Der BVB hat unter großen Anteil der Neuzgänge Henrikh Mkhitaryan (l.) und Pierre-Emerick Aubameyang einen lupenreinen Saisonstart hingelegt
Der BVB hat unter großen Anteil der Neuzgänge Henrikh Mkhitaryan (l.) und Pierre-Emerick Aubameyang einen lupenreinen Saisonstart hingelegt

BVB: Bundesliga-Gesicht zeigen

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Dortmund - Leichtfüßig, leidenschaftlich und erfolgreich - die ersten Auftritte des BVB in der Bundesliga haben der Konkurrenz gehörigen Respekt abgenötigt. Dortmund grüßt von der Tabellenspitze, statt wie im Vorjahr den Bayern schon früh hinterherzulaufen.

Die Rückkehr des Vollgas-Fußballs

Daran will man am Samstag in Nürnberg (ab 15 Uhr im Live-Ticker) anknüpfen und damit die Niederlage in der Champions League in Neapel zugleich ganz schnell abhaken.



Nürnberg, da war doch was? Richtig, vor einem Jahr trotzte der Club dem damaligen Deutschen Meister direkt in dessen erstem Auswärtsspiel ein Unentschieden ab. Es war der erste kleine Rückschlag für den BVB, der in der Liga nicht recht in die Spur finden wollte. Nach fünf Spieltagen standen gerade einmal acht Punkt auf dem Konto, während die Bayern mit der optimalen Ausbeute an der Spitze schon enteilt waren.

Dieses Mal ist es der BVB, der die Bundesliga anführt - mit weißer Weste, 15 Zählern und der Rückkehr des Vollgas-Fußballs. Schnell und kombinationssicher, zielstrebig und leidenschaftlich hat die Borussia nicht nur zuletzt den HSV mit 6:2 zerlegt. Dabei haben sich einmal mehr Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang in den Fokus gespielt, doch die beiden offensiven Neuzugänge sind nur ein Teil des Erfolgsgeheimnisses.

Fehlende Konstanz in der vergangenen Saison



Was im Vergleich zum Vorjahr in dieser Bundesliga-Saison bei der Borussia vor allem heraus sticht, ist die Rückkehr des Erfolgshungers. Es ist endlich wieder der große Wille zu spüren, jedes Spiel gewinnen zu wollen und der Liga zu zeigen, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt. "Die Gier, mit der diese Mannschaft immer wieder nach drei Punkten lechzt, ist schon cool", hatte Jürgen Klopp nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2011 gelobt. Ein Satz, der jetzt sein Comeback feiern könnte.

Denn genau diese Gier, dieser Erfolgshunger war der Borussia in der Bundesliga nach dem zweimaligen Gewinn des Meistertitels in der vergangenen Saison ein Stückweit abhanden gekommen. Eine Tatsache, die auch Klopp gegenüber bundesliga.de eingesteht: "Wir haben uns auch in der letzten Saison gewissenhaft vorbereitet, aber in dem einen oder anderen Spiel gesehen, dass insgesamt ein bisschen weniger da ist. Parallel sind die Bayern in der Liga schon früh enteilt, was auch nicht unbedingt motivationsfördernd war."

So fehlte dem BVB vor zwölf Monaten ganz anders als jetzt trotz seiner individuellen Klasse die Konstanz auf dem Rasen. Weil die Mannschaft auf nationaler Ebene auch mal ein paar Prozentpunkte nachlässiger agierte, verlor man schon in der Anfangsphase trotz spielerischer Überlegenheit beim HSV oder schenkte in Frankfurt einen Zwei-Tore-Vorspung her. Die Borussia 2013 hat aus diesen beiden Partien gerade sechs Punkte und 8:3-Tore geholt.

Enorme Tempoverschärfung in der Offensive



Was zudem auffällt: Von Zufriedenheit und Sättigung sind die Spieler weit entfernt. Im Gegenteil, auch nach der Gala gegen den HSV ging der Blick nach vorne. "Ich denke, dass wir von Spiel zu Spiel besser werden. Wir können noch besser spielen", ließ Robert Lewandowski keinen Zweifel. Auch der Sportdirektor dürfte das gerne hören. "Sich die Gier nach Erfolg zu bewahren, ist das A und O! Und das erfordert ein hohes Maß an Hingabe und Leidenschaft", hatte Michael Zorc seinen Profis schon vor einiger Zeit mit auf den Weg gegeben.

Diese Leidenschaft und Lust auf Fußball und Erfolg zeigt sich bislang in der Bundesliga. Spielfreude ist Trumpf und das Kombinationsspiel sucht zurzeit seinesgleichen in der Liga. Schnelligkeit und technische Fähigkeiten der beiden offensiven Neuzugänge Mkhitaryan und Aubameyang haben daran wesentlichen Anteil, was auch die Mannschaft dankbar registriert. Nuri Sahin hat es auf den Punkt gebracht: "Micki bringt sehr viel Fantasie und zusätzlichen Witz in unser Spiel mit seinen Pässen, Dribblings und Drehungen. Und Auba bringt in diese schnelle Mannschaft noch einmal Schnelligkeit hinein - das muss man erstmal schaffen."

Ausfälle können besser kompensiert werden



Mkhitaryan und Aubameyang stehen auch für die schrittweise, qualitative Verstärkung des Kaders in der Breite, wozu auch schon die Rückkehr von Sahin in der letzten Winterpause zählte. Ausfälle wie der von Ilkay Gündogan oder zuletzt von Jakub Blaszczykowski können deutlich besser aufgefangen werden. Abzuwarten bleibt, ob unter der Dreifachbelastung mit Bundesliga, Champions League und Pokal allein quantitativ auch die Defensive den hohen Ansprüchen genügt. Die Niederlage in Neapel hat mit den Verletzungen der Innenverteidiger Hummels und Sokratis in dieser Hinsicht durchaus Fragen aufgeworfen, zumal auch Alternativen auf den Außenpositionen rar sind.

Neben diesem kleinen Fragezeichen gibt es allerdings auch noch ein weiteres, dickes Ausrufezeichen, das die bislang erfolgreichste Mannschaft dieser Bundesliga-Spielzeit auszeichnet - aggressives Pressing und blitzschnelles Umschalten. Die "maximale Aufmerksamkeit für das Spiel gegen den Ball" hatte Jürgen Klopp vor der Saison gefordert. Seine Mannschaft setzt zurzeit noch ein nahezu perfektes Umschaltspiel obendrauf.

Am Samstag beim 1. FC Nürnberg will der BVB an seine bislang gezeigten Tugenden und den lustvollen Vollgasfußball wieder anknüpfen, nachdem man diese Leistung bei der 1:2-Niederlage in Neapel erstmals nicht abrufen konnte - inklusive aller Nebengeräusche wie der Roten Karte für Roman Weidenfeller und dem Ausschluss von Jürgen Klopp. Abhaken und weitermachen, lautet die Devise. Denn in der Liga will der BVB in dieser Saison am liebsten gar nichts liegen lassen.

Dietmar Nolte