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Philipp Kohlschreiber feierte seinen ersten ATP-Turniersieg bei den BMW Open 2007 in München
Philipp Kohlschreiber feierte seinen ersten ATP-Turniersieg bei den BMW Open 2007 in München

"Da blieb nur der FC Bayern übrig"

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Während seine Davis-Cup-Kollegen wie Rainer Schüttler, Nicolas Kiefer oder Tommy Haas die 30 bereits lange überschritten haben, kommt Philipp Kohlschreiber so langsam ins beste Tennisalter. Mit seinen 25 Jahren besitzt der gebürtige Augsburger hervorragende Perspektiven auf der ATP Tour.

Seinen bislang zwei Turniersiegen soll so schnell wie möglich der dritte folgen. bundesliga.de traf den bekennenden Bayern-Fan zur exklusiven Fußball-Fachsimpelei beim Turnier in Indian Wells.

bundesliga.de: Nach dem spannenden Davis-Cup-Wochenende und dem 3:2 gegen Österreich haben Sie auch beim Tennisturnier in Indian Wells Ihre gute Form bestätigt. Was haben Sie sich noch für die Saison 2009 vorgenommen?

Philipp Kohlschreiber: Das war wirklich ein tolles Wochenende beim Davis Cup mit den ganzen Emotionen. Ich habe das Gefühl genossen, für mein Land spielen zu dürfen. Das pusht mich immer besonders. Im Davis Cup habe ich bislang auch immer ganz ordentliche Leistungen gebracht und ich bin froh, dass ich sie ins Turniergeschehen transformieren konnte. Das ist auch wichtig, weil ich mit meinem Ranking momentan nicht ganz so zufrieden bin. Ich will wieder weiter nach vorne und eine bessere Platzierung schaffen als Platz 28 im Jahr 2008. Die Top 25 oder Top 20 wären gut.

bundesliga: Mit der gelben Filzkugel können Sie sehr gut umgehen. Wie steht es dann um Ihre Fähigkeiten mit der großen Kugel? Haben Sie früher auch gekickt?

Kohlschreiber: Ich habe nie im Verein Fußball gespielt, sondern eher mit Freunden im Garten gebolzt. Ich habe als Kind auch nie extrem viel Tennis gespielt. Klar habe ich immer viel Sport getrieben, bin geschwommen, Fahrrad gefahren, aber nicht im Verein. Ich habe keinen Sport mit dem Nachdruck ausgeübt wie dann später Tennis. Das Talent steckte eher in den Armen als in den Füßen und deshalb stand ich nie vor der Entscheidung: Tennis oder ein anderer Sport.

bundesliga.de: Mit welchem Verein aus der Bundesliga sympathisieren Sie?

Kohlschreiber: Der einzige Club, dem ich die Daumen drücke, ist Bayern München. Ich habe aber nicht sehr viele Kontakte oder kenne die Spieler persönlich. Mir wurde es ein bisschen in die Wiege gelegt. Wenn man in Bayern geboren wurde, gibt es entweder 1860 oder Bayern. Und man will ja schon bei dem einen oder anderen Erfolg mitfeiern oder mitzittern können. Da blieb für mich dann nur der FC Bayern übrig.

bundesliga: Dann haben Sie sich ja in der vergangenen Woche in der Champions League über zwei Siege und zwölf Tore freuen können.

Kohlschreiber: Leider waren das jetzt nicht so die ganz entscheidenden Spiele. Sicher ist es toll in der Champions League weiterzukommen und gegen Hannover zu gewinnen. Aber der Sieg in der Bundesliga bringt auch nur drei Punkte. Man muss aber auch feststellen, dass es die anderen Mannschaften in der Bundesliga nicht richtig schaffen, den Bayern davonzuziehen. Der FCB ist immer noch in Schlagdistanz. Da haben Sie ein bisschen Glück. Früher haben sie oft nur mit einem Tor Vorsprung gewonnen, aber konstant gewonnen. Jetzt, in der entscheidenden Phase der Bundesliga, in der man sich einen Vorsprung hätte heraus arbeiten können, wäre es viel wichtiger, viele Spiele zu gewinnen, als in einem Spiel sieben Tore zu schießen.

bundesliga: Klingt fast so, als glauben Sie nicht so recht an einen weiteren Titel der Bayern. Wer wird das Rennen denn machen?

Kohlschreiber: Das kann ich jetzt auch nicht so genau tippen. Wenn wir Tennisspieler untereinander darüber gesprochen haben, hatten alle den HSV recht gut eingeschätzt. Aber die sind auch nur ein Wackelkandidat, auch wenn sie eine sehr gute Mannschaft haben. So gut kenne ich mich im Fußball nicht aus, aber bei vier Punkten Vorsprung spricht auch einiges für Hertha BSC. Die haben einen kleinen Lauf und auch ein gutes Team.

bundesliga.de: Wann waren Sie das letzte bei einem Spiel im Stadion?

Kohlschreiber: Ich war das letzte Mal während der BMW Open 2008 in der Allianz Arena. Die Stimmung gefällt mir da sehr gut. Das ist immer ein tolles Erlebnis. Ich bin aber kein regelmäßiger Stadiongänger, bin ja auch viel unterwegs und nicht so oft zuhause. Ich gucke aber auch gerne daheim im Fernsehen die Spiele. Ich habe mir auch in dieser Saison beide Bayern-Spiele gegen den HSV angeschaut. Da haben sie ja nicht so gute Ergebnisse erzielt, einmal 2:2 gespielt, einmal 0:1 verloren. Der Auftakt war also nicht wirklich nach Maß.

bundesliga: Was ist für Sie bislang die größte Überraschung in dieser Saison?

Kohlschreiber: Hoffenheim hat sich in den letzten Wochen ja etwas relativiert. Die hatten eine unglaubliche Vorrunde, der Ibisevic hat aus allen Lagen getroffen. Aber jetzt sind sie ins Grübeln gekommen. Sie waren Herbstmeister, aber in letzter Zeit haben sie ja noch weniger Punkte geholt als die Bayern. Allgemein ist die Bundesliga sehr ausgeglichen. Und das macht es ja so interessant.

bundesliga.de: Sie kommen ja als Tennisprofi viel in der Welt herum. Wie schätzen Sie die Stärke der Bundesliga im internationalen Vergleich ein?

Kohlschreiber: Die Bundesliga ist gar nicht schlecht. Der Kenner wird wohl sagen, dass in Spanien und England die stärksten Ligen zu finden sind. Italien war früher einmal stark, hat aber mit den ganzen Skandalen an Bedeutung verloren und, wie man in der Champions Leaue gesehen hat, auch ein bisschen den Anschluss verloren. Aber außer Bayern München sind die deutschen Mannschaften international leider auch nicht so erfolgreich. Die Bayern sind eigentlich die einzigen, die in den letzten Jahren konstant zumindest ins Achtel- oder Viertelfinale eingezogen sind. Es ist ein bisschen schade, dass die anderen deutschen Clubs nicht auch etwas mehr aushelfen können.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski