BVB-Trainer Jürgen Klopp bei der Pressekonferenz vor dem Spiel in St. Petersburg
BVB-Trainer Jürgen Klopp bei der Pressekonferenz vor dem Spiel in St. Petersburg

Nur der Dolmetscher nervt

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St. Petersburg - Nur wenige Tage nach dem 0:3-Debakel in Hamburg schien für Borussia Dortmund wieder die Sonne. Das sonst im Februar so eisige St. Petersburg zeigte sich von der Postkarten-Seite. Dennoch wurden die Nerven von Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz vor dem Achtelfinal-Hinspiel gegen das heimische Zenit aufs Äußerste strapaziert.

"Besser vorbereitet als der Dolmetscher"

Dafür sorgten keine neuen Meldungen aus dem prall gefüllten BVB-Lazarett und auch keine Hiobsbotschaften von anderer Seite. Im Gegenteil: Robert Lewandowski, der am Sonntag noch kränkelte, meldete sich wieder fit. Viel mehr wurde der Coach der Borussia in seinen Ausführungen immer wieder vom Dolmetscher unterbrochen. Schlimmer noch: Er musste dem Sprachwissenschafter fast fortwährend die Spielernamen sowie -positionen und Themenkomplexe erklären.

Klopp zeigte sich aber wie gewohnt von seiner humorvollen Art. "Wir sind besser vorbereitet als der Dolmetscher", meinte er und sorgte damit für viel Gelächter im eher provisorisch wirkenden Medienzelt neben dem ehrwürdigen Petrowski Stadion. Im Hinblick auf die Leistungsstärke der Hausherren wurde Klopp aber schnell wieder ernst. Zwar qualifizierten sich die Russen in der Gruppenphase mit lediglich sechs Zählern fürs Achtelfinale - ein Novum in der Champions League -, der Dortmunder Trainer wollte das aber nicht überbewerten.

"Wir hatten eine sehr schwere Gruppe, aber die von Zenit war auch nicht einfach. Gerade im Heimspiel gegen Atletico Madrid hat das Team sehr gut gespielt. Und Atletico gilt ja weiter als Geheimfavorit auf den Titelgewinn. Wir rechnen auf jeden Fall mit einer fußballerisch sehr starken Mannschaft", so Klopp. Dabei dürften sich Schwarz-Gelben an die vergangene Saison in der Königsklasse erinnern, als in der Runde der letzten 16 Mannschaften mit Shakhtar Donetsk ein ähnlich ambitionierter Ostclub der Gegner war.

"Der Vergleich ist nicht weit hergeholt. Donetsk hatte damals ähnliche Voraussetzungen wie Zenit. Sie waren noch nicht ganz in der Form, aber dennoch mit vielen guten Einzelspielern ein sehr erstzunehmender Gegner. Ich hoffe, dass wir unsere Aufgabe ähnlich erfolgreich lösen können wie damals", erklärte Sebastian Kehl auf Nachfrage von bundesliga.de.

"Metze" warnt vor Hulk und Witsel 

Christoph Metzelder, Ex-Nationalspieler und mittlerweile Experte beim Fernsehsender "Sky", sieht im Interview mit bundesliga.de ebenfalls Parallelen. "Zenit gehört zu den Teams aus Russland oder auch der Ukraine, die seit Jahren mit großen Investitionen ankündigen, die Champions League gewinnen zu wollen. Dennoch schaffen sie es nicht, in die Phalanx der großen europäischen Traditionsvereine einzubrechen. Auf die leichte Schulter darf man Zenit aber nicht nehmen, denn mit Hulk, Witsel und Co. haben sie individuelle Qualität in ihrem Kader", analysierte der ehemalige Profi von Borussia Dortmund, Schalke 04 und Real Madrid.

Kehl schloss sich der Warnung seines Freundes an: "Wir haben viele Spiele von Zenit in der Videoanalyse gesehen. Sie werden ein sehr unangenehmer Gegner sein. Aber wir wollen eine Runde weiterkommen und ich glaube, dass wir das auch schaffen können".

Dass Klopp nicht seinen Humor verloren hat, machte er während der Pressekonferenz auch noch an anderer Stelle deutlich. Angesprochen auf die Verletztenmisere, wählte der BVB-Coach einen Vergleich aus dem Haushalt. "Das ist wie so oft im Leben: Wenn die Waschmaschine kaputt geht, ist am nächsten Tag der Trockner auch im Arsch - und dann geht meist auch noch der Fernseher kaputt."

Aus St. Petersburg berichtet Michael Reis