Trainer Mircea Lucescu ist der sportliche Vater des Erfolgs in Donezk
Trainer Mircea Lucescu ist der sportliche Vater des Erfolgs in Donezk

Brasilianischer Zauber aus dem Kohlerevier

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Die Offensive tanzt Samba, der Trainer gilt als Taktikfuchs und der Clubboss ist milliardenschwer: Mit einer Mischung aus brasilianischem Zauber- und pragmatischem Konter-Fußball hat Schachtjor Donezk das Finale um den UEFA-Cup erreicht.

Dort wartet am Mittwochabend in Istanbul Werder Bremen (ab 20:30 Uhr im Liveticker auf bundesliga.de). Oberflächlich betrachtet können die Ukrainer als Außenseiter ins Titelrennen gehen, bei genauerem Hinsehen wartet auf die Hanseaten aber ein schwerer Brocken.

Erfolgsfaktor Lucescu

"Wir werden alles dafür tun, um diesen Pokal zu holen und sind sehr optimistisch", sagt Schachtjor-Trainer Mircea Lucescu: "Wir glauben an unsere Fähigkeiten. Das werden wir auf dem Platz zeigen. " Seit 2004 ist der Rumäne, der unter anderem schon für Inter Mailand sowie in Istanbul für Besiktas und Galatasaray arbeitete, für die sportliche Entwicklung des Clubs aus der Bergarbeiter-Metropole verantwortlich.

Sein Vorgänger Bernd Schuster hatte es nur auf ein elfmonatiges Intermezzo auf Donezks Trainerbank gebracht. Mit Lucescu kam der Erfolg: Drei ukrainische Meistertitel, ein nationaler Pokalsieg, nun das UEFA-Cup-Finale.

In der heimischen Liga gingen unter dem 63-Jährigen nur 15 von 153 Spielen verloren. Was Lucescu für Schachtjor auf der Bank, sind die Brasilianer für den Club auf dem Feld. Fünf Kicker aus dem Land des fünfmaligen Weltmeisters stehen derzeit im Kader.

"Brasiliens 1B-Mannschaft"

An guten Tagen soll jeder einzelne an die Klasse des Bremer Spielmachers Diego, der im Finale gesperrt fehlt, heranreichen. "Wenn Donezk als Brasiliens '1B-Mannschaft' bezeichnet wird, ist das in unserer Heimat auf jeden Fall positiv gemeint", sagt Werders Naldo über Schachtjors Samba-Fraktion aus seinem Heimatland. Jadson, Fernandinho, Ilsinho, Willian und Luiz Adriano - kleine Künstler mit Zug zum Tor und reichlich Gefühl in den Füßen.

Dass die Südamerikaner überhaupt im 1,1 Millionen Einwohner zählenden Zentrum des Kohlereviers Donbass auflaufen, ist Rinat Achmetow zu verdanken. Um den Aufstieg des Schachtjor-Bosses zum vermögenden Oligarchen ranken sich zahlreiche Gerüchte.

Einst soll er Hütchenspieler in der künftigen Olympia-Stadt Sotschi gewesen sein. An seinem Reichtum bestehen jedenfalls keine Zweifel. Hunderte von Millionen soll er seit 1996 in den Club gepumpt haben. Ein Großteil verschlang ein derzeit im Bau befindliches neues Stadion, das 2012 als EM-Schauplatz vorgesehen ist.

Gute Erfahrungen mit deutschen Teams

In der Gegenwart geht es für Donezk ähnlich wie für die Bremer aber vornehmlich darum, eine in der Liga mittelprächtig verlaufene Saison zu retten. Zwar brachte Schachtjor am vergangenen Wochenende die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League unter Dach und Fach, doch Dynamo Kiew liegt kurz vor dem Ende der Spielzeit uneinholbar an der Tabellenspitze. Wenigstens schaltete man den Erzrivalen im UEFA-Cup-Halbfinale aus.

Mit deutschen Teams machte Donezk zuletzt gute Erfahrungen. 2005 siegte man beim VfB Stuttgart in der UEFA-Cup-Gruppenphase 2: 0, in der Saison davor kegelten die Ukrainer Schalke 04 aus dem Wettbewerb. Auch Werder soll nur Zwischenstation zu Größerem sein. "Im neuen Stadion will ich große Champions-League-Spiele sehen", sagt Achmetow.