Spitzenspiel: Borussia Dortmund um Torjäger Robert Lewandowski (l.) empfängt Bayer Leverkusen mit Lars Bender (r.)
Spitzenspiel: Borussia Dortmund um Torjäger Robert Lewandowski (l.) empfängt Bayer Leverkusen mit Lars Bender (r.)

BVB-Tormaschine trifft auf Bayer-Bollwerk

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München - Die beste Offensive der Bundesliga empfängt eine der besten Defensivmannschaften - allein dies klingt nach einem Vergleich auf Augenhöhe, wenn sich am Samstag Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen gegenüber stehen.

Im Vorfeld des Spitzenspiels zwischen dem Dritten und dem Zweiten der Tabelle hat bundesliga.de einen Blick auf die Leistungsdaten der Vereine geworfen und vergleicht die wichtigsten Fakten. Was macht Dortmunds Offensive so stark - und wie gut ist Bayers Defensive darauf vorbereitet?

Torfabrik der Liga gegen kompakte Defensive

35 Tore - so viele Treffer wie Borussia Dortmund hat keine andere Mannschaft in der Bundesliga auf dem Konto. Aber nicht nur das: der BVB gibt auch die meisten Torschüsse ab (268), was angesichts des berüchtigten Dortmunder Vollgasfußballs nicht verwundert. Fast folgerichtig erspielt sich die Borussia auch die meisten Großchancen aller Klubs. Gleich 37 der sogenannten "Hundertprozentigen" stehen für Lewandowski, Reus, und Co. zu Buche.

Manche einem Gegner würde es da angst und bange werden - bei Bayer Leverkusen besteht dazu aber kaum ein Grund. Denn die Werkself kommt am Samstag mit der Empfehlung der zweitbesten Abwehr hinter Bayern München nach Dortmund. Erst 14 Gegentore ließ Leverkusen zu, gewann stolze 53 Prozent aller Defensivzweikämpfe - neben den Bayern der Bestwert in der Liga. Zudem erlaubte man den Gegnern auch nur 15 Großchancen. Gerade damit sollte der BVB daher nicht so großzügig umgehen wie in der Vergangenheit. Nur ein Drittel der gegnerischen Großchancen lässt Bayer auch verwerten - Bestwert! Dortmund hingegen hat gerade bei der Effektivität ein großes Problem. 17 erstklassige Möglichkeiten ließ der BVB liegen und rangiert in Sachen Verwertung damit nur auf dem vorletzten Rang.

Vorsicht vor den Standardkünstlern

Auch wenn es längere Zeit nicht danach aussah, der BVB ist inzwischen der Meister des ruhenden Balles. Dortmund kommt ligaweit nach Standardsituationen zu den meisten Torschüssen (72) und verbucht mit elf Treffern auch die meisten Standardtore. Darunter fallen zwar sechs Strafstöße, aber auch mit vier Freistoß-Toren ist Dortmund Ligaspitze. Neben dem zuletzt angeschlagenen Marco Reus legt sich Nuri Sahin den Ball gern zurecht - oder wie zuletzt in Mainz auch Pierre-Emerick Aubameyang, der dort direkt verwandelte.

Aber auch hier trifft der BVB auf einem ebenbürtigen Gegner. Kein Team ließ weniger Gegentore nach ruhenden Bällen zu als Bayer 04. Ganze zwei Mal musste Bernd Leno nach Standards den Ball aus dem Netz holen - neben einem Elfmeter war darunter nur ein verwandelter Freistoß. Zwar klärt keine Mannschaft häufiger zur Ecke als Leverkusen (86), aber kurioserweise agiert die Abwehr bei Eckstößen dann ausgesprochen souverän. Bayer ist nach Ecken noch komplett ohne Gegentor, was auch der ausgezeichneten Strafraumbeherrschung von Leno zu verdanken ist. Auf diesem Feld sollte sich der BVB also eher nicht allzu viel ausrechnen. Die Dortmunder selbst weisen mit 85 Eckbällen zwar einen Spitzenwert auf, haben davon aber nur ein einziges Mal Kapital geschlagen.

Team der zweiten Halbzeit

Bayer darf gewarnt sein: Vor allem in der zweiten Halbzeit dreht der BVB auf. Zwölf Tore in Halbzeit eins bedeuten nur einen Mittelwert, aber nach der Pause ist der BVB bärenstark und verbucht mit 23 Treffern den Liga-Bestwert. Vor allem die letzte halbe Stunde hat es in sich, in der die Borussia schon 17 Mal erfolgreich war - ebenfalls Bestwert. Acht dieser Tore fielen sogar erst in der letzten Viertelstunde.

Leverkusen hingegen überzeugt zwar mit einer konzentrierten Anfangsphase. In den ersten 15 Minuten des Spiels ist Bayer 04 noch ohne Gegentor. Gerade hinten heraus musste Bernd Leno aber schon öfter hinter sich greifen, als ihm lieb ist. Vier Gegentreffer kurz vor Spielschluss stehen für eine gewisse Anfälligkeit, die Dortmund nutzen könnte.

Klasse im Mittelfeld

Stürmer Robert Lewandowski (elf Tore und fünf Assists) ist als treffsicherster Stürmer der Bundesliga eine Klasse für sich, aber besonderes Augemerk sollte Bayers Defensive dem Dortmunder Mittelfeld widmen. Der BVB erzielte in diesem Bereich ligaweit die meisten Tore (21). Vor allem Aubameyang (acht) und Reus (sieben) weisen eine beachtliche Quote auf, bei Mkhitaryan (drei) und Blaszczykowski (zwei) ist noch Luft nach oben. Fakt aber ist, dass nach den Bayern bei keiner anderen Mannschaft die Mittelfeldspieler so oft auf das gegnerische Tor zielen (173 Schüsse). Zudem glänzen Reus und Co. als Vorbereiter, gaben ligaweit die meisten Torvorlagen und stehen in der Scorer-Liste damit auch ganz oben.

Für den BVB könnten die Mittelfeldspieler auch Samstag zu einem Faktor werden. Bayer verstand es jedenfalls bisher nicht richtig, das gegnerische Mittelfeld an Torschüssen zu hindern und ließ bereits 114 Aktionen zu (Platz 11). Besser sieht es mit der Abwehrarbeit gegen die generischen Stürmer aus. Nur fünf Mal waren  die Angreifer gegen die Defensive der Werkself erfolgreich.

Weitschüsse, Flanken, Kopfbälle

Ein Erfolgsrezept des BVB sind Schüsse aus der zweiten Reihe. Schon fünf Mal traf Dortmund mit Weitschüssen. Dafür hapert es beim Kopfballspiel. Nur drei Treffer sprangen auf diese Weise heraus. In den Vorjahren konnten meist auch die hochgewachsenen Abwehrrecken wie Hummels oder Subotic eine gute Quote aufweisen, doch in dieser Saison läuft es mit dem Kopf generell noch nicht wie erhofft.

Am Samstag dürfte sich daran rein statisch kaum etwas ändern. Bayer 04 stellt die kopfballstärkste Defensive der ganzen Bundesliga. Zwei Drittel aller Luftduelle entscheidet Bayerns Defensive für sich. Nach Kopfbällen fielen erst zwei Treffer für die Gegner. Umso erstaunlicher, da die Mannschaft es den Gegner sehr häufig gestattet, in den eigenen Strafraum zu flanken. 280 mal schon segelte die Kugel Richtung Bayer-Tor. Das ist der schwächste Wert der Liga, macht aber wohl nicht viel aus. Denn der BVB seinerseits hat für seinen einzigen Treffer nach einer Flanke stolze 166 Versuche benötigt - der zweitschwächste Wert aller Teams.

Fazit: Bayers Defensive muss sich warm anziehen gegen das Dortmunder Offensivfeuerwerk, scheint dafür aber gut gerüstet zu sein. Die Daten und die bisherige Saisonleistung versprechen tatsächlich ein Duell auf Augenhöhe. Zum entscheidenden Faktor für den BVB könnte das torgefährliche Mittelfeld der Borussia werden - vor allem, sollte der angeschlagenen Marco Reus spielen können.

Dietmar Nolte

Teil 2: Bayers Top-Sturm gegen die schwarz-gelbe Wand