Zwei, die sich verstehen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) und Stadionsprecher Norbert Dickel
Zwei, die sich verstehen: BVB-Coach Jürgen Klopp (l.) und Stadionsprecher Norbert Dickel

"Das ist das absolute Highlight"

xwhatsappmailcopy-link

Dortmund - Die gesamte Saison über hat Borussia Dortmund auf diesen einen Tag gewartet: Am 30. April 2011, nach Abpfiff des 32. Spieltags, stand der BVB als Deutscher Meister 2011 fest! Bereits zwei Runden vor Schluss sind die "Schwarz-Gelben" der Konkurrenz enteilt - die Schale ist ihnen nicht mehr zu nehmen.

Norbert Dickel, der die gesamte Saison über als Stadionsprecher mittendrin war, spricht im exklusiven Interview mit bundesliga.de über die Feierlichkeiten, die direkt nach dem Abpfiff der Partie gegen den 1. FC Nürnberg im Signal Iduna Park gestartet wurden und darüber, worauf sich Spieler und Fans noch freuen können.

Außerdem analysiert er die Stärken der Mannschaft, welche die Grundsteine für die Meisterschaft waren und nennt sein ganz persönliches Highlight der Saison.

bundesliga.de: Herr Dickel, wie geht es Ihnen nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft?

Norbert Dickel: Sehr gut. Aber es gibt viel zu tun. Ich habe kaum eine ruhige Minute gehabt seit vergangenem Samstag.

bundesliga.de: Hat das denn alles noch mit der Meisterschaftsfeier von vergangenem Wochenende zu tun?

Dickel: Auch, aber vor allem mit der, die noch kommt. Da gibt es noch genug zu organisieren.

bundesliga.de: Wie war es denn am Samstag im Signal Iduna Park?

Dickel: Traumhaft. Es war wirklich perfekt. Wenn ich das Drehbuch hätte schreiben dürfen, hätte ich es genauso geschrieben. Die Meisterschaft ist im eigenen Stadion klargemacht worden. Das war sensationell.

bundesliga.de: Beschreiben Sie doch mal, was nach dem Schlusspfiff so passiert ist.

Dickel: Erst einmal muss man unseren Fans ein großes Lob aussprechen, die das Feld nach dem Spiel nicht gestürmt haben. Immerhin müssen wir auf dem Rasen ja noch mal spielen. Die Mannschaft war völlig ausgelassen. Es gab Bierduschen und unglaubliche Freudentänze. Alle Verantwortlichen waren da und haben sich in den Armen gelegen, weil wir alle einfach nur überglücklich waren.

bundesliga.de: Wie wollen Sie denn da am 34. Spieltag noch etwas draufsetzen?

Dickel: (lacht kurz) Ja, da lassen Sie sich mal überraschen. Da verrate ich nichts.

bundesliga.de: Aber das Wichtigste, die Schale, wird ja da sein.

Dickel: Das ist das absolute Highlight. Da freuen wir uns natürlich sehr drauf.

bundesliga.de: Wenn Sie die Saison des BVB Revue passieren lassen: Was war Ihr persönlicher Höhepunkt?

Dickel: Dieser sagenhafte Fußball, den die Mannschaft gespielt hat, ist mein absolutes Highlight. Das war so ein herzerfrischender und toller Fußball, das bleibt im Kopf.

bundesliga.de: Was genau macht diese besondere Art aus?

Dickel: Die taktische Marschroute von Jürgen Klopp wurde hundertprozentig umgesetzt. Die Spieler haben die Räume im Mittelfeld eng gemacht und schnell nach vorne gespielt. Sie hat technisch gut und taktisch ganz diszipliniert gespielt. Es war einfach toller Fußball und es hat unfassbar viel Spaß gemacht, der Mannschaft dabei zuzuschauen.

bundesliga.de: Neben dem Offensivfußball muss man sicher auch der Defensive, der besten der Liga, großes Lob zollen, oder?

Dickel: Alle im Kollektiv. Lukas Piszczek, Mats Hummels, Neven Subotic und Schmelle (Marc Schmelzer, Anm. d. Red.) haben eine großartige Saison gespielt. Nuri Sahin in der Zentrale natürlich auch.

bundesliga.de: Was sagen Sie zu Roman Weidenfeller hinter und Sven Bender vor der Viererkette?

Dickel: Natürlich! Sven Bender ist für mich die unauffälligste und beste Sechs, die ich je gesehen habe. Und Roman: Wenn ein Torwart nur 19 Gegentore kassiert, spricht das für sich. Seit Jahren ist er schon auf einem sehr hohen Level und spielt einfach sehr konstant. Er macht ganz wenige Fehler, was für uns natürlich enorm wichtig ist. Und mit seiner Erfahrung hat er die jungen Wilden auf dem Feld einerseits angespornt, aber gleichzeitig auch diszipliniert, wenn es nötig war.

bundesliga.de: Sehen Sie Roman Weidenfeller also als den ruhenden Pol in dieser jungen Truppe?

Dickel: Er ist ja der Opa der Truppe (lacht). Es ist ja so: Wer anständig erzogen wurde, der hört auf die Älteren und da blieb dem Roman somit ja nichts anderes übrig.

bundesliga.de: Jetzt stehen noch zwei Spiele aus, bevor die Schale endlich in den Händen ist. Es geht noch nach Bremen und am letzten Spieltag zuhause gegen Eintracht Frankfurt. Wie wird die Mannschaft diese Partien gestalten?

Dickel: Jürgen Klopp hat da eine ganz klare Marschrichtung vorgegeben. Die Mannschaft will 78 Punkte erreichen und natürlich auch den Torrekord von Oliver Kahn knacken. Da würden sich Roman und der Verein natürlich besonders drüber freuen. Von daher wird die Mannschaft ganz konzentriert in diese Spiele gehen, weil wir uns auch auf keinen Fall Wettbewerbsverzerrung vorwerfen lassen möchten. Wir bereiten uns weiter so auf die Spiele vor, wie wir das bisher getan haben.

bundesliga.de: Sie haben seinerzeit ja mit Borussia Dortmund den DFB-Pokal gewonnen. Können Sie beschreiben, wie es sich anfühlt, die Trophäe dann endlich in den Händen zu halten?

Dickel: Einen sehr großen Vorgeschmack haben wir ja schon am Samstag erlebt. Was hier los war, im Stadion und drum herum, war ja schon fast wie eine Meisterschaftsfeier. Der Moment, in dem man weiß: "Wir haben es geschafft!", der ist natürlich toll. Am 14. Mai bekommen wir die Schale überreicht. Da wird sicherlich erneut ein schwarz-gelbes Meer über uns hereinbrechen. Da freuen wir uns schon alle drauf. Aber die Jungs haben jetzt sogar 14 Tage Zeit, das alles in vollen Zügen zu genießen und das ist sicherlich etwas sehr Schönes.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig