Trainer Jörg Berger zog 2004 mit Aachen ins Pokalfinale ein, unterlag dort aber Werder Bremen
Trainer Jörg Berger zog 2004 mit Aachen ins Pokalfinale ein, unterlag dort aber Werder Bremen

"Da kannst du als Trainer erzählen, was du willst..."

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Am Freitag startet die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals. Und wie jedes Jahr kann mit einigen Überraschungen und Sensationen gerechnet werden. Im Interview mit bundesliga.de spricht Jörg Berger - Trainer von zahlreichen Bundesliga-Mannschaften - über den Wettbewerb, die Einstellung der Favoriten und die Gesetze des Pokals.

bundesliga.de: Herr Berger, am heutigen Freitag geht der DFB-Pokal los. Wie werden sich die favorisierten Bundesliga-Mannschaften im eine Woche vor Beginn der Saison präsentieren?

Jörg Berger: Ich glaube, die Trainer der Bundesliga-Clubs werden mit ihrer voraussichtlichen Startformation antreten. Solch ein Spiel dient als letzter Test und die Mannschaft kann sich so noch ein wenig einspielen. Egal, ob es dann ein klarer Sieg wird oder nicht. Das im Training geübte wird so noch mal im Spiel ausprobiert werden. Ich denke, dass alle Mannschaften mit ihrer stärksten Formation auflaufen werden.

bundesliga.de: Ist die 1. Runde des DFB-Pokals ein Maßstab für den Ligastart?

Berger: Das kommt auf die Stärke des Gegners an. Wenn ein Bundesligist gegen einen Drittligisten spielt, dann muss die Konzentration da sein und so kann solch ein Spiel leicht richtungweisend für den Punktspielstart sein. Aber Pokalspiele haben ihre eigenen Gesetze.

bundesliga.de: Was ist eigentlich an dieser Aussage wirklich dran?

Berger: Sehr viel! Denn es handelt sich um ein einziges Spiel und somit geht es um sehr viel. Und wenn man das verliert, kann man es nicht wieder gutmachen. Der Außenseiter wittert seine Chance und wächst dann über sich hinaus.

bundesliga.de: Woran liegt das?

Berger:Das kann mit ein bisschen Glück zu tun haben, aber genauso mit der Psyche. Oftmals kann der Trainer einer favorisierten Mannschaft nicht verhindern, dass die volle Konzentration und Anspannung bei den Spielern fehlt. Dann merkt man, dass der Gegner stärker ist als erwartet und man selber nicht in der Lage ist, den Hebel umzustellen.

bundesliga.de: Sie haben es selber als Trainer erlebt...

Berger: Ja, im Jahr 2004 habe ich mit dem Zweitligisten Alemannia Aachen das Pokalfinale erreicht. Auf dem Weg dahin haben wir auch einige Bundesligisten ausgeschaltet.

bundesliga.de: Darunter auch den FC Bayern München.

Berger: Der damalige Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld meinte zu mir, dass er nicht erwartet hätte, was dann auf seine Mannschaft in Aachen zukam. Da kam vieles zusammen: das enge Stadion, der Einsatz der Spieler und die euphorischen Zuschauer. Oftmals wächst eine Mannschaft dann über sich hinaus. Deshalb ist an diesem Ausspruch sehr viel Wahres dran.

bundesliga.de: Kann man als Trainer viel tun, um die Spieler davor zu bewahren, vermeintlich schwächere Mannschaften zu unterschätzen?

Berger: Wenn eine Mannschaft als großer Favorit gilt, kann man als Trainer erzählen,was man will. Es ist immer wieder das Gleiche. Wenn nicht früh das erste Tor fällt,wächst die gegnerische Mannschaft über sich hinaus, wittert ihre Chance und gewinnt dann oftmals dieses entscheidende Spiel.

bundesliga.de: Sollten die Vorbereitungen der Bundesligisten spätestens zum Start des DFB-Pokals abgeschlossen sein?

Berger: Die Formation sollte bereits feststehen. Wenn man eine Woche vor Beginn der Liga noch nicht da steht, wo man sich das für den Saisonstart vorstellt, dann hat man etwas falsch gemacht.

Das Gespräch führte Barnabas Szöcs




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