Nach dem souveränen Gewinn der Deutschen Meisterschaft gilt bei den Bayern mit Blick auf das Champions-League-Finale laut Matthias Sammer die Devise: "Langsam Spannung aufbauen - und dann im Spiel explodieren"
Nach dem souveränen Gewinn der Deutschen Meisterschaft gilt bei den Bayern mit Blick auf das Champions-League-Finale laut Matthias Sammer die Devise: "Langsam Spannung aufbauen - und dann im Spiel explodieren"

Der FC Bayern zeigt Gelassenheit

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München - Die ganze (Fußball-)Welt spricht vom "German Endspiel" in Wembley, die Vorfreude der Fans kennt keine Grenzen - doch Bayern München ist inmitten des Hypes um Normalität bemüht. "Was kannst du am Montag oder Dienstag tun? Nichts!", sagte Matthias Sammer. "Heute, morgen oder übermorgen durchzuknallen, bringt gar nichts. Wir müssen eine gewisse Gelassenheit entwickeln, langsam Spannung aufbauen - und dann im Spiel explodieren", ergänzte der Sportvorstand des FC Bayern mit Nachdruck.

Sammer kennt die Erfolgsformel

Während um sie herum alles verrücktspielt, wollen die Bayern nur eins: Ruhig bleiben - und damit alles anders machen als beim "Finale dahoam", das am 19. Mai 2012 mit dem "Drama dahoam" endete. Er sei damals noch kein Bayern-Insider gewesen, sagte Sammer am Dienstag im proppenvollen Presseraum an der Säbener Straße, "doch ich hatte den Eindruck: Wir sind krampfhaft irgendwas hinterhergerannt. Von früh bis abends hieß es: das Finale dahoam, hoffentlich enttäuschen wir keinen, hoffentlich gewinnen wir. Es ging nicht um das Wie und darum, was es braucht, um zu gewinnen."



Deshalb müsse am Samstag im Wembley-Stadion in London bei allen der Gedanke im Vordergrund stehen: Wie ist Borussia Dortmund, dieser "starke Gegner" (Sammer), zu schlagen? Er kenne die Antwort, sagte Sammer und bemühte seine drei viel zitierten Erfolgsformeln: Die Rolle und Ausstrahlung der Führungsspieler Lahm, Schweinsteiger und Neuer, "unser Wirken gegen den Ball" und die "Stärke im Ballbesitz". Kurz gesagt: Die Bayern müssten all das zeigen, was sie ihre ganze Rekord-Saison über schon gezeigt haben. Also: alles normal.

Alles normal? Nicht ganz. Die drei Einheiten, die Trainer Jupp Heynckes in dieser Woche in München abhält, finden allesamt hinter verschlossenen Türen statt - das ist bei den Bayern, die sich gerne als weltoffener Klub sehen, sonst anders. Normal ist auch nicht, dass der Klub im Internet die Stunden und Tage bis zum Finale zählt und die Euphorie etwa bei Twitter unter "#Packmas" noch anheizt.

Arjen Robben, der unmittelbar nach Sammer vor die Presse trat, hat Sammers Marschroute jedoch verinnerlicht. "Auf einmal früh ins Bett gehen, anders essen - nein, bleib normal!", gab er als Devise aus. Warum ausflippen? Es ist doch nur das wichtigste (End-)Spiel des Jahres. In dem Wettbewerb, in dem die Bayern 2010 und 2012 das Finale verloren haben.

Robben: "Wir wissen was zu tun ist"



Haben die Bayern keine Angst vor einer erneuten Pleite? "Wenn du denkst: Uhhh, wir dürfen nicht verlieren, musst du aufhören", sagte Robben. Nach 2010 und 2012 wüssten die Münchner, "was zu tun ist". Er habe bei all seinen Mitspielern "das Gefühl: Wir packen das! Wir wissen, was wir können. Wir werden am Samstag da sein, da habe ich keine Zweifel."

Sammer ging in seinem Bemühen um Normalität so weit, Heynckes öffentlich zu raten, dieser müsse "ein ganz, ganz feines und gutes Gespür dafür haben, wie er mit der Mannschaft umgeht". Der Coach müsse eine "Ansprache wie das ganze Jahr über wählen". Dass der 68 Jahre alte Heynckes dies tun wird, daran glaubt Sammer fest. "Er hat das absolute Gefühl, das absolute Vertrauen."

Entscheidend ist auf dem Platz



Letztlich aber sei all das Gerede zweitrangig, meinte Sammer. "Es wird viel geredet und berichtet, aber ich habe noch kein Finale mit Berichten oder Reden gewonnen."

Ganz entziehen konnte sich aber auch Sammer all der Begeisterung nicht. "Ist das nicht schön, dass wir ein Finale spielen können, an dem die ganze Gesellschaft teilnimmt? Musik, ich erwarte auch die Politik in den nächsten Tagen, Wirtschaft sowieso. Diese Kraft hat der Fußball, das ist wunderbar", sagte er.

Doch dann ordnete er auch diese Gefühle dem höchsten Ziel unter. "Fangen wir deshalb jetzt an zu verkrampfen?", fragte er rhetorisch. Nein, lautete die Botschaft, wir doch nicht! Alles ganz normal hier.