Die Bayern feiern nach einer schwierigen Partie beim FC Augsburg den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale
Die Bayern feiern nach einer schwierigen Partie beim FC Augsburg den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale

Den Wachmacher genutzt

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Augsburg - In der 47. Minute ereignete sich die Szene, die den Anhang des FC Bayern die Contenance verlieren ließ: Nach der Roten Karte für Franck Ribery (Spielbericht) wurden dessen Kontrahent Ja-Cheol Koo und Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer zu den Buhmännern für die Gäste-Fans: Schrille Pfiffe fortan immer dann, wenn der Koreaner gerade im Ballbesitz war, während der Unparteiische verbale Schmähungen über sich ergehen lassen musste.

"Zu zehnt standen wir eigentlich besser"

Erfreulich emotionslos und objektiv dagegen, wie sich Jupp Heynckes mit dem Platzverweis auseinandersetzte. Schon in der ersten Halbzeit sei Ribery "mehrfach hart attackiert" und unmittelbar vor seinem Aussetzer "dann von Koo provoziert worden", merkte der Trainer des Deutschen Rekordmeisters völlig korrekt an, ohne jedoch die Retourkutsche des Superstars aus Frankreich gutzuheißen.



"Ein rechter Haken ist zwar etwas anderes", fuhr der Fußballlehrer fort. "Trotzdem halte ich die Rote Karte für vertretbar." Auch Bastian Schweinsteiger sah keinen Anlass, seinen handgreiflich gewordenen Teamkollegen in Schutz zu nehmen. "Das darf nicht passieren", sagte der 28-jährige Mittelfeldspieler und zeigte sich überrascht, welche Folgen die numerische Schwächung hatte: "Zu zehnt standen wir eigentlich besser."

Nicht nur das: In Unterzahl generierten die Münchner obendrein Topchancen. Ehe Xherdan Shaqiri nach herrlicher Vorarbeit des eingewechselten Thomas Müller der 2:0-Endstand gelang, hätte unter anderem Mario Mandzukic den Sack zumachen können - oder genauer: müssen. Doch freistehend scheiterte der für Mario Gomez gekommene Stürmer am blitzschnell abtauchenden Alexander Manninger (80.).

FCA-Debütanten machen einen guten Job



Der ehemalige österreichische Nationalkeeper, erst seit wenigen Wochen in Augsburg, gab ebenso sein Pflichtspieldebüt wie Ronny Philp. Und beide zeigten, dass aus der Not geborene Lösungen nicht zwangsläufig Notlösungen sein müssen. "Sie haben ihre Sache gut gemacht, ich bin zufrieden mit ihnen", lobte FCA-Trainer Markus Weinzierl.

Manninger musste ran, weil bei Mo Amsif, dem Ersatz des am Finger operierten Simon Jentzsch, die Gesäßmuskulatur zwickte. Philp hingegen profitierte davon, dass sich die Position des rechten Außenverteidigers in Augsburg zur Dauerbaustelle entwickelt hat. Nach Paul Verhaegh und Dominik Reinhardt ist seit letzten Samstag auch Kevin Vogt auf der Ausfallliste zu finden.

Für Alex Manninger, bis Ende der vergangenen Saison bei Juventus Turin unter Vertrag, war der Auftritt gegen den FC Bayern München der erste Einsatz nach fast zweijähriger Pause. "Es kann nicht besser sein, als gegen eine der stärksten Mannschaften der Welt wieder reinzufinden", sagte der 35-Jährige, der trotz der persönlich gelungenen Premiere darauf verzichtete, sich selbst auf die Schulter zu klopfen: "Nach einer Niederlage ist es sekundär, sich mit der eigenen Leistung zu befassen."

Augsburg macht sich Hoffnung für die Rückrunde



Nur so viel ließ er sich entlocken: "Ich bin fit und mein Wille ist so stark, dass ich die Handschuhe nicht weglegen kann." Trotz der schwierigen Lage, in der sich die Mannschaft als Vorletzter in der Meisterschaft befindet, ist der Klassenerhalt weiter ein Thema für den Torhüter. "Das Spiel heute macht Hoffnung für die Rückrunde", sagte Manninger: "Die Bayern-Abwehr hatte viel zu tun. Leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt."

Seine persönliche Chance nutzte der Keeper sehr wohl. Ebenso wie Ronny Philp, im ersten Durchgang die wohl auffälligste Erscheinung im FCA-Team. Insbesondere wenn er den Vorwärtsgang einlegte, überzeugte der 23-jährige, über Drittligaeinsätze bislang nicht hinaus gekommene Ex-Regensburger. "Ich bin unendlich dankbar, dass ich nach sechs Monaten Verletzungspause endlich wieder spielen durfte", sagte der offensivstarke Abwehrspieler, der sich mit Franck Ribery hitzige Duelle liefert.

"Er hat Ribery so bearbeitet, wie der es nicht mag", befand Weinzierl.
Dass Manninger und Philp auf Anhieb Ausrufezeichen setzen würden, war nicht zu erwarten - und somit die eigentliche Überraschung beim Augsburger Debütantenball gegen das Münchner Starensemble. Das Resultat allerdings fiel erwartungs- respektive standesgemäß aus, weshalb Trainer Weinzierl nicht umhin konnte, die alte Platte aufzulegen: "Die Mannschaft hat sich wieder einmal für ihren Aufwand nicht belohnt."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse