Bergers bisher letzte Trainerstation war Hansa Rostock
Bergers bisher letzte Trainerstation war Hansa Rostock

"... dann kriegt die Eintracht wieder die Kurve"

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Schalke 04, Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln, Karlsruher SC, Hannover 96, Hansa Rostock, Alemannia Aachen, Fortuna Düsseldorf, FC Basel, Bursaspor.

Nein, das sind die nicht die Lieblingsclubs des Autors, sondern das ist ein Auszug aus Jörg Bergers Lebenslauf. Der 64-Jährige hat wie kaum ein anderer Trainer Erfahrung in der Welt des Fußballs gesammelt.

Im Interview mit bundesliga.de spricht er über die Lage bei der Frankfurter Eintracht, die er von 1988 bis 1991 und von 1999 bis 2000 gecoacht hatte. Der heutige TV-Experte beantwortet offene Fragen wie: Warum verläuft die Saison der Hessen nicht nach Wunsch? Welche Rolle spielt Trainer Friedhelm Funkel dabei? Und was kann der Eintracht Hoffnung machen?

bundesliga.de:: Herr Berger, Sie waren insgesamt fünf Jahre bei Eintracht Frankfurt. Warum läuft es in dieser Saison bei Ihrem Ex-Club nicht rund?

Jörg Berger: Die Eintracht liegt mir immer noch sehr am Herzen. Frankfurt ist meine zweite Heimat. Nach wie vor sehe ich die Situation um die Eintracht herum positiv. Dass die Fans unzufrieden sind, ist angesichts des Saisonstarts erst einmal verständlich. Die Fans dürfen aber nicht vergessen, dass es in Frankfurt eine Phase gab, in der eine Konsolidierung stattfand und daran haben Heribert Bruchhagen und Friedhelm Funkel großen Anteil. Dass es ab und zu mal Schwankungen geben kann, ist normal. Wenn jetzt alle zusammenhalten, dann kriegt die Eintracht auch wieder die Kurve.

bundesliga.de:: Also bewerten Sie das Umfeld in Frankfurt als gut?

Berger: Ich sehe ein sehr stabiles Umfeld. Fans sehen oft nur den Moment und sind halt launisch. Das kann aber in drei, vier Wochen schon wieder anders sein. Aber die Eintracht hat bewiesen, dass es ein Konzept gibt, welches verfolgt wird. Und das ist alles der Verdienst der Verantwortlichen.

bundesliga.de:: Wo müsste der Hebel angesetzt werden, damit es sportlich wieder bergauf geht?

Berger: Finanziell ist die Eintracht sicherlich nicht so auf Rosen gebettet wie Top-Clubs es sind. Deshalb bleiben die spektakulären Transfers in Frankfurt aus. Das müsste sich ändern. Momentan gehört die Eintracht für mich nicht zu den Anwärtern auf den internationalen Wettbewerb. Dass die Frankfurter nach sieben Spieltagen auf dem vorletzten Platz stehen, hat sicherlich mehrere Gründe. Um das genau zu analysieren, fehlt mir aber der Einblick in den Verein.

bundesliga.de:: Die Eintracht beendete die vergangene Saison auf Platz 9. Waren die Verantwortlichen und Fans im Hinblick auf diese Spielzeit vielleicht zu euphorisch?

Berger: Das ist bei den Fans natürlich immer der Fall. Friedhelm Funkel und Heribert Bruchhagen werden sicherlich realistischer gewesen sein. Der Fan sieht meistens nur den Moment und deshalb ist die Stimmung im Moment gedrückt. Die Anhänger der Eintracht unterstützen ihre Mannschaft aber auch, wenn es mal nicht so gut läuft. Zum Beispiel 1989, als wir fast aussichtslos abgeschlagen waren.

bundesliga.de:: Nun musste die Eintracht längere Zeit auf Ioannis Amanatidis und Chris verzichten. Der eine war verletzt, der andere gesperrt. Wie abhängig ist das Team von diesen beiden Spielern?

Berger: Das sind zwei ganz wichtige Spieler, zwei Säulen der Mannschaft. Und die Eintracht hat keine so starke Bank, dass dort noch andere mit dieser Leistungsstärke sitzen. Wenn die beiden an Bord sind, dann geht es wieder bergauf.

bundesliga.de:: Wie sind ihre Eindrücke von den Neuzugängen?

Berger: Ich würde niemals eine Einschätzung über einen Neuzugang nach so kurzer Zeit geben. Bei dem einen klappt es mit der Integration schneller, der andere braucht etwas länger. Dann ist ein dritter vielleicht noch in der Vorbereitung verletzt gewesen. Die Eingewöhnung von Neuverpflichtungen ist halt ein längerer Prozess, den man nicht voraussehen kann und deshalb sollte man nicht vorschnell über die neuen Spieler urteilen.

bundesliga.de:: Nun gibt Trainer Friedhelm Funkel dem Team meistens die Vorgabe, hinten erst einmal sicher zu stehen und dann nach vorne zu spielen. Was halten Sie von dieser Taktik?

Berger: Das war schon immer seine bevorzugte Spielweise. Damit hatte Funkel ja auch Erfolg. Jeder Trainer hat halt eine andere Philosophie. Es gibt Mannschaften, die suchen die Offensive, wie zum Beispiel Bremen oder Hoffenheim, andere spielen lieber defensiv.

bundesliga.de:: Sie sehen dort keinen Grund zur Veränderung?

Berger: Nein. So hatten die Eintracht und Friedhelm Funkel auch schon Erfolg und so wird das Team auch zusammengesetzt worden sein.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig

Lesen Sie demnächst: Jörg Berger spricht über Hoffenheim, Ribery, Farfan und Co.