Dieter Hoeneß hat den Turban in der Bundesliga salonfähig gemacht. Nach seiner aktiven Karriere (288 Spiele/127 Treffer für Stuttgart und Bayern) schlug er wie Bruder Uli die Manager-Laufbahn ein
Dieter Hoeneß hat den Turban in der Bundesliga salonfähig gemacht. Nach seiner aktiven Karriere (288 Spiele/127 Treffer für Stuttgart und Bayern) schlug er wie Bruder Uli die Manager-Laufbahn ein

Der berühmteste Turbanträger der Bundesliga wird 60

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Berlin - Es ist ruhig geworden um Dieter Hoeneß. Von der Hauptstadt Berlin ist der langjährige Bundesliga-Manager wieder nach München gezogen, unternimmt Ausflüge auf dem Fahrrad oder schaut sich die Spiele des FC Bayern an. Nach seinem Abgang beim VfL Wolfsburg vor knapp zwei Jahren gründete der ehemalige Nationalspieler eine Sportmarketing-Firma, eine Rückkehr in den Trubel auf der großen Bundesliga-Bühne, die er jahrzehntelang maßgeblich mitbestimmte, ist in weite Ferne gerückt.

Comeback in der Bundesliga? Eher nicht

"In meiner jetzigen Aufgabe kann ich selbst bestimmen, wie viel Zeit ich einbringe. Da kann ich auch mal ein paar Tage spontan an den Gardasee fahren. Das ist schon eine ganz neue Lebensqualität, die ich genieße", sagte Hoeneß vor seinem 60. Geburtstag am Montag dem "Berliner Kurier".



Keine Sehnsucht nach der Bundesliga? "Wenn ich ehrlich bin, nein. Ich bin jetzt in der glücklichen Lage, nicht mehr alles machen zu müssen, sondern nur noch das, was mir Spaß macht", sagte der Bruder von Bayern-Präsident Uli Hoeneß in der "Bild-Zeitung" und antwortete auf die Frage, ob es den Manager Dieter Hoeneß noch einmal geben werde: "Stand heute: Nein!"

Fünfmal deutscher Meister, dreimal DFB-Pokalsieger und 1986 Vize-Weltmeister: Schon als Spieler prägte der gebürtige Ulmer die Bundesliga. Unvergessen sein Auftritt im Pokalfinale 1982, als er nach einem Zusammenstoß mit dem Nürnberger Alois Reinhardt trotz einer Platzwunde noch das 4:2 erzielte - per Kopf. Das Bild des bulligen Mittelstürmers mit blutdurchtränktem Turban ist unvergessen.

Für 175.000 Euro war er 1979 vom VfB Stuttgart zu den Bayern gewechselt. Eingekauft von seinem Bruder, der den Transfer später als einen seiner besten bezeichnete. Schon zu seiner aktiven Zeit galt Dieter als Kämpfernatur und Perfektionist. Ein Ruf, den er auch als Manager untermauerte. Nachdem er 1992 mit dem VfB Stuttgart und Trainer Christoph Daum die Meisterschaft gewonnen hatte, wechselte er 1996 zu dem Verein, den er 13 Jahre lang prägen sollte: Hertha BSC.

Hoeneß führte Hertha in die Champions League



Noch Jahre später erzählte Hoeneß immer wieder die Geschichte, dass er bei seinem Amtsantritt statt eines Computers eine alte Schreibmaschine beim damaligen Zweitligisten vorfand. Er modernisierte den Klub und führte ihn innerhalb weniger Jahre in die Champions League.

Gerne wollte er auch mit der Meisterschale durchs Brandenburger Tor fahren. Doch diese Spritztour blieb ihm verwehrt, weil er in all den Jahren nicht nur kräftig Schulden anhäufte, sondern auch keinen großen Titel gewann. Nach Querelen mit Präsident Werner Gegenbauer, der ihm aufgrund seines Hangs zur Selbstdarstellung "Dieter-Hoeneß-Festspiele" vorwarf, nahm er 2009 seinen Hut. Freiwillig.

"Hertha nach Jahren in der Bedeutungslosigkeit zurück in die Bundesliga zu bringen und dort im oberen Drittel zu etablieren, das war meine größte Herausforderung", sagt Hoeneß noch heute. Weit kürzer verweilte er bei seiner letzten Station in Wolfsburg. Nach nur etwas mehr als einem Jahr musste er seinen Stuhl wieder räumen.

Doch Hoeneß ist mit sich im Reinen. Probleme mit dem Älterwerden habe er nicht, betont er: "Ich bin ein positiver Mensch, genieße das Leben und jeden Tag, den ich fit und gesund bin. Auch wenn mir bewusst ist, dass ich vom Leben deutlich mehr hinter mir als vor mir habe."