Trainer Stale Solbakken beklatscht den ersten Heimsieg im Jahr 2012
Trainer Stale Solbakken beklatscht den ersten Heimsieg im Jahr 2012

Dem Befreiungsschlag folgt die Trennung

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Köln - Der 1. FC Köln ist immer für eine Überraschung gut. Zunächst gewannen die "Geißböcke" das Kellerduell gegen Hertha BSC trotz Unterzahl und wussten dabei sowohl spielerisch als auch kämpferisch zu überzeugen. Doch nur wenige Stunden nach dem Schlusspfiff geriet dieser Erfolg bereits wieder in den Hintergrund.

Erster Heimsieg im Jahr 2012

Noch am Samstagabend gab der Club die einvernehmliche Trennung von Sportdirektor Volker Finke bekannt. "Es haben mehrere Gespräche zwischen Vertretern der Gesellschafterversammlung des 1. FC Köln und Volker Finke über die Weichenstellungen im Fußball-Bereich des Clubs stattgefunden. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen hierüber sind beide Seiten am Samstagabend einvernehmlich übereingekommen, sich mit sofortiger Wirkung zu trennen", erläuterte Werner Wolf. Zugleich sprach der Vorsitzende des FC-Verwaltungsrates von einem "tollen Sieg" der Kölner Mannschaft, der moralisch und für die Tabelle sehr wichtig gewesen sei. Wie wichtig dieser Sieg war, zeigte die Reaktion von FC-Trainer Stale Solbakken.



Direkt nach dem Schlusspfiff sprintete der Norweger auf den Rasen, ballte die Siegerfaust und ließ seinen Gefühlen vor der Kölner Fankurve freien Lauf. "Uns allen ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Und unserem Trainer scheinbar auch", sagte Torhüter Michael Rensing.

Der Sieg gegen die Hauptstädter war der erste "Dreier" vor heimischem Publikum seit dem 10. Dezember des vergangenen Jahres. "Ich freue mich für unsere Fans, dass wir endlich mal wieder zuhause gewonnen haben", äußerte sich Christian Clemens , der in der 36. Minute den Siegtreffer erzielte. Der Mittelfeldspieler ist mit fünf Saisontoren nun der zweitbeste Torschütze hinter Lukas Podolski (16). Nach seinem Treffer lief Clemens quer über den Platz und sprang seinem Trainer in die Arme. Er schenke ihm jede Woche das Vertrauen, auch wenn er zwischendurch schlechtere Spiele mache, erklärte der 20-Jährige seinen Jubellauf.

Novakovic verpasst Vorentscheidung



Die Begegnung gegen den Tabellen-15. aus Berlin bezeichnete Solbakken als ein "Sechs-Punkte-Spiel". Seine Mannen schienen sich dessen bewusst gewesen zu sein. "In der ersten Halbzeit haben wir spielerisch eine der besten Leistungen in dieser Saison gezeigt. Wir haben unter der Woche viele Dinge angesprochen und taktisch etwas verändert", verriet Sascha Riether. Man habe sich mehr zum Mann orientiert und viel Druck auf die Berliner ausgeübt. Der einzige Vorwurf: "Das Spiel hätte schon zur Halbzeit entschieden sein müssen", bemängelte Christian Eichner.

Allein Milivoje Novakovic vergab vier Riesenmöglichkeiten. Das Glück war ihm einfach nicht hold. Zwei seiner Kopfbälle flogen knapp am Tor vorbei (10./62.), zwei Mal reagierte Hertha-Keeper Thomas Kraft glänzend (40./53.).

Aber die mangelhafte Chancenverwertung sollte sich nicht rächen - auch, weil die Hausherren kämpferisch alles in die Waagschale warfen. Zunächst zu zehnt nach der Roten Karte für den erst sechs Minuten zuvor eingewechselten Mato Jajalo (66.). Nach den Feldverweisen für den Berliner Kapitän Levan Kobiashvili sowie für Podolski (76.) verteidigten dann neun Kölner den knappen Vorsprung mit Zähnen und Klauen. Und wenn doch ein Ball durchkam, dann war Michael Rensing auf dem Posten.

"Müssen nun nachlegen"



Der Sieg sei aufgrund der vielen Chancen hochverdient, sagte der 27-jährige Schlussmann. Der Abstand zu dem Relegationsplatz beträgt nun fünf Zähler. Sascha Riether erhofft sich durch den ersten "Dreier" nach zuvor vier sieglosen Partien einen "Schub für die nächsten Spiele". Und diese haben es in sich.

Am nächsten Sonntag sind die Kölner zu Gast bei den heimstarken Hannoveranern, dann kommt Tabellenführer Borussia Dortmund ins RheinEnergieStadion. "Wir müssen nun nachlegen und auch gegen Mannschaften punkten, die vor uns in der Tabelle stehen", sagte Linksverteidiger Christian Eichner. Warum auch nicht? Für Überraschungen ist der 1. FC Köln schließlich immer gut.

Aus Köln berichtet Robin Schmidt