Enttäuscht nach starker Leistung: Daniel Didavi holte mit dem VfB nur einen Punkt in Gladbach
Enttäuscht nach starker Leistung: Daniel Didavi holte mit dem VfB nur einen Punkt in Gladbach

Daniel Didavi: "Das ist bitter"

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Mönchengladbach - Wieder einmal hat ein spätes Gegentor den VfB Stuttgart um den Lohn seiner couragierten Arbeit gebracht. Beim 1:1-Unentschieden bei Borussia Mönchengladbach kassierten die Schwaben zwei Minuten vor dem Abpfiff den bitteren Ausgleich. Damit bleibt die Elf von Huub Stevens mitten im Abstiegskampf, steht aber weiter auf Platz 15 und damit über dem Strich. Zudem konnte der VfB als einziges Team der letzten Vier einen Punkt einfahren.

Die Partie im ausverkauften Borussia-Park könnte taugt als Blaupause für die Darbietungen der Stuttgarter in dieser Saison. Wieder gut gespielt, wieder ein frühes Tor erzielt (bereits das zwölfte in der Anfangsviertelstunde, was Bundesliga-Bestwert bedeutet) - und wieder kurz vor dem Abpfiff noch der Nackenschlag. Der VfB kassierte sein 18. (!) Gegentor in der Schlussviertelstunde, alleine zwölf davon im Jahr 2014. Das ist mehr als jeder anderer Bundesligist. Entsprechend enttäuscht reagierte die Mannschaft. So auch der Stuttgarter Torschütze Daniel Didavi, der sich nach dem Schlusspfiff zum Interview stellte.

Frage: Herr Didavi, der VfB Stuttgart hat kurz vor Schluss noch den möglichen Sieg in Mönchengladbach aus der Hand gegeben. Wie bewerten Sie das 1:1-Unentschieden?

Daniel Didavi: Wir hätten schon in der ersten Halbzeit nach dem 1:0 nachlegen müssen. Wir hatten noch mehr als eine hundertprozentige Torchance. Gladbach hatte zwar mehr Ballbesitz, aber wir haben es gut gemacht. Wir standen gut und hätten wie gesagt das 2:0 machen müssen, dann kommen wir nicht wieder in die Situation. Es ist klar, dass die Borussia im Heimspiel drückt. Es ist dann bitter, wenn man am Ende wieder das Gegentor kassiert.

Frage: Was haben Sie in den letzten Minuten gedacht? Wächst da wieder die Furcht, dass man bei dem knappen Spielstand erneut ein spätes Gegentor bekommt?

Didavi: Wir können das nicht abstreiten, so oft wie wir in dieser Saison schon späte Gegentore bekommen haben. Das steckt in den Spielern sicher noch drin. Es darf zwar nicht passieren, aber es passiert. Aber im Abstiegskampf zählt jeder Punkt. So nehmen wir nun diesen einen Punkt mit.

Frage: Sie selbst haben Ihr erstes Tor nach fast zwei Jahren erzielt. Können Sie sich darüber freuen?

Didavi: Ich musste über ein Jahr, fast sogar zwei Jahre mit Verletzungen kämpfen. Dann ist es natürlich ein tolles Gefühl. Die Freude darüber wird sicher in den nächsten Tagen noch kommen. Im Moment überwiegt aber sicherlich die Enttäuschung, dass wir die drei Punkte, die drin waren, nicht geholt haben.

Frage: Was hat Ihnen in der schweren Zeit die Kraft gegeben, durchzuhalten?

Didavi: Meine Familie. Außerdem bin ich gläubig. Gott hat mir immer Kraft gegeben. So bin ich durch die schwere Zeit gekommen. Es wäre toll, wenn wir nach so einer Zeit noch den Klassenerhalt schaffen.

Frage: Nach Ihrem Tor haben Sie das VfB-Wappen auf dem Trikot geküsst. War diese Geste ein Zeichen an den Verein?

Didavi: Ja. Ich spiele seit der F-Jugend beim VfB. Die Situation nimmt mich natürlich mit. Die Fans unterstützen uns überragend. In den letzten Wochen sehen sie auch, dass wir auf dem Platz alle einhundert Prozent geben. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir da unten auch rauskommen werden.

Frage: Bei Ihrer Auswechslung schien es so, als ob Sie sich geärgert hätten. Worüber?

Didavi: Ich habe mich geärgert, weil ich gut im Spiel war und mich von der Kondition her gut gefühlt habe. Leider haben aber die Muskeln nicht so richtig mitgemacht, ich habe Krämpfe bekommen. Wahrscheinlich ist das normal.

Frage: Wie bewerten Sie nun die Gesamtkonstellation im Abstiegskampf nach dem 30. Spieltag?

Didavi: Es ist immer noch alles ganz eng. Mit drei Punkten in Gladbach hätten wir uns ein bisschen absetzen können. Wir können die Tabelle lesen. Jedes Spiel zählt, wir brauchen jeden Punkt. Wir stehen auf keinem Abstiegsplatz und hoffen, dass es so bleibt. Nächste Woche geht es weiter, dann müssen wir gegen Schalke drei Punkte holen.

Frage: Sie sprechen den nächsten Gegner an. Der VfB tritt in den letzten vier Spielen noch gegen Schalke, Hannover, Wolfsburg und die Bayern an. Wie schwer schätzen Sie das Restprogramm ein?

Didavi: Das Restprogramm ist im Abstiegskampf eigentlich egal. Es zählt jeder Punkt. Wir haben die Qualität und kriegen sie jetzt auch endlich auf den Platz. Daher müssen wir nur auf uns schauen. Wir haben jetzt ein schweres Heimspiel. Aber wenn wir unsere Leistung bringen, bin ich mir sicher, dass wir mit den Fans im Rücken auch die Punkte holen werden.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski