So sehen Sieger aus: Mehmet Ekici, Siegtorschütze gegen Augsburg, merkt man fast nicht an, dass der Dreier etwas schmeichelhaft war
So sehen Sieger aus: Mehmet Ekici, Siegtorschütze gegen Augsburg, merkt man fast nicht an, dass der Dreier etwas schmeichelhaft war

Bremen: Einfach nur Glück?

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München - Die Fakten: Werder Bremen ist punktgleich mit Tabellenführer Borussia Dortmund und Triple-Sieger Bayern München. Werder Bremen hat erst zum dritten Mal in 50 Jahren Bundesliga einen Start mit zwei Zu-Null-Siegen hingelegt. Die beiden letzten Male führten zu Rang 3 (2005) und der Meisterschaft (1988).

"Dusel-Dutt" und aberwitziger Mittelfeldminimalismus

Ob Werders neu formiertes Team jetzt wirklich Titelansprüche anmeldet, sei dahingestellt. Meisterlich war in jedem Fall bisher die Effizienz der Norddeutschen. Kein Bundesliga-Team feuerte seltener aufs Tor als Bremen, das dies bislang 17 Mal tat. Insgesamt lautet die Torschussbilanz 17:35, allein gegen Augsburg hieß diese am Ende 5:20 (!).



Also, alles nur Zufall? Die "Bild" jedenfalls schreibt schon vom "Dusel-Dutt". "Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu, aber wir haben einfach im richtigen Moment zugeschlagen", sagt Neu-Trainer Robin Dutt selbst. Das kann man so sehen.

Tatsächlich lesen sich auch andere Statistikdetails kaum besser als das Torschussverhältnis. Werder hat mit 31 Prozent die höchste Fehlpassquote der Liga. 49 Prozent gewonnene Zweikämpfe kommen dazu. Dennoch, und das zählt: In Toren steht es 2:0 für Bremen, dem einzigen deutsche Profiteam ohne Gegentor.

Werder schießt also kaum aufs Tor, passt in schöner Regelmäßigkeit zum Gegner, verliert die Mehrzahl der Zweikämpfe - und trohnt mit FCB, BVB und Leverkusen in der Spitzengruppe. Warum? Vor allem dank Zlatko Junuzovic und Mehmet Ekici. Die beiden stehen beispielhaft für die aberwitzige Effizienz des Bremer Mittelfelds. Ganze drei Torschüsse gab dieses in dieser Saison ab. Drei. Zwei waren drin, macht sechs Punkte. Bremer Mittelfeld-Minimalismus.

Kratz, Hahn... Lewandowski



Glück und zwei Sonntagsschüsse. Ist das schon die ganze Erklärung des Bremer Startwunders? Nicht abstreiten lässt sich zumindest, dass in der Defensive einiges besser funktioniert als noch unter Dutt-Vorgänger Thomas Schaaf. 66 Gegentore kassierte dieser mit seinem Team in der Vorsaison, ließ 61 Großchancen zu - das macht pro Spiel knapp zwei. In den beiden Partien unter Dutt brachten es Werders Gegner auf insgesamt erst eine einzige gegnerische Großchance, und auch erst einen Torschuss nach Kontern. 18 der 35 gegnerischen Versuche kamen zudem von außerhalb des Strafraums. Die Defensive steht wieder. Oder?

Abwarten. Denn der entscheidende Faktor im Fußball ist nunmal der Gegner. Bisher hieß der bei Bremen Eintracht Braunschweig und FC Augsburg.

Am Freitag kreuzt die Bremer Defensive nicht mit Kevin Kratz oder Andre Hahn die Klingen, sondern darf sich mit Marco Reus, Henrikh Mkhitaryan und Robert Lewandowski messen. Eine Herausforderung, die mehr Aufschluss bringen wird. Dutt jedenfalls sagte nach dem zweiten Bremer Sieg: "Ich bleibe dabei: Es wird ein schwieriges Jahr."

Christoph Gschoßmann