19.04. 18:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 16:30
21.04. 13:30
21.04. 15:30
21.04. 17:30
Christian Eichner spielt schon seit 1996 beim Karlsruher SC
Christian Eichner spielt schon seit 1996 beim Karlsruher SC

"Das gibt mir ein brutal geiles Gefühl"

xwhatsappmailcopy-link

Der Karlsruher SC steht vor dem Heimspiel gegen Dortmund nach sieben sieglosen Spielen in Folge mit dem Rücken zur Wand.

Einer, der nach der Erfolgssaison 2007/08 nun mit dieser Talfahrt umgehen muss, ist Linksverteidiger Christian Eichner.

Im zweiten Teil des ausführlichen Interviews spricht Eichner über seine Vertagsverlängerung, sein Studium und seine Pläne für die Zeit nach der Karriere.

bundesliga.de: Im März haben Sie Ihren Vertrag beim KSC bis 2010 verlängert. Was gab den Ausschlag dafür, im Badischen zu bleiben?

Eichner: Zum Schluss war es eine Entscheidung zwischen Karlsruhe und Dortmund. Ich habe mir einfach die Frage gestellt, ob ich schon bereit bin, in diesem Geschäft was anderes zu machen und nach zwölf Jahren Karlsruhe etwas ganz Neues zu erleben. Am Ende hat das Herz den Ausschlag gegeben, in Karlsruhe zu bleiben. In meinem Umfeld, bei der Familie, bei meinen Freunden. Ich habe mir gesagt, ich hänge noch mal zwei Jahre dran, übernehme eine Führungsrolle und sammele neue Erfahrungen. Das war mir damals noch wichtiger, als in die große, weite Welt hinauszugehen.

bundesliga.de: Die Angebote von anderen Vereinen lagen in erster Linie daran, dass Sie letztes Jahr eine ganz starke Saison gespielt haben. In dieser Saison haben Sie aber nur bedingt daran anknüpfen können. Gibt es dafür bestimmte Gründe?

Eichner: Das hat sicherlich verschiedene Gründe. Aber zunächst etwas Grundsätzliches: Wenn man in einem Jahr etwas ganz Tolles leistet, dann ist einfach eine gewisse Marke vorhanden, die du wieder erreichen musst. Wenn das nicht annähernd klappt, ist sofort vieles in Frage gestellt. Dazu kommt natürlich, dass auch die Mannschaft noch nicht richtig an die letzte Saison angeknüpft hat. Auf mich bezogen kann ich nur sagen: Ich versuche alles genauso zu machen wie letztes Jahr, ich habe die gleiche Einstellung, ich renne genauso viel. Vielleicht ist es manchmal so, dass man gerade in so einer Situation als Führungsspieler versucht, alles richtig zu machen und vorneweg zu marschieren. Man muss vielleicht zuerst einmal nach sich selbst schauen. Aber glauben Sie mir: ich wüsste nichts, was ich anders mache als letztes Jahr.

bundesliga.de: Spielt vielleicht die gestiegene Erwartungshaltung eine Rolle?

Eichner: Ich werde jetzt ganz anders betrachtet. Man will jetzt unbedingt diesen Eichner vom letzten Jahr sehen. Aber vielleicht haben sich auch die Gegner darauf eingestellt, dass es letztes Jahr beim KSC eine tolle linke Seite gab? Manche Mannschaften stellen einen bei mir auf die Seite, einfach um diese Durchbrüche zu verhindern. Daran gilt es zu arbeiten, dass ich mich da trotz Gegenspieler wieder durchsetzen kann. Aber ich mache mich da nicht verrückt. Ich habe ein stabiles Umfeld und einen Trainer, der hinter mir steht. Aber es ist immer wieder interessant zu sehen, wie schnell sich alles dreht im Fußball.

bundesliga.de: Themawechsel: Sie studieren an der Pädagogischen Hochschule nebenher Mathematik, Ethik und Geschichte. Das ist durchaus ungewöhnlich für einen Profi-Fußballer. Was sind die Motive dafür?

Eichner: Das lag zum einen daran, dass ich mit 23 erst zu den Profis gestoßen bin und da schon drei Semester studiert hatte. Ich kam durch sehr glückliche Umstände ins Profi-Geschäft und hab mir dann gesagt, es könnte genauso schnell vorbei sein. Deshalb wollte ich ein zweites Standbein haben, das mir Sicherheit gibt.

bundesliga.de: Inwiefern?

Eichner: Das können Sie sich so vorstellen, dass ich sonntags mit dem Gedanken ins Spiel gegangen bin: "Wenn es nicht funktioniert, kannst du ja wieder an die PH gehen." Das hat mir eine brutale Sicherheit gegeben, so komisch sich das vielleicht anhört. Das ist das eine Motiv, und das andere ist ganz klar, dass man etwas für den Kopf braucht. Ich war es gewohnt, in die Schule zu gehen, meinen Zivildienst zu leisten und zu studieren, also immer wieder auch was für die Birne zu tun. Das ist für mich in diesem Geschäft eminent wichtig.

bundesliga.de: Kriegt man Profi-Fußball und Studium wirklich gut unter einen Hut? Oder leidet das Studium doch sehr?

Eichner: Das Studium ist ganz klar an zweiter Stelle, ich kann nur zwei oder drei Vorlesungen pro Semester belegen. Mehr ist nicht möglich, weil man als Profi ja schon einiges zu tun hat, aber es hilft mir. Aber solange ich Schritt für Schritt vorankomme und immer wieder Kleinigkeiten belegen kann, Hausarbeiten schreiben oder eine Klausur mitschreiben kann, gibt mir das ein brutal geiles Gefühl, und es macht mich irgendwo auch ein bisschen stolz.

bundesliga.de: Gesetzt den Fall, Ihre Fußball-Karriere verläuft wunschgemäß - werden Sie mit 35 oder 40 wirklich irgendwann mal Lehrer?

Eichner: Ich möchte den Spagat schaffen zwischen Fußballer und Lehrer. In den Spitzenvereinen wird genügend dafür getan, aber in den kleineren Vereinen im Profi-Fußball kann man das sicherlich noch intensivieren, dass man den Jugendspielern einfach noch mehr Unterstützung an die Hand gibt. Ich weiß, was es heißt, um 13 Uhr aus der Schule zu kommen, zu essen und dann ganz schnell ins Training zu fahren. Und die Hausaufgaben werden irgendwann auf der Bundesstraße oder abends erledigt, und das ist nicht des Rätsels Lösung.

bundesliga.de: Sondern?

Eichner: Es ist ganz, ganz wichtig, dass die Jugendlichen erst mal einen Schulabschluss machen, bevor sie an andere Dinge denken. Da sehe ich mich irgendwann mal: als Bindeglied zwischen Persönlichkeitsentwicklung, vernünftigem Schulabschluss und dem Senioren-Fußball. Da möchte ich dann mit meiner Ausbildung und meiner Erfahrung als Profi versuchen, den Kindern einiges mit auf den Weg zu geben.

bundesliga.de: Ein Job als Fußball-Trainer reizt Sie nicht?

Eichner: Nein danke! Das ist meiner Meinung nach einer der undankbarsten Jobs auf diesem Planeten. Wenn du zwei oder drei Spiele verlierst, wird alles in Frage gestellt, was vorher toll war. Damit kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. Ich sehe mich mehr im Kinder- und Jugendbereich, weil ich denke, dass ich den Kindern und Jugendlichen auf ihrem Weg viel mehr mitgeben kann als abgezockten Fußballprofis.

Das Gespräch führte Christof Greiner

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews!