Bjaerne Goldbæk spielte viele Jahre in der Bundesliga und 2. Bundesliga
Bjaerne Goldbæk spielte viele Jahre in der Bundesliga und 2. Bundesliga

Brutale "Elefanten" und Daumen drücken für Dänemark

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Von 1987 bis 1996 spielte Bjarne Goldbæk für den FC Schalke 04, den 1. FC Kaiserslautern, TeBe Berlin und den 1. FC Köln. Goldbæk wurde mit dem FCK Pokalsieger und Deutscher Meister. Später spielte er unter anderem beim FC Chelsea und beim FC Fulham. Seine Karriere beendete der Däne, der 28 Mal für sein Land spielte und bei der WM 1998 und der EURO 2000 dabei war, bei Rot-Weiss Essen. Heute ist Goldbæk lizenzierter Spielerberater und arbeitet als Bundesliga-Experte bei Eurosport Skandinavien. Während der WM 2010 wird er regelmäßig für bundesliga.de über die Endrunde schreiben.

32 WM-Spiele haben wir bis Montagabend an den ersten zwei Spieltagen gesehen. Und die meisten waren nicht besonders attraktiv. Woran liegt das? In erster Linie daran, dass die Spiele bislang sehr von Taktik geprägt sind, von defensiver Taktik. Die sogenannten kleinen Mannschaften, die früher schon mal überrollt wurden, stehen sehr kompakt und verstehen es gut zu verteidigen. Hut ab dafür, aber schön macht das die Spiele nicht.

Ich bin mir aber sicher, dass wir noch hochklassige und sehr attraktive Spiele sehen werden. Je höher das Niveau, umso besser können sich auch die Stars entfalten. Ein Messi hat gegen extrem defensive Gegner natürlich weniger Räume als gegen Mannschaften, die mitspielen wollen.

Mit 32 Mannschaften ist das Teilnehmerfeld aus meiner Sicht auch zu groß, das Niveau wird doch ziemlich verwässert. Bei Endrunden von Europameisterschaften liegt das Niveau grundsätzlich höher. Andererseits ist es erfrischend, eine unbekümmerte und sympathische Mannschaft wie Neuseeland mal zu sehen.

Ganz und gar unsympathisch ist die Elfenbeinküste gegen Brasilien aufgetreten. Da waren Fouls an der Grenze zur Körperverletzung dabei. Überhaupt gehören die Afrikaner zu den großen Enttäuschungen. Ich hatte gedacht, dass Ihnen der Heimvorteil, die Zuschauer oder die Höhe helfen würden. Aber sie leisten sich so viele Disziplinlosigkeiten und schaden damit ihren Mannschaften. Dagegen sind die Asiaten ein Muster an Disziplin und Laufbereitschaft, die kämpfen und rennen bis zum Umfallen.

Die Südamerikaner haben bisher den besten Eindruck hinterlassen - nicht nur Argentinien und Brasilien. Viele Spieler aus Chile und Paraguay stehen inzwischen bei guten Vereinen in Europa unter Vertrag. Sie sind deshalb in der Lage, hohes Tempo über 90 Minuten zu gehen und sie sind robuster geworden. Aber auch disziplinierter: Bei Uruguay war es früher eigentlich immer nur eine Frage der Zeit, wann der erste "Uru" vom Platz flog…

Die Bilanz der europäischen Top-Teams ist doch sehr durchwachsen. Absolut indiskutabel und peinlich, was die Franzosen für ein Bild abgeben. So eine Außendarstellung geht gar nicht. Was England und Italien geboten haben, war sehr dürftig. Die Holländer haben sicher keinen Zauberfußball geboten. Aber sie haben zwei äußerst defensive Gegner klar beherrscht, mit Holland muss man rechnen.

Die Deutschen haben zwar gegen Serbien verloren, doch sie werden Ghana schlagen und ins Achtelfinale kommen. Davon bin ich überzeugt, denn Deutschland und Ghana trennt mindestens eine sportliche Klasse. Und das sollte über 90 Minuten zu sehen sein. Die Sperre für Klose und die fünf drohenden Gelbsperren bedeuten für die Ersatzspieler einen besonderen Ansporn. Jetzt müssen sie im Training noch mal aufdrehen und sich anbieten: Trainer, ich bin die erste Alternative!

Zum Schluss noch ein Wort zu meinen Dänen. Gegen Holland sind sie sang- und klanglos untergegangen. Das war schon sehr enttäuschend. Aber gegen Kamerun sind sie mutiger und offensiver aufgetreten und haben sich ihr Endspiel gegen Japan verdient. Die Chancen sehe ich etwa bei Fifty-fifty. Vielleicht geben ein paar Zentimeter Längenvorteile unserer kopfballstarken Spieler Bendtner, Agger oder Kroldrup den Ausschlag.

Ihr

Bjarne Goldbæk



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