Mit seinen 1,91 Meter Körpergröße ist Simon Kjaer (r.) in der Luft besonders sicher
Mit seinen 1,91 Meter Körpergröße ist Simon Kjaer (r.) in der Luft besonders sicher

"Danish Dynamite" mit Starpotenzial

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Das größte Problem des VfL Wolfsburg in der abgelaufenen Saison war die Abwehr. Mit 58 Treffern stellten die Niedersachsen die viertschlechteste Defensive - zu viel für eine Titelverteidigung und auch für den Einzug in die Europa League langte es nicht.

Taten waren gefordert und so kam mit Arne Friedrich von Absteiger Hertha BSC ein routinierter Spieler. Der zweite Mann für die Defensivzentrale, Simon Kjaer, ist auf den ersten Blick noch ein junger Wilder. Der Däne feierte zwar erst im März diesen Jahres seinen 21. Geburtstag, gehört mit bereits vier Profijahren aber schon zu den erfahreneren Spielern.

"Der richtige Schritt"

"Trotz seines jungen Alters ist Simon bereits eine Persönlichkeit auf dem Platz. Er verfügt schon über Leader-Qualitäten", sagte Dieter Hoeneß, Vorsitzender der VfL-Geschäftsführung, nachdem die Verpflichtung des WM-Teilnehmers von US Palermo in trockenen Tüchern war.

Der 1,91 Meter lange Blondschopf selbst ist mit seinem neuen Arbeitsplatz Bundesliga sehr zufrieden: "Der Wechsel ist für mich eine Chance, bei einem Spitzenclub zu spielen. Ich glaube, dass dies für mich jetzt der richtige Schritt ist. Wir haben eine starke Mannschaft, die in der Bundesliga oben mitspielen kann. Ich möchte mir hier einen Stammplatz sichern." Ein Vorsatz, den er bislang bei jeder seiner Stationen erfüllt hat.

Talent des Jahres

Auch wenn er seine erste Profi-Saison beim FC Midtjylland, in der der Club dänischer Vizemeister wurde, ausnahmslos auf der Bank gesessen hatte, folgte ein erfolgreiches Probetraining bei Real Madrid. Der Wechsel scheiterte lediglich an der Knauserigkeit der "Königlichen". Kjaer blieb ein weiteres Jahr in Midtjylland, wo er in 19 Partien von Beginn an auflief und großen Anteil an der erneuten Vizemeisterschaft hatte.

Schließlich folgte zur Spielzeit 2008/09 der Schritt ins Ausland zum italienischen Club US Palermo. Wegen mangelnder Sprachkenntnisse musste sich der "Dänische U19-Spieler des Jahres 2007" erst einmal mit der Bank zufrieden geben. Am 8. Spieltag der Saison 2008/09 war es dann soweit. Der neue Coach der Sizilianer, Davide Ballardini, wechselte ihn gegen den AC Florenz zur zweiten Halbzeit ein und mochte danach nicht mehr auf Kjaers Kopfballstärke und sein Spielverständnis verzichten. Somit folgten 27 Spiele, in denen er drei Tore erzielte.

In der darauffolgenden Saison 2009/10 entwickelte er sich zu einem der besten Abwehrspieler der Serie A. Zwar verpasste er mit seinem Club die Qualifikation zur Champions League knapp, doch Grund zur Freude gab es trotzdem, denn in diesem Jahr wurde er zum "Dänischen Talent des Jahres" gewählt. "Ich hätte nie gedacht, dass ich als 20-Jähriger in einer Reihe mit Spielern wie Peter Schmeichel oder den Laudrup Brüdern stehe", freute er sich über die Auszeichnung.

Starkes Debüt gegen Ibrahimovic

Im dänischen Nationaltrikot erlebte Kjaer einen ähnlich rasanten Aufstieg wie auf Vereinsebene. Nachdem er zwölf Mal für diverse Jugendnationalteams gespielt hatte, wurde er 2009 erstmals in die A-Mannschaft berufen. Ausgerechnet im wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden standen Trainer Morten Olsen kaum gesunde Abwehrspieler zur Verfügung.

Der ehemalige Bundesliga-Spieler setzte auf den jungen Innenverteidiger, der selbst leicht angeschlagen war, und wurde belohnt. Die Dänen besiegten den großen Nachbarn mit 1:0 und Kjaer hatte sich mit einer fantastischen Vorstellung gegen Zlatan Ibrahimovic in die Mannschaft gespielt.

Pro und Contra

Mit der WM-Teilnahme in Südafrika erlebte der kopfballstarke Abwehrrecke seinen bisherigen Karrierehöhepunkt. In den Gruppenspielen gegen die Niederlande und Kamerun stand er in der Startelf, musste in der entscheidenden Partie gegen Japan allerdings gelbgesperrt passen.

Neben dieser kleinen Schwäche, schnell Gelbe Karten zu sehen - neun in 35 Partien für Palermo letzte Saison - konnte man im WM-Spiel gegen Kamerun aber auch eine der großen Stärken des 21-Jährigen sehen: das Spielverständnis. Mit seiner Eröffnung auf Rommedahl, die Bendtner zum zwischenzeitlichen 1:1 abschloss, bewies er sein gutes Auge für den Mitspieler und den freien Raum.

Sollte Kjaer in Wolfsburg nicht nur Tore verhindern, sondern weiterhin durch kluge Pässe auch an ihrer Entstehung beteiligt sein, dürfte die Qualifikation fürs internationale Geschäft ein Leichtes sein.

Gregor Nentwig