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Johan Djourou wechselte in der Winterpause von Arsenal London zu Hannover
Johan Djourou wechselte in der Winterpause von Arsenal London zu Hannover

"Cool Joe" hat Luft nach oben

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Gelsenkirchen - Gute Ansätze, schlechtes Ergebnis: Johan Djourou erging es bei seinem Bundesligadebüt und der auf Schalke nicht anders als seinem Club. Sowohl auf den langen Innenverteidiger als auch auf Hannover wartet einige Arbeit - hinten hakt es noch gewaltig bei 96.

Löchrig wie ein Schweizer Käse

Die deutsche Sprache muss Djourou noch erlernen. Erst seit Anfang Januar spielt der gebürtige Ivorer mit Schweizer Pass in Hannover, nach insgesamt sechs Jahren in der englischen Premier League. Einige Wörter kann er bereits, doch seit der Niederlage auf Schalke dürfte sich sein Wortschatz um eine Vokabel erweitert haben: Abwehrschwäche.



Dass Hannover gleich bei Djourous Debüt in der Bundesliga fünf Treffer kassiert, hatte der 26-Jährige so wohl auch nicht erwartet. Zwar hatte Mirko Slomka die 96-Defensive nach der Hinrunde als größtes Sorgenkind ausgemacht. Doch nicht zuletzt die Verpflichtung des Abwehrspielers mit dem Gardemaß von 1,92 Metern sollte Hannover neue Stabilität bringen. Slomka lobte seinen Neuzugang als "außergewöhnlich guten Innenverteidiger mit viel Erfahrung". Mit seiner körperlichen Robustheit, seinem taktischen Verständnis und seiner hohen Einsatzbereitschaft werde er ein echter Gewinn für die Mannschaft.

Djourous erste Auftritte bestätigten die Einschätzung Slomkas und machten Hoffnung. Der Ex-Gunner überzeugte in den Testspielen. Wenn er auf dem Platz stand, kassierte 96 kein Gegentor. Und jetzt das: Gegen Schalke offenbarte die erste eidgenössische Innenverteidigung der Bundesliga mit Mario Eggimann und Djourou ungeahnte Schwächen. "Wir hätten alle Gegentreffer vermeiden können. Es waren individuelle Fehler, mit denen wir die Schalker zu Toren eingeladen haben. Da waren wir nicht aufmerksam genug", redete Djourou nach der Partie gar nicht lange herum.

Djourou lässt sich anstecken



Dabei hatten die Schweizer nebst Nebenleuten die Gastgeber zunächst noch ganz gut im Griff. Djourou war höchstens etwas übermotiviert zu Werke gegangen, als er nach 38 Minuten Jefferson Farfan abräumte und dafür die Gelbe Karte sah.

Dann aber hatte sich Fehler an Fehler gereiht und auch vor dem Neuzugang nicht Halt gemacht. Eggimann leistete großzügig Hilfestellung bei den ersten beiden Gegentoren; beim vorentscheidenden 2:4 durch Marica verteidigte Djourou eher den freien Raum, statt in den Zweikampf zu gehen. "In den wichtigen Momenten fehlte die Wachsamkeit", nahm es Slomka kopfschüttelnd zur Kenntnis. "Solange wir uns defensiv nicht stabilisieren, werden wir auch in den nächsten Spielen Probleme bekommen."

36 Gegentreffer stehen nach 18 Partien für Hannover zu Buche. Das 4:5 auf Schalke war die vierte Niederlage aus den letzten fünf Pflichtspielen. Dass Djourou der Abwehr der Niedersachsen noch nicht die erhoffte Kompaktheit geben konnte, mag aber auch an mangelnder Spielpraxis liegen. Bei Arsenal war er in den letzten Monaten kaum zum Einsatz gekommen. "Ich habe immerhin für die Schweiz ein paar Länderspiele über die volle Distanz bestritten", meint der 26-Jährige, "aber jetzt freue ich mich natürlich, wieder regelmäßig auf dem Platz zu stehen. Ich denke, es wird jetzt von Spiel zu Spiel besser werden."

Slomka erwartet viel von Djourou



Das hofft auch Slomka, der an Djourou noch ganz andere Erwartungen hat. Er soll nicht nur die Defensive stärken, sondern auch das Angriffsspiel ankurbeln. Offensiver verteidigen, lautet die Vorgabe des Trainers. Mehr Risikobereitschaft im Spiel nach vorn, bei Ballbesitz schneller kontern, das Spiel aus der hinteren Reihe heraus schnell machen. "Das hat uns zuletzt gefehlt, wir sind zurückgewichen und haben nicht nach vorne verteidigt", sagte Slomka.

Gegen Schalke konnte Djourou diese Erwartungen noch nicht erfüllen. Doch wer den Hünen auch nach der Partie erlebt hat, der traut ihm dies durchaus zu. Nicht zufällig hat man Djourou in Hannover schon den Spitznamen "Cool Joe" verpasst. Unaufgeregt, stressfrei, fast schon lässig, dabei aber fokussiert tritt Hannovers neue Nummer 17 auf - außerhalb des Platzes ebenso wie in der Regel auch auf dem Rasen. Und genau so kommentierte Johan Djourou nach der Niederlage auf Schalke auch die aktuelle Situation für 96 - und verbreitete dabei durchaus Optimismus: "Ich denke, dass die Mannschaft jede Menge Potenzial hat. Ich bin überzeugt, dass wir uns noch verbessern können, und zwar sowohl auf dem Platz als auch in der Tabelle."

Erste Gelegenheit dazu besteht am Samstag, wenn Hannover zuhause den VfL Wolfsburg zum Nordderby erwartet. "Dann sollten wir uns nicht wieder mit leichten Fehlern um den eigenen Lohn bringen", fordert Slomka. Und was sagt "Cool Joe" dazu? "Ich denke, wir werden unsere Punkte in den nächsten Spielen noch machen. Wer vier Tore gegen Schalke macht, muss sich vor niemandem verstecken."

Dietmar Nolte