Christian Beeck (M.), der beinharte Energie-Kapitän, machte den Hertha-Stürmern das Leben schwer. Manchmal kam aber auch er zu spät
Christian Beeck (M.), der beinharte Energie-Kapitän, machte den Hertha-Stürmern das Leben schwer. Manchmal kam aber auch er zu spät

"Das Derby-Gefühl hat sich erst entwickelt"

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Es ist eines der jüngsten Derbys in der Bundesliga-Geschichte: Energie Cottbus gegen Hertha BSC.

Das Duell der über 110 Kilometer voneinander entfernten Städte gab es erst elf Mal in der Bundesliga. Nach dem Aufstieg von Energie im Jahr 2000 fand das erste Berlin-Brandenburg-Derby am 9. Spieltag am 21. Oktober 2000 im Berliner Olympiastadion statt.

Piplica noch dabei

Trotz der 1:0-Führung durch Energie-Stürmer Antun Labak gingen die drei Punkte an die klar favorisierte Hertha. Dariusz Wosz, Bryan Roy und Eyjölfur Sverrisson drehten die Partie, 3:1 siegte die Mannschaft des damaligen Hertha-Trainers Jürgen Röber. Im Cottbuser Tor stand Tomislav Piplica, der heute noch als einziger der Spieler des ersten Derbys beim selben Club unter Vertrag steht.

"Das erste Spiel gegen Berlin war für uns noch kein so besonderes. Wir hatten ja fast alle keine Bundesliga-Erfahrung, deshalb war am Anfang jedes Spiel ein Erlebnis. Und wir hatten eine Woche vorher 1:0 gegen die Bayern gewonnen und waren davon noch total euphorisiert", erinnert sich Christian Beeck, damals beinharter Energie-Verteidiger und heute Sportdirektor beim Drittliga-Tabellenführer Union Berlin.

"Immer hitzig"

Doch Energie sollte sich zu einem äußerst unangenehmen Gegner für den Konkurrenten aus der Hauptstadt entwickeln. Schon im Rückspiel am 17. März 2001 feierte Cottbus vor 20.400 Fans im ausverkauften Stadion der Freundschaft einen begeisternden 3:0-Erfolg.

"Mit diesem Spiel hat sich das Derby und das Derby-Gefühl erst richtig entwickelt. Es ging auf dem Platz und auf den Rängen hitzig zu und das blieb eigentlich immer so - erst recht im Stadion der Freundschaft. 2002 musste das Spiel sogar mal unterbrochen werden", sagt Beeck, der den ersten Derby-Sieg allerdings schmerzhaft in Erinnerung hat. "Ich habe mir nach einer halben Stunde einen Kreuzbandriss zugegezogen. Ganz unglücklich, mein jetziger Hertha-Kollege Michael Preetz ist mir aufs Knie gefallen."

Bilanz spricht klar für Cottbus

Vor dem zwölften Derby am Samstag (ab 15 Uhr im Live-Ticker / Liga-Radio) hat sich die Bilanz sogar deutlich zu Gunsten der Lausitzer entwickelt. Von elf Vergleichen hat Cottbus sieben gewonnen, Hertha drei und nur einmal wurden die Punkte geteilt. Gegen keine andere Mannschaft in der Bundesliga gewann Cottbus sonst öfter als vier Mal.

"3:3" lautet Beecks Tipp vor dem kommenden Duell zweier Mannschaften, die der 37-Jährige beide hoch einschätzt. "Hertha wird ein ernsthaftes Wort im Kampf um die Meisterschaft mitreden, Trainer Lucien Favre hat die Mannschaft zu einer geschlossenen Einheit geformt, hier ist Hertha anderen Spitzen-Mannschaften voraus.

Und in Cottbus ziehen alle an einem Strang, dort wissen alle, worauf es im Abstiegskampf ankommt. Deshalb wird es Energie auch wieder schaffen."

Fünf weitere Fakten zum Berlin-Brandenburg-Derby:

- Cottbus gewann 4 der 5 Heimspiele gegen die Hertha – nur im Oktober 2002 siegten die Hauptstädter auswärts mit 2-0.

- Herthas Bilanz in den letzten 5 Spielen gegen die Lausitzer ist sehr schwach: 1 Punkt, 1-6 Tore.

- Cottbus brachte in der Hinrunde den Berlinern ihre einzige Heimpleite der Saison bei, Branko Jelic schoss das Tor des Tages.

- Das torreichste Spiel zwischen beiden Mannschaften fand im August 2001 statt: Cottbus siegte mit 3-2 im Olympiastadion.

- 4 Spieler schossen in den 11 Aufeinandertreffen beider Teams mehr als 1 Tor: Skela, Marcelinho, Preetz und Alex Alves (je 2).

Stefan Kusche