Davie Selke feiert eine erfolgreiche Rückkehr mit Hertha BSC nach Leipzig - © © gettyimages / Boris Streubel
Davie Selke feiert eine erfolgreiche Rückkehr mit Hertha BSC nach Leipzig - © © gettyimages / Boris Streubel

Spektakuläre Rückkehr nach Leipzig: Herthas Davie Selke avanciert bei seinem Ex-Club zum Matchwinner

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Leipzig – Beim 3:2-Auswärtssieg von Hertha BSC bei RB Leipzig war der Ex-Leipziger Davie Selke der Matchwinner. Für die Berliner bedeutete der Erfolg einen versöhnlichen Hinrunden-Abschluss.

Die Herbstfinal-Höhepunkte

Keine Frage, er war der Mann des Spiels: Davie Selke. Der Hertha-Angreifer schnürte seinen zweiten Bundesliga-Doppelpack – der erste gelang ihm in der Vorsaison für Leipzig bei der Hertha. Der 22-Jährige war an alter Wirkungsstätte richtig "on fire". In vorderster Spitze immer anspielbar, war er an sechs der sieben Hertha-Torschüsse beteiligt, davon versenkte er zwei und setzte einen weiteren an den Pfosten. Ohnehin fielen die Hauptstädter in der sächsischen Metropole durch eine gnadenlose Effizienz auf. 43 Prozent ihrer Versuche zappelten im gegnerischen Netz. Das mussten die Herthaner aber auch sein, denn nach der Roten Karte – Jordan Torunarigha kassierte in der siebten Minute den frühesten Platzverweis dieser Bundesliga-Saison – musste die Mannschaft von Pal Dardai inklusive Nachspielzeit 85 Minuten in Unterzahl bestehen.

"Es wurde auch ein bisschen viel Aufsehen darum gemacht. So ein wichtiges Spiel war es für mich nicht, auch nicht emotional." Davie Selke über seine Rückkehr nach Leipzig

Selkes Tor zum 3:0 macht den Sieg für Hertha gegen Leipzig perfekt - © gettyimages / Robert Michael

Video: Davie Selke - Deutschlands große Sturmhoffnung

"Riesenrespekt an die Mannschaft, wenn man sich überlegt, wie schwer es ist, hier in Leipzig zu bestehen und wie früh wir in Unterzahl waren", bedankte sich der Mann des Spiels im Anschluss erstmal artig bei seinen Mitspielern. "Es war schön für mich, dass ich die zwei Dinger für Hertha machen konnte – letztes Mal war es ja noch gegen Hertha", erinnerte Selke daran, dass der letzte Vergleich beider Teams noch anders ausgefallen war. Im Mai hatte Leipzig mit 4:1 im Berliner Olympiastadion gewonnen und der U21-Nationalspieler steuerte die beiden Treffern zum 3:1 und 4:1 bei. Doch damals war er nur als Joker ins Spiel gekommen – eine Rolle, die er viel zu oft bei den Sachsen spielte. Wenn er denn überhaupt zum Zug kam. So verließ er den Vize-Meister nach der vergangenen Saison und wurde Herthas Königstransfer. Dazwischen stand noch der Titelgewinn bei der U21-Europameisterschaft, zu dem der Stürmer zwei Treffer beisteuerte.

Doch es war ein schwerer Start in Berlin, drei Monate fiel Selke verletzt aus, ehe er sich langsam wieder rankämpfen konnte. Und nun die emotionale Rückkehr nach Leipzig, wo er in der 2. Bundesliga mit zehn Treffern bester Torschütze des Teams war und maßgeblich zum Aufstieg beitrug. In der Bundesliga war er dann aber nur noch Ergänzungsspieler und fühlte sich nicht ausreichend wertgeschätzt. Nun die Riesengenugtuung durch den Doppelpack? "Es wurde auch ein bisschen viel Aufsehen darum gemacht", meinte Selke und fügte an: "So ein wichtiges Spiel war es für mich nicht, auch nicht emotional."

"Vor dem Spiel hatte ich ein wenig Angst, dass er übermotiviert sein könnte." Pal Dardai über Selke

Sein Trainer freilich räumte ein: "Vor dem Spiel hatte ich ein wenig Angst, dass er übermotiviert sein könnte." Aber Selke habe das sehr professionell gelöst, lobte Dardai. Nach der Partie jedenfalls wirkte der vorher noch so brennende Angreifer tiefenentspannt. Auch die Pfiffe des Publikums gegen ihn störten Selke nicht. "Das können die Leute machen, das war für mich nicht so wichtig." Viel wichtiger sei es gewesen, die drei Punkte einzufahren. "Wir hatten uns vorgenommen, mindestens einen Punkt zu holen, um mit einem guten Gefühl in die Pause zu gehen. Dass es am Ende drei werden, mit einer riesigen mentalen Leistung, ist ein großer Erfolg für uns"«, resümierte Selke.

In der Tat war es nach hinten raus ein versöhnlicher Abschluss einer schwierigen Hinrunde. Neun Punkte beträgt der Vorsprung auf die Abstiegszone, nachdem er noch zwei Spieltage zuvor auf mickrige drei zusammengeschmolzen war. Die aktuelle Spielzeit ist eine Übergangssaison, ein halbes Dutzend junge Spieler um die 20 Jahre wird an die Mannschaft herangeführt, das mit der ungewohnten Dreifachbelastung aus Liga, Pokal und Europa League seine Probleme hatte. Weder im DFB-Pokal, wo man im Oktober zu Hause gegen Liga-Schlusslicht Köln ausschied, noch in der Europa League hat man es geschafft zu überwintern. 

Immerhin ist Berlin in der Bundesliga nun wieder in der Spur. Vor allem durch die Steigerung auf fremdem Platz, in der Liga ist Hertha nun fünf Auswärtspartien am Stück ungeschlagen, steht das Dardai-Team nun wieder unter den Top-Ten, vier Punkte Rückstand sind es nur noch auf Platz drei bis sechs. So frohlockte der Ungar nach seinem 100. Bundesligaspiel als Trainer: "Für uns ist das ein Hammersieg, der für die Rückrunde viel bewegen kann."

Andre Anchuelo