC Bayern die ganz grundlegenden Dinge des Fußballs mit seiner Mannschaft besprochen, so grundlegend, dass er zu guten, alten Methoden greift. "Ich habe den Spielern alles vorher an der Tafel gezeigt, was ich mir vorstelle. Ich denke, das muss man vorher erklären."

Es hört sich so an, als ob der Interimstrainer schlicht die Grundlagen der Spieler durchgehen will, um so die "Blockade" zu lösen, von der in dieser Woche ja sehr viel geredet worden war. "Ich habe den Spielern gesagt: Wie man sich bettet, so schläft man. Und das heißt auch: Wie man trainiert, so spielt man."

Und das soll natürlich im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) gleich greifen, um so das erklärte Ziel, die direkte Qualifikation für die Champions League, nicht aus den Augen zu verlieren.

Nicht so "knubbeln"

Heynckes' Tafelansprachen wurden dann auch auf dem Trainingsplatz sofort umgesetzt, angefangen bei den Standards. "Bei den Eckbällen war das noch ein bisschen holprig", sagt der 63-Jährige. Die Spieler müssten sich da noch besser reinbewegen und zusehen, dass es nicht so "knubbelt", also alle auf demselben Fleck stehen.

"Positiv überrascht war ich von den Freistößen von der Seite. Und noch besser waren die direkten Freistöße. Unglaublich, wie viele da verwandelt wurden. Da sieht man, was für ein Potenzial in den Spielern steckt."

Besonders angetan war Heynckes offenbar von Lukas Podolski. Einerseits habe er einen beeindruckenden Spannschuss, mit dem er selbst, Heynckes, wohl "500 Bundesligatore gemacht hätte anstatt nur 220". Doch Podolski habe eben nicht nur Talent, sondern bisher auch viel gearbeitet. Sehr gut möglich also, dass Podolski am Samstag von Anfang an spielen wird.

Jeder Spieler ist gefragt

Zumal Heynckes wenig davon hält, nur mit einem Stürmer zu spielen. Natürlich hat er sich nicht nur Gedanken über die Standards gemacht, sondern auch über die richtige Taktik für die verbleibenden Bundesligaspiele. "Es ist wichtig, dass man im Angriff das Feld groß macht, und dass man es in der Verteidigung möglichst klein macht. Da ist jeder Spieler gefragt." Deshalb sei das System, in dem man spiele, erst einmal nicht so wichtig - Hauptsache die Umsetzung stimmt.

Mit Jupp Heynckes ist, wenig überraschend, ein Stück des alten FC Bayern wieder eingekehrt an der Säbener Straße. Vieles erinnert plötzlich wieder an früher, wie zum Beispiel die Maßnahme, den Abend vor den Spielen im "Limmerhof" außerhalb Münchens zu verbringen.

Der Trainer lässt durchscheinen, dass er da auch ein Stückweit Nostalgiker ist. Im Limmerhof habe man einen Raum für Besprechungen, und "in dieser Münchner Stube sind schon große Titel vorbereitet worden."

Zwischen Spaß und Angespanntheit

Die Umstellungen im Training sind bei der Mannschaft offenbar gut angekommen. "Es geht ja auch darum, dass die Spieler Spaß haben", sagt Heynckes am Schluss des 21-minütigen Gesprächs.

Doch dann kommt Philipp Lahm, und das erste Wort, das er sagt, ist: "Angespannt." Man sei drei Punkte hinter dem Tabellenführer Wolfsburg, einen Punkt hinter dem zweiten Platz, "da muss man sich schon sehr konzentrieren". Aber ja, man habe auch Spaß, denn man freue sich auf die kommenden Aufgaben.

Der Verteidiger bestätigt, dass vieles im Training nun anders läuft. "Es ist ja eine schwierige Situation, der Trainer muss Optimismus ausstrahlen und Sicherheit geben." Er persönlich habe überhaupt nichts dagegen, dass nun echte Kleinigkeiten besprochen werden, oder dass ein schlechter Einwurf im Training noch einmal ausgeführt werden muss.

So einfach wie möglich spielen

Die Marschroute ist klar: Jupp Heynckes, versucht alles seinen Spielern mitzuteilen: Spielt so einfach wie möglich. Viel mehr ist in dieser kurzen Zeit auch kaum möglich. Aber gleichzeitig ist er fest überzeugt, dass diese Taktik aufgeht: Er ist ganz einfach überzeugt, dass die Spieler das nötige Talent haben.

Wenn das stimmt, sind das keine guten Nachrichten für das abstiegsbedrohte Borussia Mönchengladbach.

Von der Säbener Straße berichtet Christoph Leischwitz