Die Szene der Partie: Sergio Agüero (u.) schießt Neven Subotic den Ball aus kurzer Distanz an den Arm
Die Szene der Partie: Sergio Agüero (u.) schießt Neven Subotic den Ball aus kurzer Distanz an den Arm

BVB setzt Ausrufezeichen

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Manchester - Es gibt diese Chancen, die bekommt man vielleicht nur einmal im Sportlerleben. Ein "Lucky Punch", den glücklichen K.o.-Schlag, gegen einen der boxenden Klitschko-Brüder. Oder der perfekte Flug eines Skispringers, den optimale Winde bei olympischen Spielen weit über sein eigentliches Leistungsvermögen zur Gold-Medaille tragen.

"Wir sind sehr von uns überzeugt"

Sehr selten ist auch der Genuss, die Stars von Manchester City in deren Stadion zu besiegen. Im Europa-Pokal hatte das seit 17 Spielen kein Team mehr geschafft. Und auch Borussia Dortmund konnte diese Serie beim 1:1
trotz eines Gala-Auftrittes nicht brechen. Dennoch waren sich an diesem Abend alle einig: Borussia Dortmund hat in Manchester ein großes Ausrufezeichen auf der europäischen Fußballbühne gesetzt.



Die vielen Schulterklopfer und Lobhudeleien prallten nach dem Duschen in den Katakomben der Arena an den Borussen auf unterschiedliche Weise ab. Der eine, wie zum Beispiel Kevin Großkreutz, wollte lieber nichts sagen. Andere, wie Mats Hummels strahlten schon einen gewissen Stolz ob der gezeigten Leistung aus. Und wieder andere, wie Ilkay Gündogan, machten aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl, blickten aber gestärkt in die Zukunft.

"Wenn wir wie in Manchester mit der richtigen Einstellung in die Partie gehen und unser Spiel durchziehen, ist es für jedes Team extrem schwierig, uns zu schlagen ", sagte Gündogan nach dem Schlusspfiff im bundesliga.de-Interview.

Mats Hummels, der mit Rückenproblemen das Ende der Partie in der Kabine ohne Fernseher miterlebte, pflichtete Gündogan bei: "Wir sind sehr von uns überzeugt. Denn eigentlich haben wir schon in der vergangenen Saison eine gute Leistung gezeigt, nur fehlten halt die Ergebnisse. Es ist wichtig, zu zeigen, dass wir gegen jeden Gegner auf der Welt ein gutes Spiel abliefern können."

Klopp lobt seine Schützlinge



Trainer Jürgen Klopp fand ebenfalls nur lobende Worte für seine Kicker. "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Sie hat ein phantastisches Fußballspiel geboten. Wir haben richtig Eindruck hinterlassen und gezeigt, dass wir auf diesem hohen Niveau mitspielen können und vielleicht sogar das bessere Team waren", meinte Klopp.

Genau wie seine Spieler lieferte "Kloppo" auf dem Rasen des Etihad-Stadions 90 Minuten Hochleistungssport ab. Energisch peitschte er seine Mannen nach vorne, gestikulierte, haderte mit Schiedsrichterentscheidungen und freute sich über gelungene Angriffe seines Teams.

Beim Elfmeterpfiff wollte er aber kurzzeitig den Glauben an den Fußballgott verlieren, als der tschechische Unparteiische nach einem Schuss von Sergio Agüero ein Handspiel von Neven Subotic erkannt haben wollte.

"Ich hätte erst Foul an Weidenfeller gepfiffen, dann Foul an Schmelzer. Subotic kriegt den Ball dann aus ganz kurzer Entfernung an die Hand. Wenn man Elfmeter pfeifen will, pfeift man ihn", kommentierte Klopp die Szene.

Der "Übeltäter" selbst war untröstlich. "Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe. Ob es ein schlechtes Karma ist? Es ist aber sehr schmerzhaft, auf diese Art und Weise den Ausgleich zu kassieren", meinte Subotic.

Mit Rückenwind nach Hannover



Diese entscheidende Szene blieb an diesem Abend - abgesehen von den vielen vergebenen Chancen und dem Ergebnis - aber auch der einzige Niederschlag für die Borussia. Denn mit nun vier Punkten sieht die Ausgangslage in der Vorrunde vor den beiden Partien gegen Real Madrid wesentlich freundlicher aus, als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison.

"Besser wäre es natürlich gewesen, wenn wir sechs Punkte gehabt hätten. Aber wir spielen in einer sehr schwierigen Gruppe, in der jeder Punkt zählt. Von daher dürfen wir zufrieden sein", erklärte Verteidiger Lukasz Pisczcek gegenüber bundesliga.de.

Mit viel Rückenwind geht es nun am Samstag in der Bundesliga nach Hannover. Die zwischenzeitliche Enttäuschung nach dem Schlusspfiff in Manchester wich schon bald der Vorfreude auf die Partie gegen die 96er.

"In der vergangenen Saison haben wir das Spiel in Hannover durch zwei späte Gegentore noch aus der Hand gegeben. Da haben wir etwas gutzumachen", sagte Gündogan. Mit einer ähnlichen Leistung wie in Manchester dürften den Worten sicherlich auch Taten folgen.

Aus Manchester berichtet Michael Reis