Rodolfo Esteban Cardoso beerbt beim Hamburger SV den beurlaubten Trainer Thorsten Fink - zumindest interimistisch (© Imago)
Rodolfo Esteban Cardoso beerbt beim Hamburger SV den beurlaubten Trainer Thorsten Fink - zumindest interimistisch (© Imago)

Cardoso "brennt" aufs zweite Intermezzo

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München - Mehr als ein kurzes Zwischenspiel im HSV-Drama wird Rodolfo Esteban Cardoso erneut nicht zustehen. Der Argentinier springt wiederum als Interimstrainer beim Hamburger SV ein. Im Herbst 2011 beerbte Cardoso Michael Oenning für zwei Spiele, nun übernimmt der ehemalige Spielmacher der Rothosen für den am Dienstag beurlaubten Thorsten Fink.

Ausgerechnet gegen Werder

Cardoso, der vorerst mit U19-Trainer Otto Addo das Profiteam des HSV trainieren wird, erfuhr am Dienstagmorgen von seinem zweiten interimistischen Einsatz beim Bundesliga-Dino. "Ich habe dem DFB-Chefausbilder Frank Wormuth kurz Bescheid gegeben und bin dann sofort nach Hamburg gefahren", sagte der 44-Jährige. "Es ist eine schwierige Situation, wenn ein Trainer entlassen wird." Cardoso steckt mitten im Fußballlehrer-Lehrgang des DFB an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln, den er nun unterbrechen muss.



Aus gutem Grund. Cardoso und Addo bleibt nur bis zum Samstag Zeit, um eine zuletzt verunsicherte HSV-Mannschaft auf Vordermann zu bringen. "Die Aufgabe von Otto und mir ist für diese Woche, dass wir die Mannschaft optimal auf das Spiel gegen Werder vorbereiten", so der Südamerikaner. Ausgerechnet Werder. Ausgerechnet jetzt, wenn es rund um den Traditionsclub drunter und drüber geht, steht das prestigeträchtige mit dem ungeliebten Nachbarn Werder Bremen an.

Doch den Grün-Weißen geht es dieser Tage nicht besser als dem HSV. Nach einem guten Saisonstart kassierten die Bremer zuletzt drei Niederlagen in Serie und rutschten auf Platz 14 ab, wodurch die Partie nicht nur geographisch, sondern auch tabellarisch zum Derby wird.

Form hin, Trainerrochade her. Cardoso jedenfalls ist's egal. "Das ist ein geiles Spiel. Die Mannschaft wird brennen und wir werden mit einem großen Herzen um halb vier auf dem Platz stehen", verspricht er. "Wir versuchen die Leute wieder auf unsere Seite zu bekommen. Es gibt etwas gutzumachen."

Brüning trainiert mit den Profis



Vor der Pressekonferenz am Dienstag, auf der das neue Duo vorgestellt wurde, gab es erste Gespräche mit Sportdirektor Oliver Kreuzer. Demnach sollen Cardoso und Addo in den wenigen Trainingseinheiten bis zum 99. Nordderby vor allem das Engagement der Akteure im Blick zu haben. "Ich gucke mir an, wer mit Herz und Kopf dabei ist", sagt Cardoso, der in den nächsten Tagen zudem viele Gespräche führen wird. "Ich will wissen, wie sich meine Spieler fühlen."

Rein personell hat er bereits eine erste Duftmarke gesetzt. Youngster Nils Brüning durfte in den ersten Trainingseinheiten bei den Profis mitwirken. Der 18-Jährige war im Sommer von Victoria Hamburg zum HSV gewechselt und durfte bislang nur in der Regionalliga ran. Die Beförderung des Jungspunds weckt Erinnerungen: Schon bei seinem ersten Intermezzo vor zwei Jahren hatte Cardoso Zhi Gin Lam aus der zweiten Mannschaft mitgebracht und prompt eingesetzt. Damals feierten die Hanseaten unter Cardoso einen 2:1-Erfolg beim VfB Stuttgart, zuhause zog man gegen den FC Schalke 04 mit 1:2 den Kürzeren.

Kreuzer sucht die "gute Lösung"



Derweil sucht man beim HSV natürlich mit Hochdruck nach einem Nachfolger für Fink. "Wann wir ihn präsentieren können, kann ich noch nicht sagen. Es kann schnell gehen, es kann aber auch noch ein paar Tage dauern", sagte Kreuzer. "Es muss jemand sein, der einen eigenen Plan hat und diesen gegenüber der Mannschaft auch klar durchzieht. Für uns steht eine gute und nicht eine schnelle Lösung im Vordergrund."

Seit Juli 2013 absolviert Cardoso die Ausbildung zum Fußballlehrer. Wenn er diese abgeschlossen hat, könnte auch der Argentinier in Zukunft die "gute Lösung" für den HSV sein. Auf ein drittes Intermezzo wird er bestimmt nicht aus sein.

David Schmidt