Lionel Messi gelang kein eigener Treffer bei dieser Endrunde in Südafrika
Lionel Messi gelang kein eigener Treffer bei dieser Endrunde in Südafrika

Der "Floh" weint: "Messi ist nicht Maradona"

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Am Ende hinterließ Lionel Messi doch noch einen bleibenden Eindruck - auf dem Oberschenkel von Arne Friedrich. "Er ist da draufgesprungen und hat mir eine kleine Markierung gegeben", sagte der Berliner über die einzige unangenehme Begegnung mit dem Weltfußballer im WM-Viertelfinale.

Dabei hatte Messi doch eigentlich dem Turnier seinen Stempel aufdrücken wollen, wie sein Vorbild und Trainer Diego Maradona 1986. In Südafrika scheiterten sie beide.

Wie ein Häufchen Elend in der Kabine

Während Maradonas Zukunft als Coach der "Albiceleste" nach dem 0:4 (0:1) gegen die DFB-Elf offen ist, hat der 23 Jahre alte Messi wohl mindestens noch zwei Weltmeisterschaften vor sich. Doch diese Aussicht tröstete ihn keineswegs über die höchste WM-Niederlage der Argentinier seit einem 0:4 gegen die Niederlande bei der WM 1974 in Deutschland hinweg.

Wie ein Häufchen Elend saß Messi in der Kabine, weinte hemmungslos, war von niemandem zu trösten. Wortlos und leichenblass schlich er eineinhalb Stunden dem nach Spielende aus dem Green-Point-Stadion in Kapstadt. Messi verabschiedete sich von der großen Fußball-Bühne durch den Hinterausgang. Geschlagen, verprügelt, gedemütigt.

Maradona und Kollegen nehmen ihn in Schutz

Maradona hatte zum WM-Triumph der Argentinier vor 24 Jahren in Mexiko fünf Tore und fünf Vorlagen beigesteuert, Messis WM-Bilanz lautet: vier Assists - und null Tore bei 30 Schussversuchen. Das Urteil der heimischen Presse war vernichtend: "Alle Verantwortung fiel auf Messi, und Messi ist nicht Maradona", schrieb die Zeitung "Clarin".

Maradona nahm "El Pulga", den Floh, in Schutz. "Messi hat eine große WM gespielt. Ich habe ihn in der Kabine weinen sehen, das war sehr hart. Wer sagt, dass Leo die argentinischen Farben nicht würdig vertreten hat, ist ein Idiot", sagte er.

Auch die wenigen Mitspieler Messis, die sich den kritischen Fragen der Reporter stellten, verteidigten den von einer Erkältung etwas geschwächten Star. "Es ist nicht die Schuld von Messi. Er ist ein Klassespieler, aber die Deutschen haben es ihm eben sehr schwer gemacht", sagte etwa Carlos Tevez.

"Fähigkeiten nicht ausgenutzt"

Tatsächlich rieb Messi sich in zahllosen Duellen gegen Bastian Schweinsteiger ebenso auf wie in Zweikämpfen mit der Defensive um Friedrich. Ein Schüsschen hier, ein brotloses Dribbling da: Es war eine Bewerbung für die inoffizielle Auszeichnung zum "least valuable player", des am wenigsten wertvollen Spielers. Und das nach einer Saison, in der er für den FC Barcelona in 35 Ligaspielen 34 Tore erzielt hatte.

Messi, sagten die Experten, müsse den Goldenen Ball für den besten Fußballer der WM nur noch abholen. Doch wenn nicht er, wer trägt dann die Schuld daran, dass es nicht soweit kam? Das Blatt "Clarin" wies sie indirekt Maradona zu: "Die Fähigkeiten des weltbesten Spielers wurden nicht ausgenutzt."

Auch Philipp Lahm zielte in seiner Analyse in diese Richtung. "Man hat auch in diesem Spiel gesehen, dass Messi sehr, sehr viel Qualität hat. Aber er braucht auch eine Mannschaft um sich herum", sagte der deutsche Kapitän, "und diese Mannschaft war heute nicht gut eingestellt." Ein Versäumnis von Trainer Maradona.

Messi weiß um die Bedeutung des WM-Titels

Die große Karriere des Spielers Maradona schien Messi häufiger schon zu belasten. Er wollte alles so machen wie er. Und wirklich: Er erzielte ein Handtor, ähnlich dem Maradonas 1986 gegen England, und er kopierte dessen Tor des Jahrhunderts aus dem gleichen Spiel - beides in ein und derselben Partie, einem Pokalspiel gegen Getafe.

Nun sollte er es Maradona wieder gleichtun und eine WM (nahezu) im Alleingang gewinnen - und wieder stand ihm "El Dieguito" im Weg. "Wenn man ein ganz großer Spieler werden will, muss man einmal die WM gewinnen", hatte Messi dieser Tage erzählt. Er wird 2014 im Land des Erzrivalen Brasilien einen neuen Anlauf nehmen. Wohl ohne Diego.