"Jetzt wäre der Augenblick günstiger": Bastian Schweinsteiger denkt über einen Trikottausch nach
"Jetzt wäre der Augenblick günstiger": Bastian Schweinsteiger denkt über einen Trikottausch nach

Dark Navy, bitteschön!

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Als der Beat aus der Bassbox bebte, der Stroboskopeffekt den kleinen Presseraum in der Münchner Allianz Arena in hektisches Licht tauchte und grazile Schönheiten in den neuen Trikots des FC Bayern München über den Laufsteg zuckten, da hoben sich hier und da vereinzelte Augenbrauen, um tiefe Sorgenfalten in die Stirnlappen der Fußballpuristen zu graben.

Derartige Bewegungen und Verrenkungen, eingehüllt ins neue Arbeitstextil des Rekordmeisters, werden die Bayern-Fans zukünftig wohl nur nach Horrorfouls der Kategorie "Vorsätzliche Körperverletzung" zu sehen bekommen. Aber gut, so ist das nunmal, wenn der Klassenprimus von der Säbener Straße seine neuen "Leiberl" vorstellt.

Weiß und so etwas wie dunkelblau

Ganz in weiß, das Heimtrikot für die Champions League. Und das neue Auswärtstrikot für die Bundesliga, ganz in dunkelbl... pardon! - Die Farbe "Blau" steht bei den "Roten" aus München ja auf dem Index. Dark Navy, bitteschön! Für Farbrebellen aber gerne auch weiterhin dunkelblau.

Der neue "Blaumann" der Bayern ist der aktuelle Stolz des 20-fachen Titelträgers. Vor allem, weil mit den vier Sternen nun das "äußere Zeichen des Erfolges" (Karl-Heinz Rummenigge) auf der linken Brust prangt.

Und so wurde Bastian Schweinsteiger bei der Präsentation auch erwartungsvoll gefragt, ob der Trikottausch denn nun einfacher fallen würde. Schweinsteiger, in diesem Moment ganz "Schweini", blickte nach rechts, wo ihn eine der bildhübschen Damen in Manndeckung genommen hatte und antwortete frech: "Jetzt wäre der Augenblick auf alle Fälle günstiger."

Farbenlehre beim FC Bayern

Uli Hoeneß verriet bei der Präsentation des Hightec-Textils einerseits sein Faible für die Baumwoll-Antiquitäten vergangener Profi-Tage ("Ich fand die immer sehr schön, außer wenn es regnete") und andererseits, dass man sich das tiefdunkle Blau bei den Auswärtsauftritten des großen Erzrivalen aus Manchester abgeschaut habe.

Aus naheliegenden Gründen werde man "nie in gelb oder grün spielen", versicherte Hoeneß. Das geächtete Himmelblau des Stadtrivalen musste nicht mehr zusätzlich tabuisiert werden.

Obwohl man sich in der Vereinsführung mächtig über die Farbe Dark Navy freute, wollte beim anschließenden öffentlichen Training keiner der Spieler so richtig freiwillig das nachtdunkle Gewand überziehen.

Kleiderdiskussionen im Team

"Das war schon lustig", erzählte Klinsmann, "da wurde viel gefrotzelt". Bei der teaminternen Kleiderdiskussion ging es laut Klinsmann darum, wer denn nun tatsächlich königsklassige Qualitäten habe und somit in weiß auflaufen dürfe und bei wem es "nur" für Dark Navy und die Bundesliga reiche.

Es wurde letztlich wohl ein friedlicher und ausgewogener Kompromiss gefunden. Denn schließlich liefen unter anderem Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Philipp Lahm im Auswärtstrikot auf. Und plötzlich erhob sich der "Sonnenkönig" aus dem Stadionboden der Arena.

Ribery schaut vorbei

Franck Ribery humpelte mit weißer 7 auf dunklem Navy an Krücken aufs Feld. Die Mannschaftskollegen waren überrascht und liefen geschlossen zum kleinen Franzosen, um ihn wieder in München willkommen zu heißen. "Alles ok, super. In Fuß kein Probleme", verkündete der Publikumsliebling in respektablem Deutsch vor mehreren Tausend Zuschauern.

Und dann wurde im Hintergrund endlich gekickt. Eine Tätigkeit, die Lukas Podolski ohnehin viel mehr Spaß bereitet, als ein Auftritt auf dem Catwalk. Als der Stürmer neben Philipp Lahm, Tim Borowski und Bastian Schweinsteiger im grellen Presseraum zum neuen Trikot befragt wurde, hatte er plötzlich einen wichtigen Termin: "Schön. Super. Gelungen. Und jetzt ist Philipp dran", nuschelte er seine ausführliche Mode-Expertise temporeich ins Mikrofon und reichte selbiges grinsend an seinen verdutzen Teamkollegen weiter. "Und Tschüss" auf podolskisch.

Dark Navy ist bei den "Roten" eben auch nur dunkelblau. Und sowieso: was zählt, ist auf dem Grün.

Michael Wollny