Ein Bild aus Cottbuser Zeiten: Christian Beeck (r.) mit Torwart Tomislav Piplica
Ein Bild aus Cottbuser Zeiten: Christian Beeck (r.) mit Torwart Tomislav Piplica

"Das ist kein unnormaler Zustand"

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Christian Beeck spielte sechs Jahre für den FC Energie Cottbus. Von 1999-2005 absolvierte er 53 Bundesliga- und 54 Zweitligapartien für die Lausitzer.

Im Gespräch mit bundesliga.de analysiert der jetzige Sportdirektor des FC Union Berlin die aktuelle Situation beim FC Energie und äußert sich auch zu der Suspendierung von Igor Mitreski: "Die Härte der Strafe, die der Club ausgesprochen hat, ist absolut richtig."

bundesliga.de: Herr Beeck, Energie Cottbus liegt nach dem 12. Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz. Auch in der vergangenen Spielzeit standen die Lausitzer lange Zeit am Tabellenende. Ist es Zufall, dass es sich jetzt wiederholt?

Christian Beeck: Ob das Zufall ist oder nicht, spielt keine Rolle im Fußball. Es wichtig, dass man die Situation erkennt, in der man sich befindet. Zudem muss man das Augenmerk auf die wichtigen Dinge im Fußball lenken und die sind überall die gleichen: hohe Laufbereitschaft, intensives Zweikampfverhalten, taktisch sehr diszipliniert sowie ein verschworenes Team zu sein, um auf dem Platz gut zu funktionieren. Mit diesen Eigenschaften ist es immer möglich da unten wieder herauszukommen. Die Abstände sind nicht zu groß, momentan sind es vier Punkte Abstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Man sollte sich nicht verrückt machen lassen und muss zusehen, dass man die nötigen Punkte bis zur Winterpause holt um dann eine gute Vorbereitung durchzuführe, in der Stärken und Schwächen bearbeitet werden, um das Ziel Klassenerhalt zu schaffen.

bundesliga.de: Energie hat erst sechs Tore geschossen, schon 20 kassiert.

Beeck: Das sind Situationen, die bei kleineren Vereinen immer wieder vorkommen. Cottbus ist nun mal ein kleiner Verein und nicht die Hochburg in der Bundesliga. Das ist kein unnormaler Zustand. Jetzt muss man mit den Mitteln, die man zur Verfügung hat, die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn etwas nicht funktioniert, ist es immer wichtig, dies so schnell wie möglich zu reparieren. Nur auf die Hoffnung zu setzen, dass es wieder besser wird, reicht in diesem Geschäft nicht aus. Aber die Leute, die in Cottbus arbeiten, wissen ganz genau, was sie tun und werden auch die richtigen Entscheidungen treffen.

bundesliga.de: Zuletzt wurde einer der Leistungsträger der vergangenen Saison, Igor Mitreski, nach öffentlicher Kritik suspendiert.

Beeck: Erstmal ist es so, dass kein Spieler - egal für welchen Verein er spielt - das Recht hat, den Verein öffentlich zu kritisieren. Egal wo es ist und wer es ist! Als Fußballer hat man genügend Möglichkeiten, Probleme offen und ehrlich in der Kabine bei Sitzungen anzusprechen. Wenn man das nicht kann und den Weg über die Medien wählt, dann muss man mit den Konsequenzen leben. Es ist ein Vorgang, der für mich nicht nachvollziehbar ist ! Die Härte der Strafe, die der Club ausgesprochen hat, ist absolut richtig.

bundesliga.de: Im "Stadion der Freundschaft" ist die Mannschaft von Trainer Bojan Prasnikar bisher noch ohne Sieg. Ist das ein Hauptproblem der Cottbuser?

Beeck: Man sollte sich mit diesen Dingen, wie der aktuellen Heimschwäche, nicht länger aufhalten. Ein Spieler muss sich in jedem Spiel die Dinge wieder bei Null erkämpfen. Mir ist auch nicht geholfen, wenn ich das siebte Spiel am Stück zuhause gewonnen habe. Das nächste muss ich auch wieder gewinnen. Ebenso gilt: Wenn ich zehn Spiele am Stück verloren habe, muss ich das nächste ebenfalls gewinnen. Die Ausgangsposition ist eigentlich immer die gleiche. Dabei spielt der Kopf natürlich eine riesengroße Rolle. Wenn sich der Kopf mit diesen Dingen beschäftigt, kann es auch die Beine lähmen. In solch einer Situation ist einfach ein ruhiger, besonnener Kopf gefragt.

bundesliga.de: Am kommenden Spieltag gastiert der Karlsruher SC in Cottbus. Ein Schlüsselspiel...

Beeck: Ich bin sehr optimistisch, dass der Bock irgendwann umgestoßen und zuhause gewonnen wird. Und dann liegen sich auch wieder alle in den Armen, genauso wie sie jetzt alle trauern. Wichtig ist, dass man seine Arbeit 100-prozentig macht und alles gibt, um das Spiel am Wochenende zu gewinnen.

bundesliga.de: Noch ist also nichts verloren für den FC Energie?

Beeck: Nein, es sind erst zwölf Spieltage gespielt und die Chancen bestehen nach wie vor. Andere Mannschaften haben genau die gleichen Probleme: Sie treffen die Kiste nicht und bekommen hinten welche rein. Da steht Cottbus nicht alleine da. Dieses Spektakel und die Aufgeregtheit, die jetzt Drumherum herrschen, gehört zwar zum Geschäft dazu, aber ein bisschen Ruhe und Besonnenheit wäre mir lieber.

Das Gespräch führte Sven Becker