Mittelfeldspieler Carlos Gruezo (r.) vom VfB Stuttgart feierte am vergangenen Sonntag sein WM-Debüt gegen die Schweiz
Mittelfeldspieler Carlos Gruezo (r.) vom VfB Stuttgart feierte am vergangenen Sonntag sein WM-Debüt gegen die Schweiz

VfB-Jungstar Gruezo rast durch seine Karriere

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Curitiba - Zeit ist kostbar, Zeit ist knapp - und deshalb hat Carlos Gruezo keine zu verlieren: "Ich bin Gott, Trainer und Teamkollegen dankbar, dass ich hier sein kann. Dafür habe ich hart gearbeitet", sagt Ecuadors Jungstar. Mit gerade einmal 19 Jahren feierte der Profi des VfB Stuttgart am Sonntag beim 1:2 gegen die Schweiz sein WM-Debüt - und setzte damit eine sagenhafte Entwicklung fort.

"Müssen jetzt die Köpfe hochnehmen"

Gruezo, Ende Januar 2014 nach Deutschland gekommen, debütierte erst am 27. März in der Bundesliga, spielte am 17. Mai beim 1:1 gegen die Niederlande erstmals in Ecuadors A-Team, wurde am 2. Juni in den WM-Kader berufen - und feierte nun im vierten Länderspiel schon sein Weltmeisterschafts-Debüt.

Trotz der unglücklichen Pleite in der Nachspielzeit gegen die Schweiz machte der viertjüngste Spieler des Turniers seine Aufgabe sehr ordentlich und sprach hernach wie ein alter Hase in die Mikrofone: "Man kann in letzter Sekunde gewinnen, man kann eben auch verlieren. Jetzt müssen wir die Köpfe hochnehmen." Am Freitag dürfte Coach Reinaldo Rueda wieder auf seinen jüngsten Spieler setzen.

Und der ist nicht nur sportlich ein ganz Flotter: Mit 17 wurde er Vater von Töchterchen Danielis Juliet, Anfang 2014 folgte Söhnchen Jhaojan Jhoao. Es freute sich der Opa: Carlos Gruezo Senior ist gerade einmal 38 Jahre alt.

"Gruezinho" eifert seinem Vater nach

Von seinem "alten" Herrn hat der Junior auch das fußballerische Talent geerbt: Vater Gruezo schaffte es 1998 als Stürmer für ein Spiel ins Nationalteam. "Mein Sohn hatte früh den Wunsch, Profi zu werden. Ich habe aber wegen seiner Größe gezweifelt", sagt der Vater über "Gruezinho".

Heute zweifelt niemand mehr am 1,71 Meter kleinen Kraftpaket. Was ihm an Größe fehlt, macht Gruezo mit Biss wett. Das bekam zuletzt Englands Alex Oxlade-Chamberlain zu spüren, als er im Test gegen Ecuador nach einem Zweikampf mit Gruezo verletzt vom Feld musste.

Lob von Stevens

Gruezo ist ein Rohdiamant, laufstark, mitunter ungestüm. "Ein junger Kerl, der sich an viele Dinge gewöhnen muss. Aber er entwickelt sich gut", sagt Huub Stevens, zuletzt Trainer in Stuttgart: "Carlos hat Ruhe am Ball, bringt Stabilität ins Mittelfeld."

Eingewöhnungsprobleme hatte der Youngster, der mit 14 Jahren nach Uruguay gewechselt und schon mit 16 Profi geworden war, keine. Heimweh und die Entfernung zur Familie blendet er aus: "Das gehört nun einmal dazu, damit muss ich klarkommen." Bis 2018 haben die Schwaben das Talent gebunden, das schon jetzt das Interesse von Großclubs geweckt hat.

"Ich will beim VfB den nächsten Schritt machen, mich weiterentwickeln, an das höhere Tempo die größere Dynamik anpassen", sagt Gruezo. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn es bald im Rekordtempo weiter in die ganz große Fußballwelt geht.