Claudio Pizarro, der zwei Treffer erzielte, hatte sogar noch ein drittes Tor auf dem Schlappen
Claudio Pizarro, der zwei Treffer erzielte, hatte sogar noch ein drittes Tor auf dem Schlappen

Dämpfer für die Nimmersatten

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München - Am Ende waren sich alle einig. Das 3:3 gegen Hoffenheim bewerteten Spieler und Trainer gleichermaßen als kleinen Schuss vor den Bug - rechtzeitig vor dem Champions-League-Duell gegen Manchester United. "Wir müssen sofort analysieren, was heute passiert ist. Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, sind wir kein Favorit am Dienstag", sagte Münchens Meistermacher Pep Guardiola (Meisterseite 2014) nach dem ebenso spektakulären wie leicht irritierenden Remis in der Allianz Arena.

"...dann haben wir Probleme"

Dass die unglaubliche Erfolgsserie des alten und neuen Deutschen Meisters von 19 Siegen an diesem warmen Frühlingstag riss, spielte nur am Rande eine Rolle. Aus Bayern-Sicht war erschreckender, dass die Gäste aus dem Kraichgau einige Schwachstellen des FC Bayern in den zweiten 45 Minuten schonungslos aufdeckten (Viele Negativ-Premieren).

Mit extremem Pressing schaffte es die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol wiederholt, die Abwehr des Rekordmeisters in leichte Panikanflüge - und Guardiola in Erstaunen zu versetzen. "In der zweiten Halbzeit war der Gegner klar besser. Da sind wir nicht in unser Passspiel gekommen, dann haben wir Probleme", gestand der spanische Übungsleiter.

Dass Guardiola den Defensivverbund kräftig durchrotierte und Jerome Boateng sowie David Alaba vor dem wichtigen Spiel gegen United eine Pause vergönnte, mochte er nicht als Ausrede gelten lassen. Noch härter als der fahrige Auftritt nach dem Seitenwechsel traf Guardiola allerdings die Verletzung von Thiago, der in der 25. Minute ausgewechselt werden musste und in der laufenden Saison wohl nicht mehr zum Einsatz kommen wird.

"Wir werden ihn gegen Manchester vermissen, wir sind ein bisschen weniger ohne ihn", blickte Guardiola schon auf die kommende Aufgaben ohne seinen Musterschüler. Und auch die Bayern-Profis empfanden die Nachricht von der Verletzung ihres Mannschaftskollegen schlimmer als den verpassten Dreier. "Bitter", sagte Kapitän Philipp Lahm, der Spanier sei schließlich ein Spieler mit "dem gewissen Etwas". Gleich "katastrophal" nannte Thomas Müller den Ausfall.  

Jammern auf höchstem Niveau

Nur gut, dass die Münchner einen so breiten und qualitativ hochwertigen Kader besitzen, um auch diesen Ausfall einigermaßen zu kompensieren. So fehlte gegen Hoffenheim auch Toni Kroos, der sich den Auftritt seiner Kollegen samt Familie auf der Tribüne anschaute - in Manchester dürfte er wieder auf dem Rasen stehen. 

Dass es überhaupt Anlass zu leichter Kritik gab, war in der ersten Halbzeit noch nicht abzusehen. Da hatten die Münchner nach dem frühen Gegentor durch Anthony Modeste ihr gewohntes Kurzpassspiel aufgezogen und dem Gegner innerhalb von zehn Minuten mit drei Treffern scheinbar den Zahn gezogen.  

Und so war es letztlich ein Jammern auf höchstem Niveau, was der frischgebackene Meister nach den turbulenten 93 Minuten von sich gab. "Es ist eben nicht immer einfach. Wir hatten nach dem Spiel in Berlin zwei Tage frei, haben uns dann am Freitag im Grunde schon auf das Spiel in Manchester vorbereitet", gestand Philipp Lahm. Wenn sie ihre Lehren daraus ziehen, dann waren die ersten verlorenen Heimpunkte in dieser Saison am Ende Gold wert.

Aus München berichtet Johannes Fischer