Alexander Hleb (l.), Pavel Pogrebnyak und Co. holten in zwölf Spielen bisher zehn Punkte
Alexander Hleb (l.), Pavel Pogrebnyak und Co. holten in zwölf Spielen bisher zehn Punkte

Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach

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Tabellerarisch gesehen hält die Talfahrt des VfB Stuttgart weiter an. Trotz des torlosen Unentschiedens bei Borussia Mönchengladbach fielen die Schwaben im Bundesliga-Klassement einen weiteren Platz zurück auf Rang 15.

Doch die Leistungen in den letzten drei Partien geben Anlass zur Hoffnung auf ein Ende des Abwärtstrends.

"Wieder stabil geworden", aber nicht zufrieden

Nach fünf Pflichtspielniederlagen in Folge hat sich der VfB mit zuletzt drei Remis in Serie - gegen Bayern München, den FC Sevilla in der Champions League und eben die "Fohlen" - wieder etwas gefangen. Zwar ist es noch zu früh, um von einer wirklichen Trendwende zu sprechen, doch die Schwaben konnten zumindest in der Defensive ihre Probleme abstellen.

Krasse individuelle Fehler blieben aus, die Elf von Trainer Markus Babbel punktet deshalb wieder. "Wir sind in den letzten Spielen wieder stabil geworden", findet Keeper Jens Lehmann. Die "Dreier" bleiben allerdings aus.

"Es ist nicht zufriedenstellend. Wir treten auf der Stelle, was die Punkte betrifft", ist Manager Horst Heldt daher unzufrieden: "Der Punkt in Mönchengladbach ist zu wenig. Auf der anderen Seite müssen wir aber nach dem Spiel nüchtern sagen, dass wir froh sein können, überhaupt einen Punkt mitgenommen zu haben."

Babbel bemerkt Verunsicherung

Vielleicht kommt die Länderspielpause für den VfB Stuttgart gerade zur rechten Zeit. Die Spieler können nach neun sieglosen Spielen in den vergangenen sechs Wochen etwas verschnaufen und versuchen, den Kopf für das wichtige Schlüsselspiel gegen den Tabellenletzten Hertha BSC freizubekommen.

"Die Resultate sind nicht da, die Verunsicherung ist gekommen. Man merkt auch, dass die Jungs permanent alle drei Tage spielen mussten", hat VfB-Coach Markus Babbel festgestellt. Daher war er mit dem "glücklichen Punkt" im Borussia-Park "hochzufrieden". Jetzt aber muss der Befreiungsschlag her.

Gegen die Berliner peilt die Babbel-Truppe das so dringend benötigte Erfolgserlebnis an, das dem Team Luft im Abstiegskampf verschaffen würde und einen Schub für die restlichen Spiele in Bundesliga und "Königsklasse" bringen könnte. Die Mannschaft hat den Ernst der Lage verstanden.

"Es fehlt der Sieg" und ein bisschen Glück

"Wir sind in einer Tabellenregion, in der wir nie sein wollten. Wir müssen alles tun, um da wieder herauszukommen", fordert VfB-Kapitän Thomas Hitzlsperger: "Es fehlt der Sieg. Wir nähern uns dem Sieg nach den drei Unentschieden in Folge wieder ein bisschen. Wir müssen eine Serie hinlegen. Sonst werden wir in der Rückrunde immer noch im letzten Tabellendrittel sein, und das ist wirklich keine schöne Situation."

Die Gründe für die Stuttgarter Misere sind bekannt. Trotz namhafter Neuverpflichtungen konnte der Abgang von Torjäger Mario Gomez noch nicht adäquat kompensiert werden. Der VfB erzielte in zwölf Bundesliga-Spielen nur zehn Tore.

Schon sieben Mal gingen die Schwaben in dieser Saison leer aus. Hinzu kommt momentan auch eine gehörige Portion Pech in Form etlicher Aluminiumtreffer. Das Selbstvertrauen ist weg, die ungewohnte Situation wird zum mentalen Problem.

Kuzmanovic sieht gute Ansätze

So hat sich der Champions-League-Teilnehmer fürs Erste in den hinteren Tabellenregionen eingenistet. "Wir werden an Siegen gemessen, die holen wir nicht", ist auch Mittelfeldspieler Zdravko Kuzmanovic frustriert: "Man kann uns aber nichts vorwerfen. Wir spielen immer besser, dominieren spielerisch. Irgendwann kommen die Tore und die Resultate. Jeder Einzelne muss im Kopf den Willen haben, das Tor zu schießen."

Beim Krisengipfel gegen die Hertha müssen die Stuttgarter den Worten nun Taten folgen lassen.

Tobias Gonscherowski