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Das sah man in dieser Saison nicht alle Tage: Hoffenheims junge Truppe lässt sich nach einem Heimsieg feiern
Das sah man in dieser Saison nicht alle Tage: Hoffenheims junge Truppe lässt sich nach einem Heimsieg feiern

Das Momentum und die Jugend: Hoffenheims Hoffnung lebt

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Sinsheim - Andreas Beck schaute am Samstagabend schon kurz nach dem wichtigen eine Woche voraus. "Wir freuen uns auf Bremen", sagte der Kapitän von 1899 Hoffenheim - und meinte das auch so. Denn das Momentum spricht für den Tabellenvorletzten, der nun unter dem neuen Trainer Markus Gisdol sieben Punkte in vier Spielen gesammelt und durch den Sieg gegen die schwachen Nürnberger den Abstand auf den Viertzehnten Werder Bremen auf fünf Punkte verkürzt hat.

"Das alte Hoffenheim"

Ob bei nur drei ausstehenden Spielen die Wiederbelebung der Mannschaft nicht zu spät kommt, ist allerdings eine spannende Frage. Die Atmosphäre zumindest stimmt wieder in Hoffenheim, auch die Nachricht vom Sieg der Augsburger gegen Stuttgart, die damit weiter drei Zähler Vorsprung auf Relegationsrang 16 haben, trübte nur kurz die Stimmung.



Stürmer Kevin Volland sagte: "Es macht wieder Spaß!" Zwei Heimsiege in Serie hatte es zuletzt im Oktober 2010 gegeben. Und die Mannschaft spielte gegen Nürnberg in den ersten 45 Minuten ihre beste Halbzeit in dieser Saison. Auch fußballerisch überzeugend, jagten die TSG-Profis dem Gegner ständig den Ball ab, setzten ihn unter Druck und führten am Ende der ersten Halbzeit mit 2:0 deutlich zu niedrig.

Die Tore waren herrlich herausgespielt, Tobias Weis traf in der 11. Minute ebenso nach Vorarbeit des überragenden Volland wie Sejad Salihovic (19.). Andreas Beck schwärmte: "Das hat sich stark nach dem alten Hoffenheim angefühlt." Mit Gisdol, der einst die Hoffenheimer U23 trainierte, wollen sie nach all den Irrungen und Wirrungen der letzten Jahre wieder zu jenem Fußball zurück, der sie unter Gisdols Mentor Ralf Rangnick zur Herbstmeisterschaft 2008 führte.

"Hätte 4:0 stehen müssen"



Doch Becks Eindruck trifft nur auf die ersten 58 Minuten zu. Nachdem Timmy Simons per Foulelfmeter zum Anschlusstreffer für Nürnberg traf (Torhüter Koen Casteels hatte Niklas Stark umgerannt), schwanden den Hoffenheimern deutlich die Kräfte und das Spiel hatte fortan den taktischen Charme eines ungeordneten Bolzplatzkicks. Nürnberg war aber viel zu harmlos. Der Gisdol konstatierte: "Bis auf das Ergebnis stimmte heute fast alles. Schon zur Halbzeit hätte es 4:0 stehen müssen."

Der Coach zeigte Mut und Konsequenz in Personalentscheidungen, er stellte Nachwuchsmann Stefan Thesker auf die linke Verteidigerposition, zog den dynamischen Fabian Johnson so nach vorne auf die linke Angriffsposition. Volland spielte in der Sturmmitte eine Art Phantom, das ebenso überall auftauchte wie der Dribbler Roberto Firmino. Unter der Woche hatte Gisdol die Spieler Takashi Usami, Filip Malbasic, Afriyie Aquah und Luis Advincula in die U23 abgeschoben, gegen Nürnberg fehlten im Kader gestandene Profis wie Matthieu Delpierre, Patrick Ochs, Stephan Schröck und Igor de Camargo.

Die Zukunft heißt Toljan, Szarka, Ludwig oder Schorr



Stattdessen fanden sich da Talente wie Jeremy Toljan und Robin Szarka, Andreas Ludwig und Patrick Schorr kamen sogar zum Einsatz. Selbst das 0:5 vergangene Woche in Leverkusen brachte Gisdol nicht von seinem Weg ab, den Kader zu verjüngen und einen offensiven Fußball zu entwickeln, der die Fans nach all den Enttäuschungen mit der TSG wieder versöhnen soll. Gisdol sagte: "Ich achte nicht auf den Abstiegskampf. Wir gehen unseren Weg und wenn wir solche Spielleistungen abliefern, kommen die Ergebnisse von selbst."

Gisdol will wieder eine Mannschaft entwickeln, die offensiv begeistert. Er ist aber der vierte Trainer in dieser Saison und vielleicht kommen seine Überzeugung und seine Ausstrahlung zu spät für diese Mannschaft.

Dieser, das zeigte das Spiel gegen Nürnberg, fehlt die Kondition, um das vom Trainer geforderte, aufwendige Pressing-Spiel 90 Minuten durchzuziehen. All das weiß Gisdol, aber er sagte: "Ich mache mir keine Gedanken über irgendwelche Szenarien. Ich mache mir Gedanken über die nächste Trainingswoche und dass wir alles reinwerfen, um eine gute Leistung in Bremen abzuliefern." Danach geht es gegen Hamburg, dann nach Dortmund, dann ist die Saison vorbei. Sicher ist, ob in Liga eins oder zwei: Gisdol wird seinen Weg weiter gehen.

Aus Sinsheim berichtet Tobias Schächter