Voller Einsatz am Freitagabend: Gladbachs Christoph Kramer (r.) gegen Frankfurts Szabolcs Huszti - © © imago
Voller Einsatz am Freitagabend: Gladbachs Christoph Kramer (r.) gegen Frankfurts Szabolcs Huszti - © © imago

Gladbachs Kramer: "Die Situation ist kein Beinbruch"

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Mönchengladbach - Borussia Mönchengladbach scheint in der Bundesliga aktuell das Toreschießen verlernt zu haben. Beim 0:0 gegen Eintracht Frankfurt blieben die Fohlen nun bereits im vierten Spiel in Folge ohne eigenen Treffer. Damit stagniert die Elf vom Niederrhein im Mittelfeld der Tabelle, ohne allerdings die oberen Tabellenregionen komplett aus den Augen zu verlieren. Im Interview spricht Borussias Weltmeister Christoph Kramer über die Offensivprobleme und die kommende Herausforderung in der Champions League.

Frage: Christoph Kramer, Sie haben Ihr 100. Bundesliga-Spiel bestritten und mit der Borussia gegen Eintracht Frankfurt 0:0 gespielt (>>> Zum Matchcenter #BMGSGE). Das Ergebnis dürfte eher suboptimal sein oder?

Christoph Kramer: Wir sind ohne Gegentor geblieben. Das ist optimal. Natürlich hätte ich das Spiel gerne gewonnen, gerade in der Phase, in der wir uns aktuell befinden. Wäre der Schuss von Oscar Wendt statt an die Latte ins Tor gegangen, hätten alle von einer abgezockten, reifen Leistung gesprochen. So redet man von einem ganz müden Kick. Ich sehe das Spiel insgesamt nicht so kritisch.

Frage: Die Eintracht hat die Räume eng gemacht und sehr gut verteidigt. War die starke Defensivleistung der Hessen das Problem, oder fehlten der Borussia die Ideen?

Kramer: Gegen einen Gegner, der so Mann-orientiert verteidigt, ist es nicht immer möglich, sich durchzukombinieren, weil dann jeder Ball punktgenau stimmen muss. Uns fehlen mit Raffael, Ibrahima Traore und Thorgan Hazard drei Spieler, die in der Offensive Eins-gegen-Eins-Situationen lösen können. Es ist extrem bitter, dass gerade diese drei Jungs gleichzeitig ausfallen. Deswegen fehlt uns die Durchschlagskraft nach vorne.

Frage: Wie viele Sorgen machen Sie sich beim Blick auf die Tabelle?

Kramer: Ich hätte lieber gegen Frankfurt und auch das Spiel gegen den HSV gewonnen. Dann sähe die Tabelle fast schon rosig aus. So fehlen uns vier Punkte, und es sieht nicht so gut aus. Aber die Situation ist auch kein Beinbruch. Wir sind momentan Achter. Das ist in Ordnung, auch wenn wir uns den einen oder anderen Punkt mehr erhofft hätten. Aber wichtig ist, dass die Punkte möglich waren. Gegen den HSV haben wir das Tor nicht getroffen, jetzt hätten wir den Lucky Punch nötig gehabt. Alles ist erklärbar. Wir stehen nicht hier und wurden von der Eintracht komplett an die Wand gespielt. Wir hatten das Ding im Griff und gut dominiert, ohne zwingend nach vorne zu sein. Defensiv haben wir solide gearbeitet und gut gestanden. Mit Dauer des Spiels hätten wir dann den Lucky Punch gebraucht, der uns gegen Stuttgart im Pokal gelungen war. Danach wurde uns eine abgezockte, reife Leistung attestiert. Hätte Oscar das Tor gemacht, wäre es genauso gewesen.

Frage: Müsste die Mannschaft offensiv mehr ins Risiko gehen und die Räume suchen, statt auf Sicherheit zu spielen und Angriffe abzubrechen und den Ball zurückzuspielen?

Kramer: Na, ja. Es gibt viele Mittel, die zum Erfolg führen können. Man hat an der Reaktion der Zuschauer gemerkt, dass auch sie unruhig wurden. Aber die Frankfurter Verteidiger sind allesamt richtig, richtig schnell und waren uns ständig auf den Fersen. Dann sind die Pässe in die Tiefe nicht so möglich. Es war schwer, in die Räume im letzten Drittel zu kommen. Wir haben von den wenigen Chancen leider keine gemacht, weil der letzte Pass nicht optimal kam. Solche Phasen, in denen das Selbstverständnis fehlt, gibt es leider nun einmal.

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Frage: Muss sich die Borussia nun über die Champions League und das Spiel am Dienstag gegen Celtic Glasgow wieder das Selbstvertrauen holen?

Kramer: Das wäre gut. Wir haben ein ganz schweres Heimspiel vor der Brust, weil uns auch viele in die Favoritenrolle drängen und wir ein richtig gutes Hinspiel absolviert haben. Diese Leistung gilt es zu wiederholen. Dann können wir einen riesengroßen Schritt für unser Ziel machen. Es wäre nicht selbstverständlich, wenn wir in beiden Pokalwettbewerben überwintern würden. Das wollen wir mit aller Macht schaffen.

Frage: Ist es in dieser Phase die besondere Qualität der Borussia, wenigstens die entscheidenden Spiele wie in Glasgow oder gegen Stuttgart zu gewinnen?

Kramer: Darauf kommt es im Leben doch an, die wichtigen Dinge zu machen. (lacht) Wenn wir uns die anderen Mannschaften ansehen, die die Dreifachbelastung haben - Mainz, Schalke, Dortmund, Leverkusen, die Bayern - stelle ich fest, dass die auch schon bessere Zeiten erlebt haben. Man muss alles realistisch betrachten. Wir haben im Moment nicht den Luxus, dass wir durchwechseln können. Das betrifft gerade den Offensivbereich, wo Spritzigkeit und Sprints gefragt sind. Unsere Phase ist meiner Meinung nach aber auch nicht so schwerwiegend schlimm, wie sie gerade teilweise gemacht wird.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski