Martin Harnik (l., gegen Axel Witsel) benötigt mit Österreich einen Sieg, um nicht den Anschluss zu Platz 2 zu verlieren
Martin Harnik (l., gegen Axel Witsel) benötigt mit Österreich einen Sieg, um nicht den Anschluss zu Platz 2 zu verlieren

"Dem 'großen Bruder' ein Bein stellen"

xwhatsappmailcopy-link

München - Martin Harnik hat in seinem ersten Jahr beim VfB Stuttgart überzeugt, vor allem in der Rückrunde avancierte er zum Leistungsträger. Mit Österreich steht für den Offensivspieler kurz nach Saisonende ein Höhepunkt an.

"Spiele gegen Deutschland sind für uns natürlich immer etwas ganz Besonderes, denn im Fußball orientieren wir uns gerne am Nachbarland und wollen dem 'großen Bruder' gerne wieder einmal ein Bein stellen", sagte der 23-Jährige im bundesliga.de-Interview vor dem EM-Qualifikationsspiel in Wien (ab 20:20 Uhr im Live-Ticker).

bundesliga.de: Herr Harnik, überwiegt nach einer sehr durchwachsenen Saison des VfB Stuttgart die Freude über den Klassenerhalt oder die Enttäuschung, dass die Saison nicht wie erhofft verlaufen ist?

Martin Harnik: Natürlich überwiegt die Freude. Schließlich war es eine extrem belastende Saison, nicht nur für den Körper, sondern gerade auch für den Kopf. Wir müssen glücklich sein, dass wir die Klasse gehalten haben, dürfen und können aber mit unserer Gesamtleistung in der abgelaufenen Spielzeit nicht zufrieden sein.

bundesliga.de: Für Sie persönlich lief es in Ihrem ersten Jahr im Dress mit dem roten Brustring sehr gut. Wie lautet Ihr Fazit?

Harnik: Ich habe tatsächlich viele Ziele, die ich mir vor der Saison gesteckt habe, erreicht. Nicht jeder hat von mir so eine Entwicklung erwartet oder sie mir zugetraut. Deshalb bin ich sehr zufrieden.

bundesliga.de: Nur wenige Wochen nach Saisonende geht es für Sie in der EM-Qualifikation weiter. Muss Österreich gegen Deutschland gewinnen, um zumindest noch Chancen auf den 2. Platz zu haben?

Harnik: Drei Punkte könnten wir natürlich sehr gut gebrauchen, aber selbst dann wären wir noch vom Abschneiden der Konkurrenten abhängig. Doch jetzt dürfen wir uns nur auf das bevorstehende Spiel konzentrieren. Sollte uns tatsächlich eine Sensation gelingen, können wir immer noch auf die Tabellensituation schauen.

bundesliga.de: Nach dem 4:4-Krimi in Belgien dachten viele an die Initialzündung, um mit einem erneuten Sieg gegen Belgien Deutschlands ärgster Konkurrent zu werden. Es folgten aber Niederlagen gegen Belgien und in der Türkei. Was lief da schief?

Harnik: Ich denke, dass aus dem Remis in Belgien von den Medien zu viel gemacht wurde. Eigentlich hätten wir mit einem Remis mit vier Gegentreffern gar nicht zufrieden sein dürfen. Der ungewöhnliche Spielverlauf hat aber dazu verleitet, alles etwas rosiger zu sehen als es wohl wirklich war. Vor den Spielen gegen Belgien und in der Türkei haben wir uns vielleicht in eine Position schreiben lassen, mit der wir offensichtlich nicht gut umgehen konnten.

bundesliga.de: Was bedeuten die Spiele gegen Deutschland für den österreichischen Fußball - vor allem nach der bitteren Heimpleite bei der EURO 2008?

Harnik: Die Niederlage war wirklich bitter. Aber leider auch verdient, da uns Deutschland - offen gesagt - in allen Belangen überlegen war. Auch wenn schlussendlich ein Freistoßtor von Michael Ballack entscheidend war. Spiele gegen Deutschland sind für uns Österreicher natürlich immer etwas ganz Besonderes, denn im Fußball orientieren wir uns gerne am Nachbarland und wollen dem "großen Bruder" gerne wieder einmal ein Bein stellen.

bundesliga.de: Mit welchen Tugenden muss Österreich auftreten, um Deutschland zu bezwingen?

Harnik: Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren. Dazu muss am Freitag einfach vieles zusammenpassen, dass wir Deutschland Paroli bieten können. Aber ich bin überzeugt, dass wir uns seit der EURO weiterentwickelt haben. Wobei man nicht vergessen darf, dass Deutschland jetzt noch stärker ist als 2008.

Die Fragen stellte Michael Reis