Beim Audi Cup Finale stand Takashi Usami zum ersten Mal volle 90 Minuten lang für den FC Bayern auf dem Platz
Beim Audi Cup Finale stand Takashi Usami zum ersten Mal volle 90 Minuten lang für den FC Bayern auf dem Platz

Der dickste Fisch im Teich

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München - So niedlich wie ein Tamagotchi, so wertvoll wie ein Teich voller Koi-Karpfen. Der neuste Importschlager aus Japan heißt Takashi Usami und sorgt beim FC Bayern München für Furore.

Beim Audi Cup war ihm nicht anzumerken, dass er erst seit Mitte Juli in München ist. Auf und neben dem Platz ist er geradezu ein Bilderbuch-Neuzugang: Er ackert er auf dem Platz wie wild, beantwortet danach geduldig alle Pressefragen und verhält er sich gegenüber seinen Mannschaftskollegen demütig. "Ich habe mich zuerst vorgestellt und dann zu Arjen Robben gesagt, dass ich ihn als Spieler respektiere", erinnert sich Usami an seine erste Begegnung mit den Bayern-Stars.

Alle Augen auf Usami

Im Moment bekommt der Japaner trotz aller Zurückhaltung den Löwenanteil des Presserummels ab. Mit seinen zarten 19 Jahren hat er auch schon so einiges erlebt: Er ist verheiratet, wurde 2010 in der japanischen Liga zum besten Nachwuchsspieler ernannt und hat zuletzt den Wechsel von Osaka in die bayrische Landeshauptstadt gemeistert.

Apropos: Auch wenn er sich dort erst seit ein paar Wochen aufhält, wurde er vom Chef-Trainer Jupp Heynckes schon intensiv auf Meisterschafts-Tauglichkeit überprüft. Und das nicht ganz ohne Erfolg. "Der Junge hat das aber gut gemacht, körperlich ist er noch nicht so stabil, dass er nach hinten das hohe Tempo geben kann", bescheinigt Heynckes ihm eine ordentliche Leistung. Schließlich soll Usami in den Münchner Titel-Träumen eine Rolle spielen.

Mit seinem Auftreten bei den Tests war man jedenfalls durch die Bank zufrieden. Im Finale des Audi Cup gegen den FC Barcelona tigerte er unauffällig am Spielfeldrand entlang - und wenn keiner mehr mit ihm rechnete, spielte er sich blitzschnell frei und leitete einige brisante Szenen ein. Vor allem seine Vielseitigkeit spricht für den Japaner. "Eigentlich ist es so, dass ich auf beiden Seiten gleich gut zurecht komme, aber heute bin ich besser in den Lauf reingekommen, als ich auf der linken Seite gespielt habe", sagt er von sich selbst.

Wer spielt überhaupt noch in der J-League?

In der Bundesliga gewöhnt man sich zwar langsam an die Neuen aus Fernost, dennoch ist die Skepsis nicht völlig gewichen, mit der auch Shinji Kagawa, den Usami schon als seinen Freund bezeichnet, anfangs zu kämpfen hatte. Es existiert noch immer die Vorstellung, dass die Statur der jungen Spieler aus dem Land der aufgehenden Sonne nicht der eines Profi-Fußballers entsprechen könne: Mal scherzhaft, mal ehrlich besorgt heißt es, die schmächtigen Japaner könnten allzu leicht vom Platz geweht werden.

Dabei dürfte man den Transferscouts der Bundesligisten ruhig ein wenig mehr Sachverstand zutrauen: Der erwähnte Kagawa wurde innerhalb nur einer Saison zum verdienten Star im erfolgreichen BVB-Kader und inzwischen ist auch den anderen Clubs aufgefallen, dass die japanische J-League mit ihren verheißungsvollen Talenten durchaus einige Perspektiven für die deutschen Mannschaften bereit hält. Borussia Mönchengladbach rekrutierte Neuzugang Yuki Otsu ebenfalls von dort. Und dann ist da noch Zweitligist VfL Bochum, der versucht seine Aufstiegschancen mit Mittelfeldspieler Takashi Inui zu optimieren.

Bundesliga ist das nächste Level

Sein Namensvetter in München gibt sich derweil in Interviews stets bescheiden, beantwortet alle Fragen und beteuert immer wieder, wie zufrieden er bei seinem neuen Verein sei. Die Maximilianstraße und den Viktualienmarkt kennt er schon, der Rest wird folgen. Außerdem fühle er sich in der Mannschaft von Tag zu Tag besser integriert, quasi wie ein Fisch im Wasser. Dafür soll er aber noch etwas Zeit bekommen, für die Startelf ist er derzeit noch nicht vorgesehen, soll jedoch als Ersatzspieler in vorderster Reihe stehen. Er weiß jedoch um den guten Ruf der Bundesliga: "Um direkt beim Spiel dabei zu sein und von Anfang an aufgestellt zu werden, muss ich ständig an meinen Fähigkeiten arbeiten, um eines Tages das Level zu erreichen und es dann zu übertreffen."

Seine Karriere betreffend sind momentan viele positive Szenarien denkbar, denn sein Leihvertrag beim FCB schließt eine Kaufoption mit ein. In den nächsten Tagen steht für ihn erst einmal der Umzug in seine neue Münchner Wohnung an, wo er das nächste Jahr verbringen wird. Mindestens.

Sabine Glinker