Tony Jantschke (v.) vermutet, dass hinter dem Leistungsabfall psychologische Gründe stecken
Tony Jantschke (v.) vermutet, dass hinter dem Leistungsabfall psychologische Gründe stecken

Gladbachs Schwäche reine Kopfsache?

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Mönchengladbach - Borussia Mönchengladbach läuft Gefahr die Qualifikation für das internationale Geschäft leichtfertig zu verspielen. Nach der 1:2-Pleite gegen Augsburg wurde das Team von Trainer Lucien Favre bereits auf Platz acht durchgereicht. Nach der besten Hinrunde seit 37 Jahren (Platz 3) erleben die Fohlen momentan eine historisch schlechte Phase.

Eberl: "Da ist etwas in den Köpfen"

Erstmals in seiner Vereinsgeschichte gewann Mönchengladbach keines der ersten sieben Spiele der zweiten Saisonhälfte. Der letzte Sieg (damals der sechste in Folge) datiert mittlerweile vom 15. Spieltag (2:1 gegen Schalke). In der Rückrundentabelle belegt die "Elf vom Niederrhein" nur den vorletzen Platz und wartet seit nunmehr neun Partien auf einen Dreier. Länger musste Trainer Favre auch mit Hertha nie auf einen Erfolg warten.      

"Wenn man so eine Hinrunde gespielt hat und jetzt in so ein Loch fällt, ist es klar, dass es eine Kopfsache ist. Ich kann die Fans verstehen, dass sie unzufrieden sind. Wir sind es ja auch. Aber wir müssen jetzt nach vorne schauen und weitermachen", sagte Tony Jantschke nach der bitteren Heimniederlage gegen den FCA, bei der Gladbach zum vierten Mal in Folge (wie gegen Bremen, Hoffenheim und Braunschweig) eine Führung verspielte.

Statt gegen einen direkten Konkurrenten endlich die Blockade zu lösen, rutscht das Team immer weiter in die Misere. "Da ist etwas, was in den Köpfen fest sitzt und sich ganz schnell lösen muss", verlangt Sportdirektor Max Eberl.

Aktuell lässt sich nur noch phasenweise erahnen, was die Borussia in der Hinrunde ausgezeichnet hat. Sichere Kombinationen, blinde Laufwege, intelligentes Umschaltspiel mit aggressivem Gegenpressing - derzeit Fehlanzeige. Stattdessen sei die Mannschaft so sehr auf das Gewinnen fixiert, dass "wir vergessen realistisch zu spielen und am Ende noch in Konter laufen", so Favre. Auch er fordert, dass die "die Köpfe wieder frei werden müssen."

Gladbach wird innerhalb weniger Wochen das Fußballspielen nicht verlernt haben, doch von den starken Auftritten der Hinrunde sind  viele der Leistungsträger derzeit um einiges entfernt. Aus dem "magischen Quartett" zeigt höchstens Raffael (12 Saisontore) annähernd Normalform. Max Kruse (15 Scorerpunkte) ist in der Rückrunde bislang noch ohne Treffer und Vorlage.  Sechs Spiele hintereinander ohne Torbeteiligung hatte es für ihn in der Hinrunde sowie in der gesamten letzten Saison in Freiburg nie gegeben. Patrick Herrmann zeigt sich zwar stets bemüht, doch ohne richtige Durchschlagkraft und "Scharfschütze" Juan Arango ist - auch verletzungsbedingt - in der Rückserie noch kein positiver Faktor.   

Das Glück wieder erzwingen

Gegen Augsburg kam erschwerend hinzu, dass Trainer Favre die gelb-gesperrten Christoph Kramer und Granit Xhaka auf der Doppelsechs durch Tony Jantsche und Havard Nordtveit ersetzen musste. In die Innenverteidigung rückte Alvaro Dominguez, der sich beim Gegentor zum 1:1 von Halil Altintop düpieren ließ.

 "Wir haben es wieder versäumt, den Sack zuzumachen. Wir müssen zu unseren guten Leistungen zurückfinden", so Kruse kritisch. Das Glück wieder zu erzwingen ohne ins offene Messer zu laufen, muss die Aufgabe sein, denn "die Torchancen sind ja da", meint Kapitän Filip Daems. Zuletzt fehlten tatsächlich häufig nur die berühmten Zentimeter zum Glück, wie bei Kruses Pfostenschuss in Braunschweig. Der Stürmer selbst bemängelt vor allem die fehlenden Abgezocktheit, die es braucht, um im Kampf um die internationalen Plätze zu bestehen. Denn die Aufgaben werden nicht leichter. Am kommenden Spieltag geht es zu Borussia Dortmund. Im Hinspiel siegte Gladbach nach einer wahren Abwehrschlacht glücklich mit 2:0.

"So wie wir gespielt haben finde ich es klar verdient, dass wir auf Platz drei stehen. Wir wissen, dass wir gut sind", hatte Jantschke nach der Hinrunde gegenüber bundesliga.de noch gesagt. Sich darauf zu besinnen, dürfte in jedem Fall helfen, positiv an die Aufgabe beim BVB Samstag heranzugehen, um den mentalen Knoten möglicherweise zu lösen. Alles wohl reine Kopfsache.

Aus Mönchengladbach berichtet Markus Hoffmann