Andreas Brehme holte 1990 mit Deutschland den Weltmeistertitel. Er schoss das entscheidende Tor zum Sieg
Andreas Brehme holte 1990 mit Deutschland den Weltmeistertitel. Er schoss das entscheidende Tor zum Sieg

Brehme: "Der Titel ist drin"

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München - Andreas Brehme machte 86 Länderspiele für Deutschland und erzielte im wichtigsten das entscheidende Tor. Dank seines Treffers wurde Deutschland 1990 Weltmeister. Es war der bis dato letzte Erfolg eines DFB-Teams bei einer WM.

In genau 100 Tagen beginnt die FIFA-WM 2014 in Brasilien und die deutsche Mannschaft um Bundestrainer Joachim Löw zählt zu den Favoriten. Grund genug für bundesliga.de beim letzten deutschen WM-Final-Torschützen Andreas Brehme nachzufragen, wie sich so ein Triumph anfühlt. Der 52-Jährige verwandelte im Finale 1990 den Elfmeter fünf Minuten vor Ende zum 1:0-Sieg. Der ehemalige Mittelfeldspieler ist damit der einzige Spieler, der ein WM-Finale in der regulären Spielzeit mit einem Elfmetertreffer entschied.

Vor der diesjährigen Weltmeisterschaft spricht Brehme über seine Kontakte zu Deutschlands Gruppen-Gegner USA und hat einen Tipp für die deutschen Spieler, um bei den klimatischen Bedingungen in Südamerika erfolgreich zu bestehen.

bundesliga.de: Herr Brehme, wir starten mit einer wichtigen Frage.

Andreas Brehme: (lacht) Jetzt bin ich gespannt.

bundesliga.de: Was ist es für ein Gefühl, Weltmeister zu werden?

Brehme: Ich dachte schon, Sie fragen, wie uns Jürgen Klinsmann mit der USA schlagen will.

bundesliga.de:  Wissen Sie das denn?

Brehme: Wir telefonieren öfter und ich kann sagen, Jürgen Klinsmann ist voller Elan. Wie immer. Er wird die Mannschaft richtig einstellen. Das wird kein Spaziergang für uns. Aber Joachim Löw wird einen Teufel tun, irgendwen zu unterschätzen.

bundesliga.de: Was auch für die anderen beiden Gruppengegner Portugal und Ghana gilt?

Brehme: Bei Ghana muss man sicher abwarten, wie das Team in Form kommt. Bei Portugal weiß jeder, die haben einen Ronaldo - und der kann ein Spiel alleine entscheiden. Trotzdem müssten wir die Gruppe gewinnen, wenn alles normal läuft. Danach geht die WM dann richtig los.

bundesliga.de: Wir kontern mit einer Fußball-Weisheit: Das erste Spiel ist das Schwerste.

Brehme: Da liegen Sie richtig. Keiner weiß wirklich, wo er steht. Das war bei uns 1990 nicht anders. Jugoslawien war ein echter Brocken in unserem Auftaktspiel.

bundesliga.de: Wie laufen die letzten Monate vor einer WM im Kopf der Spieler ab, die ja in der Bundesliga und anderen Ligen im Saison-Endspurt stehen?

Brehme: Die WM ist noch weit weg und trotzdem ganz nah, denn es geht um einen der Plätze im Kader. Da gibt es natürlich Spieler, die gesetzt sind, aber auch solche, die auf der Kippe stehen und sich in ihren Clubs empfehlen müssen. Das wird ein heißer Endspurt.

bundesliga.de: Stichwort heiß. In Brasilien herrschen besondere klimatische Bedingungen. Werden die vielleicht zum Problem - besonders für die Europäer?

Brehme: Das darf und wird keine Ausrede werden. In Brasilien ist es heiß: Na und, sage ich. Da muss man durch und sich durch eine gute Vorbereitung darauf einstellen. 1986 in Mexiko war es auch heiß. Man kann ja nicht die große Klimaanlage anschalten und es angenehmer machen. Die DFB-Auswahl wird vorbereitet sein.

bundesliga.de: Was erwarten Sie von der deutschen Mannschaft in Brasilien?

Brehme: Der Titel ist drin. Kein Thema. Aber es ist wie immer, es wird ein schwerer Marathon. Es gilt jede Situation und jeden Gegner anzunehmen.

bundesliga.de: Hofft man denn als "letzter Weltmeister", dass Deutschland Weltmeister wird und dass man in Brasilien seine Nachfolger sieht?

Brehme: So komisch das vielleicht auf den ersten Blick klingt, aber eine Mannschaft spürt die Unterstützung. Die von der Liga, den Menschen daheim - von allen. Meine hat sie zu einhundert Prozent. Ich drücke alle Daumen, dass es klappt und Deutschland Weltmeister wird.

bundesliga.de: Werden Sie vor Ort sein?

Brehme: Ich werde mir das eine oder andere Spiel vor Ort anschauen.

bundesliga.de: Und besonders auf die Elfmeter schauen?

Brehme: Auch auf die. Wichtig ist, dass die Spieler nach einer guten Vorbereitung mit dem guten Gefühl, alles getan zu haben, in ein solches Turnier gehen.

Das Gespräch führte Oliver Trust