Zwei Trainer, die mit ihren Teams im Abstiegskampf stecken: Marco Kurz (l.) und Thomas Schaaf
Zwei Trainer, die mit ihren Teams im Abstiegskampf stecken: Marco Kurz (l.) und Thomas Schaaf

Das große Zittern

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München - Der Titelkampf in der Bundesliga scheint in der aktuellen Spielzeit schon früh zu Gunsten von Borussia Dortmund entschieden zu sein - doch blickt man in die unteren Tabellenregionen, darf man sich auf ein spektakuläres Saisonfinale freuen. Was den Club-Verantwortlichen tiefe Sorgenfalten bereitet, sorgt für große Spannung bei den Fans: Die halbe Liga zittert vor dem Abstieg.

Selbst Hoffenheim hat sich als Tabellenneunter nun dem Klassenerhalt verschrieben. "Wenn wir uns weiter so präsentieren, wird's eng", befürchtet 1899-Trainer Marco Pezzaiuoli, nachdem sich sein Team am vergangenen Samstag beim 0:2 in Mönchengladbach erschreckend schwach präsentierte. "Wir müssen schnellstmöglich die 40 Punkte holen."

Abstiegskampf statt Europapokalträume

Die Tabelle weist die Kraichgauer zwar noch mit acht Punkten Vorsprung vor dem direkten Abstiegsplatz aus - doch in dieser unberechenbaren Saison scheint alles möglich. In den verbleibenden neun Spielen werden vermutlich auch die Nerven über Wohl und Wehe im Kampf um den Klassenerhalt entscheiden. bundesliga.de schaut sich bei den betroffenen Teams um, vergleicht historische Daten mit der jetzigen Situation und schätzt die Chancen der einzelnen Vereine ein.

Mit Stuttgart (25 Punkte), Wolfsburg (26), Bremen (28) und Schalke 04 (30) tummeln sich vier potenzielle Europacup-Kandidaten mitten im Abstiegskampf - wer zum Saisonbeginn eine derartige Konstellation vermutet hätte, wäre wohl als Fußball-Banause ausgelacht worden. Neben diesen vier Clubs stecken noch Mönchengladbach (22), Kaiserslautern (25), St. Pauli (28), Frankfurt (28), Köln (29) und Hoffenheim (33) mehr oder weniger tief im Schlamassel. Und es ist derzeit nicht zu vermuten, dass sich eine dieser Mannschaft in den nächsten Spieltagen gänzlich von den Abstiegssorgen befreien wird.

"Das wird noch eine ganz heiße Sache"

Im Gegenteil: Bruno Labbadias Einschätzung, der VfB Stuttgart müsse wohl "bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen", trifft wohl auch auf jeden der anderen gefährdeten Kandidaten zu. "Es sind jetzt neun Mannschaften, die gegen den Abstieg spielen. Das wird noch eine ganz heiße Sache", prognostiziert Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs.

Das rettende Ufer bildet traditionell Platz 15, für den im vergangenen Jahr bereits 33 Zähler genügten. Diese Punktzahl sammelte Hannover 96 dank eines furiosen Schlussspurts und verhinderte den Abstieg gerade noch. Doch in diesem Jahr dürfte man erst mit einer deutlich reicheren Ausbeute den Klassenerhalt sicher schaffen.

Vergleicht man nämlich die Tabellenkonstellationen der beiden Spielzeiten nach dem 25. Spieltag, ergibt sich folgendes Bild: Vor einem Jahr lag Hertha BSC abgeschlagen mit 15 Punkten auf dem letzten Rang, Freiburg und Hannover hatten 20 Zähler gesammelt - und auch Nürnberg hatte als Tabellen-15. nur einen Punkt mehr auf dem Konto.

Mannheims Absturz vor 22 Jahren

In der aktuellen Saison hat Borussia Mönchengladbach als Schlusslicht bereits 22 Zähler auf der Habenseite - also einen mehr als der 15. des vergangenen Jahres. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass 33 Punkte diesmal nicht reichen werden, um sich vor dem Abstieg zu retten. Eher dürften sich die Teams am Durchschnittswert orientieren: Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel hatte der Tabellen-15. am Saisonende im Schnitt 36,3 Punkte. Das Team auf Platz 16, dem Relegationsrang, hatte durchschnittlich 33,7 Zähler.

Dass auch der Tabellenneunte noch nicht aus dem Schneider ist, lässt sich historisch belegen: In der Saison 1989/90 stand Waldhof Mannheim nach 25 Spieltagen auf dem 9. Platz. In den restlichen neun Partien spielten die Badener noch zwei Mal Remis und verloren sieben Mal. Am Ende verabschiedete sich der Club als 17. aus dem Oberhaus.

Statistik sagt Frankfurt und FCK

Vor vier Jahren hatte Alemannia Aachen als Tabellenneunter nach 25 Spieltagen ebenfalls kaum mehr daran gedacht, noch absteigen zu müssen. Doch ein Sieg, ein Remis und sieben Niederlagen reichten am Ende ebenfalls nur zu Platz 17 - es ging zurück in die 2. Bundesliga.

Doch wen erwischt es diesmal? Beim Blick auf die lässt sich zumindest ein Trend festellen: Dort liegen Frankfurt (2 Punkte), Kaiserslautern (4) und Wolfsburg (7) auf den letzten drei Rängen. Rechnet man die Rückrundenergebnisse der zehn Abstiegskandidaten bis zum Saisonende hoch, würden der FCK (29,5 Punkte) und Frankfurt (30,3) absteigen, die "Wölfe" (33,9) auf dem Relegationsplatz landen - und Gladbach wäre mit 35,5 Zählern als Tabellen-15. gerettet. Als Mutmacher für die beiden Südwest-Clubs gilt jedoch ein Sprichwort: Papier ist geduldig...

Johannes Fischer