BVB-Coach Jürgen Klopp hat großes Vertrauen in seine Mannschaft um Kapitän Mats Hummels, ist sich der akuten Situation jedoch bewusst: "Wir werden zurückschlagen müssen"
BVB-Coach Jürgen Klopp hat großes Vertrauen in seine Mannschaft um Kapitän Mats Hummels, ist sich der akuten Situation jedoch bewusst: "Wir werden zurückschlagen müssen"

BVB unter Spannung: Klopps Kampfansagen im Check

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Köln - Etwas mehr als einen Monat ist her, da wurde die Krisenhinrunde von Borussia Dortmund nach der 1:2-Pleite gegen Werder Bremen zur brutalen Realität – Platz 17! Die Kampfansagen ließen nicht lange auf sich warten. Jürgen Klopp bließ direkt nach dem Spiel auf der Pressekonferenz zum Angriff: "Wir werden zurückschlagen und auch zurückschlagen müssen."

Was ist von den Aussagen kurz vor dem Rückrundenstart in Leverkusen (Samstag ab 18 Uhr im Live-Ticker) übrig geblieben? Wie ist die Stimmung bei Trainer und Mannschaft und was macht Hoffnung? bundesliga.de macht den Kampfansagen-Check:

"Wir haben jetzt fast drei Wochen Vorbereitung, die wir intensiv nutzen und ganz anders wiederkommen werden"

Die letzten drei Jahre verbrachte Borussia Dortmund seine Wintervorbereitung immer im spanischen La Manga, noch nie flogen die Westfalen so problembehaftet in die spanische Sonne wie im diesen Jahr. Mit "großer Vorfreude auf die Wintervorbereitung" ging Klopp beim vorherigen Laktattest die Mission Klassenerhalt an. Die Borussen arbeiteten intensiv an taktischen Automatismen, vor allem die höhere Ballsicherheit in der Offensive und vermehrte Torabschlüsse aus kurzer und ferne Distanz standen auf dem Programm. In den Trainingsspielen wurde der Fokus auf schnelles Umschaltspiel gelegt.

Check:

In vier Testspielen gelang dem BVB jeweils nur ein Treffer. Auch wenn die Freundschaftsspiele kein entscheidender Gradmesser sein können, vermitteln sie doch den Eindruck, dass die anfängliche Aufbruchstimmung etwas verpufft ist. Der BVB muss vor dem Kasten noch kaltblütiger werden, das Problem konnte im Trainingslager nicht abgestellt werden. An Großchancen (21 in der Hinrunde) mangelte es jedenfalls bisher nicht. Zudem sind einige Spieler in der Bringschuld, wie etwa Shinja Kagawa oder Ciro Immobile, von denen man sich deutlich mehr erhofft hat.

"Wir haben die Chance, unsere Situation innerhalb von ein paar Wochen zu ändern"

Das Programm zum Rückrundenauftakt ist nicht gerade angenehm für die Borussen. Zunächst geht es nach Leverkusen, gegen die Werkself warten die Schwarz-Gelben seit drei Bundesligaspielen auf einen Sieg. Danach hat die Klopp-Elf in der Englischen Wochen Überflieger FC Augsburg zu Gast, es folgt ein Gastspiel beim direkten Konkurrenten SC Freiburg.

Check:

Klopp hat Recht. Der Tabellenkeller ist eng, Schlusslicht Freiburg hat nur vier Punkte Rückstand auf den Tabellen-10. Paderborn. Gelingt dem BVB gleich zu Beginn der Rückrunde ein positiver Auftakt, sogar vielleicht eine Siegesserie, dann dürfte der große Abstiegsdruck sich schnell verflüchtigen und man könnte etwas befreiter auftreten. Haken: Das Gegenteil kann natürlich auch eintreten.

"Wir werden in einer anderen körperlichen Verfassung sein und das wieder gut machen, was wir verbockt haben"

Check:

Das Verletzungspech blieb den Borussen auch im Trainingslager nicht erspart. Das prall gefüllte Lazarett ist sicherlich auch ein Grund für den BVB-Absturz in der Rückrunde. Mit Sebastian Kehl (Schultereckgelenkssprenung), Sven Bender (Knie-OP) und vielleicht Ilkay Gündogan (Oberschenkelprobleme) muss Klopp zum Auftakt auf einige wichtige Spieler verzichten. Es gibt aber auch Lichtblicke: Marco Reus ist wieder fit und Weltmeister Mats Hummels' "Zustand ist um Welten besser, als er in der Hinrunde war."

Fakt ist, dass Dortmund sich auch in der vergangenen Saison ebenfalls mit vielen Verletzten herumgeplagt hat. Die Hinrunde schloss man auf Platz 4 und die Saison selbst auf Platz 2 ab. Die vielen Ausfälle dürfen demnach nicht als Hauptgrund gelten. Klar ist aber auch, dass der BVB einen fitten Kader für die vielleicht wichtigste Rückrunde der jüngeren Vereinsgeschichte braucht. Körperlich machen die Borussen, abgesehen von den Verletzten, einen "sehr fitten Eindruck, dass ist ein sehr wichtiger Schritt, um in der Bundesliga und auch den anderen Wettbewerben erfolgreich arbeiten zu können", so Hummels.

"Kampl darf gerne vorweg gehen"*

Check:

Der bekennende BVB-Fan Kevin Kampl (10 Dinge, die sie über den Neu-Borussen wissen müssen) wurde als großer Wintertransfer der Borussen präsentiert und prompt zum Hoffnungsträger erklärt. Der gebürtige Solinger steht für Vollgas-Fußball, soll zusammen mit Marco Reus das Offensivspiel mächtig ankurbeln. Im Testspiel gegen FC Utrecht konnte er erstmals mit Reus glänzen, schloss eine sehenswerte Passstafette mit dem 1:0-Siegtreffer ab. "Mit 24 bin ich reif für den nächsten Schritt", sagte Kampl, dessen Karriere bisher noch keine großen Höhepunkte aufwies - noch nicht.

*Jürgen Klopp über seinen Neuzugang im spanischen La Manga

Die Erwartungen an Kampl sind enorm, der Druck ist gigantisch hoch. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Slowene dem Dortmunder Spiel neuen Glanz verleihen kann. Kampl ist sportlich sicher ein Verstärkung – ein Führungsspieler aber nicht. Diesen Job müssen die Routiniers beim BVB übernehmen.

"Wir werden zurückschlagen und auch zurückschlagen müssen"

Check:

Die Champions-League-Plätze haben die Dortmunder schon früh aufgegeben, die Tabellensituation lässt keinen anderes Ziel als den nackten Klassenerhalt zu. Der Abstieg wäre ein Super-Gau, dieser äußerst brenzligen Situation ist man sich in Dortmund bewusst. Was macht Hoffnung? In den vergangenen drei Rückrunden konnte der BVB immer zulegen, holten im Durchschnitt noch 11,6 Siege.

Dortmund MUSS eine starke Rückrunde hinlegen, schon allein aus personaltechnischen Gründen. Es ist schwer vorstellbar, dass Topspieler wie Mats Hummels oder Marco Reus in der nächsten Saison ohne internationales Geschäft noch zu halten sind. Klopp entgegnet gegenüber der Tageszeitung DieWelt: "Ich habe ein positives Gefühl, dass die Spieler, über die wir sprechen, auch noch ein bisschen bleiben werden." Ob sich Gefühl und Realität am Ende der Saison vereinheitlichen lassen, wird die Rückrunde zeigen.  

Yannik Schmidt