Julian Schieber (M.) und die Nürnberger sammelten bereits 29 Punkte und stehen nach 21 Partien auf dem 9. Platz
Julian Schieber (M.) und die Nürnberger sammelten bereits 29 Punkte und stehen nach 21 Partien auf dem 9. Platz

"Das Jetzt ist Nürnberg"

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Nürnberg - Er ist eines der Gesichter der sensationellen Erfolge des 1. FC Nürnberg, schließlich ist der Stürmer mit fünf Toren und vier Assists Topscorer der Franken. Sein Name: Julian Schieber.

Am Samstag reist der 22-Jährige mit dem "Club" ausgerechnet zum VfB Stuttgart. Denn der Angreifer ist lediglich von den Schwaben an Nürnberg ausgeliehen. Im Interview mit bundesliga.de spricht Schieber über den starken Saisonverlauf seiner Mannschaft und blickt natürlich auf das besondere Duell.

bundesliga.de: Herr Schieber, der 1. FC Nürnberg hat zuletzt den HSV und Leverkusen geschlagen und ist seit drei Spielen ungeschlagen. Wo liegen die Gründe für den Aufwärtstrend beim "Club"?

Julian Schieber: Im Moment gelingt es uns sehr gut, dass umzusetzen, was wir uns vornehmen. Wir stehen hinten kompakt und nutzen vorne unsere Chancen. Im mentalen Bereich haben wir uns verbessert, wir glauben an den Erfolg.

bundesliga.de: Zum Rückrundenstart hatte der FCN noch zuhause gegen Mönchengladbach verloren. War das eine Art Initialzündung für das Team?

Schieber: Wir haben eine sehr gute Rückrunden-Vorbereitung absolviert. Nach der Auftaktniederlage gegen Gladbach lief es deutlich besser. Aber es ist sowieso unser Ziel, jedes Spiel zu gewinnen. Das ist die Mentalität unseres Trainers Dieter Hecking, diese Einstellung gibt er tagtäglich an uns weiter.

bundesliga.de: In der Tabelle ist der "Club" durch die jüngsten Erfolge auf den 9. Platz gesprungen. Richtet sich der Blick jetzt weiter nur nach unten, oder schielen Sie auch ein wenig nach oben?

Schieber: Wir orientieren uns weder nach unten noch nach oben. Wir konzentrieren uns nur auf unsere Leistung. Wenn wir die bringen, dann brauchen wir nicht auf andere Teams zu schauen.

bundesliga.de: Sie sind mit fünf Toren und vier Assists bester Scorer beim "Club" und absoluter Stammspieler. Sie können mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden sein...

Schieber: Ich wollte aus Stuttgart weg, um regelmäßig zu spielen. Dort hätte ich nie alle Bundesliga-Partien von Beginn an bestreiten können - meine Vorstellung geht bisher in Nürnberg vollkommen auf. Ich bin froh, den Schritt gemacht zu haben. Ich bin sehr zufrieden beim "Club", habe mich gut entwickeln können. Darüber bin ich glücklich. Beim "Club" trage ich Verantwortung - das ist genau das, was ich wollte. Insofern war die Ausleihe die absolut richtige Entscheidung.

bundesliga.de: Ihr Trainer Dieter Hecking hebt Ihren Einsatz und Ihre Torgefahr heraus. Wo sehen Sie selbst Ihre Stärken?

Schieber: Es tut gut, Lob zu hören. Solche Aussagen steigern das Selbstbewusstsein eines jungen Spielers. Diese Art von Rückhalt ist sehr wichtig, aber das ist kein Selbstläufer - das muss man sich jeden Tag durch harte Arbeit verdienen.

bundesliga.de: Sie sind vom VfB Stuttgart an den "Club" ausgeliehen. Wissen Sie schon, bei welchem Verein Sie in der kommenden Saison spielen werden?

Schieber: Diese Frage bekomme ich häufig gestellt, und ich antworte immer denselben Satz: Das Hier und Jetzt ist für mich entscheidend. Und das Jetzt ist Nürnberg, deshalb konzentriere ich mich ausschließlich auf meine Aufgabe beim "Club". Sicherlich schaue ich am Rande nach Stuttgart, beim VfB stehe ich unter Vertrag. Was die Zukunft bringt, wird sich aber erst zeigen.

bundesliga.de: In Nürnberg läuft es gut für Sie. Würden Sie gerne beim "Club" bleiben?

Schieber: Wie gesagt, ich fühle mich sehr wohl beim "Club". Wir haben einen tollen Zusammenhalt im Team. Dennoch: Ich habe einen Vertrag in Stuttgart, ob ich dort gebraucht werde, werde ich sehen.

bundesliga.de: Neben Ihnen sind noch zahlreiche weitere Leihspieler beim "Club" aktiv. Wie bewerten Sie diese Konstellation?

Schieber: Es ist mittlerweile fast normal, dass junge Talente, die in ihren größeren Vereinen nicht gleich den Sprung in die Stamm-Elf schaffen, an kleinere Vereine ausgeliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln. Ich denke, alle Seiten profitieren von dieser Konstellation.

bundesliga.de: Am kommenden Wochenende reisen Sie mit dem FCN ausgerechnet zum VfB. Mit welchen Gefühlen?

Schieber: Es ist das erste Mal, dass ich als Gegner im Stadion in Stuttgart antrete. Die falsche Kabine werde ich sicher trotzdem nicht nehmen (lacht). Die Vorfreude auf das Spiel ist natürlich groß. Es ist etwas ganz Besonderes, ich freue mich auf das Wiedersehen - auf das Stadion, die Spieler und meine Familie sowie Freunde. Knapp 30 Tickets habe ich organisieren müssen.

bundesliga.de: Der VfB steht im Abstiegskampf als Tabellenvorletzter stärker unter Druck als der "Club". Könnte Ihnen das entgegen kommen?

Schieber: Ich verfolge den VfB und habe auch am vergangenen Samstag den Sieg bei Borussia Mönchengladbach gesehen. Dass die Stuttgarter nach dem 0:2-Rückstand das Spiel gedreht und noch gewonnen haben, gibt einen enormen Schub an Selbstvertrauen. Es wird eine interessante Partie, denn wir haben zuletzt zweimal gewonnen.

bundesliga.de: Wagen Sie einen Tipp?

Schieber: Egal wie das Spiel ausgeht, der VfB wird den Klassenerhalt packen.

bundesliga.de: Wo wird der "Club" am Ende der Saison stehen?

Schieber: Vorrangiges Saisonziel ist der Klassenerhalt, davon rücken wir nicht ab. Wir wollen schnellstmöglich die Punkte dafür zusammen haben. Ich glaube, dass wir da auf einem guten Wege sind.

Die Fragen stellte Sven Becker