Nach nur einem Training mit den neuen Kollegen stand Kevin-Prince Boateng schon in der Schalker Startelf
Nach nur einem Training mit den neuen Kollegen stand Kevin-Prince Boateng schon in der Schalker Startelf

"Das Spiel ist schneller als in Italien"

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Gelsenkirchen - Er ist erst zwei Tage auf Schalke und hat schon das erste Spiel gewonnen: Neuzugang Kevin-Prince Boateng war als Antreiber und Stabilisator sofort sehr präsent auf dem Platz und hatte so großen Anteil am von Schalke 04 über Bayer Leverkusen. Nach der Partie gab sich der 26-Jährige fast ungewohnt bescheiden.

Frage: Kevin-Prince Boateng, was für ein Einstand! Die Fans haben schon am Anfang jeden Pass von Ihnen mit Applaus begleitet. Haben Sie das eigentlich mitbekommen?

Kevin-Prince Boateng: Ja, ein bisschen habe ich davon mitbekommen. Ich bin sehr dankbar, dass die Fans mich so aufgenommen haben. Ich habe einfach probiert, mein Bestes zu geben. Aber ich weiß auch, dass da noch Luft nach oben ist. Ich muss mich noch an die Mitspieler gewöhnen und an die Spielweise. Ich habe erst ein Mal mit dem Team trainiert und es gibt sicher noch viel zu tun. Aber insgesamt haben wir das gegen Leverkusen schon sehr gut gemacht.

Frage: Wie haben Sie denn ihr erstes Spiel auf Schalke generell erlebt?

Boateng: Super! Ich bin super glücklich. Es war eine tolle Mannschaftsleistung und meine eigene Leistung war für das erste Spiel wirklich auch ganz okay. Ich habe probiert, mich reinzuhängen und der Mannschaft zu helfen. Und ich habe probiert, die Mannschaft zusammenzuhalten. Wir sind ein junges Team und wir können noch viel lernen. Aber wir haben gegen Leverkusen auch gezeigt, dass wir ein starkes Team sind und haben am Ende verdient mit 2:0 gewonnen.

Frage: War es einfach für Sie, hier auf Schalke und in der Mannschaft Fuß zu fassen?

Boateng: Es ist nie einfach, in einen neuen Verein zu kommen, gerade nach nur einem Training. Aber die Mannschaft hat es mir leicht gemacht. Die Jungs haben mich super aufgenommen und integriert. Auch der Trainer hat mich gut aufgenommen. Es war auch für mich auch eine kleine Überraschung, sofort in der Startelf zu stehen. Das spricht für das Vertrauen, das der Trainer und der Verein zu mir haben. Sie stufen mich als Leader ein. Ich will einfach nur Leistung bringen und den Jungs helfen.

Frage: Sie haben mit Julian Draxler schon recht gut harmoniert.

Boateng: Ja, das hat schon sehr gut geklappt mit Julian und auch mit Jefferson Farfan. Wir harmonieren im Mittelfeld alle drei sehr gut miteinander. Ich habe den beiden vor dem Spiel gesagt, dass wir unsere Positionen tauschen und flexibel reagieren können. Wichtig ist nur, dass im Rückwärtsgang alle drei Positionen besetzt sind. Das haben wir super gemacht.

Frage: In Italien geht es in den Stadien selten so emotional zu wie in Deutschland. Wie haben sie die Atmosphäre auf Schalke empfunden?

Boateng: Überragend! Ich habe schon bei meiner Vorstellung am Freitag gesagt, dass ich die Fans von Schalke verrückt finde - im positiven Sinne. Und das haben sie gegen Leverkusen bewiesen. Es war eine tolle Stimmung auf den Rängen. So hatte ich mir das vorgestellt.

Frage: Man hatte den Eindruck, dass Sie sich beim AC Mailand auch sehr wohl gefühlt haben. Was hat eigentlich den Ausschlag gegeben, nach Schalke zu wechseln?

Boateng: Ich habe gesagt, dass ich nach Schalke möchte. Und dann bin ich nach Schalke gekommen. Es war sportlich und privat meine Entscheidung. Das Spiel ist anders als in Italien, deutlich schneller. Und mein kleiner Sohn lebt hier in Deutschland - das passt so alles.

Frage: Ihr ehemaliger Trainer Jürgen Klopp war auch sehr überrascht über den Wechsel. Haben Sie ihm auf seine SMS geantwortet?

Boateng:(lacht) Nein, darauf habe ich noch nicht geantwortet. Ich habe so viele SMS bekommen, nachdem mein Wechsel bekannt war. Da habe ich noch niemandem geantwortet.

Frage: Wie sehen Sie für die Zukunft Ihre Rolle auf Schalke? Felipe Santana hat im Spaß mit Blick auf die vielen Tattoo-Träger im Team gesagt, jetzt hätte man ja eine ganz schöne Gangstertruppe zusammen.

Boateng: Vielleicht ist Felipe ja der einzige Gangster hier. Wir sind Fußballspieler, wir sind keine Gangster. Wir sind alle erwachsene Männer und haben alle Familie - da hat das Wort Gangster nichts mehr zu suchen. Ich möchte auch gar nicht mehr über meine Vergangenheit reden, ich schaue nur in die Zukunft. Aber man wird sicher älter und fokussiert sich mehr auf seinen Job.

Frage: Und wie sehen Sie die nächsten Ziele mit Schalke? Es steht auch bald die erste Runde in der Champions League an.

Boateng: An die Champions League denke ich jetzt noch gar nicht. Wir haben noch einige Spiele vor uns und wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Wir sollten auch nicht über irgendwelche Ziele sprechen. Das einzig vernünftige Ziel ist es, in jedem Spiel drei Punkte zu holen. Mein Ziel ist es immer, das nächste Spiel zu gewinnen.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte