Dortmund bleibt zuhause ungeschlagen - mittlerweile ist die Borussia seit 17 Heimspielen ohne Niederlage
Dortmund bleibt zuhause ungeschlagen - mittlerweile ist die Borussia seit 17 Heimspielen ohne Niederlage

Bodenständige Bestleistung

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Dortmund - Meisterfeier? Sommerpause? Pustekuchen! Der BVB hat nahtlos an die glorreiche Meistersaison angeknüpft. Roman Weidenfeller machte im Stadion eine Stimmung "wie am 34. Spieltag" aus und seine Vorderleute zauberten ein Level auf den Rasen, dass die Konkurrenz einmal mehr staunen ließ.

Selten dürfte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke einen Besuch an seiner Seite innerlich wohl so genossen haben wie beim 3:1-Sieg seines Klubs gegen den Hamburger SV.

Freiwillig rückt der BVB die Schale nicht heraus

Uli Hoeneß war zum Auftakt Gast in Dortmund. Was er an der Seite von Watzke sah, dürfte dem Bayern-Präsidenten eines klar gemacht haben: Freiwillig rückt dieser BVB die Meisterschale nicht heraus.

Borussia Dortmund setzte tatsächlich gegen den HSV das fort, was die Mannschaft in der vergangenen Saison ausgezeichnet hat: Offensiver Fußball mit Druck und Dominanz, Angriffe im Expresstempo, Kombinationsfußball mit Kurzpassspiel und Sahnehäubchen. Wenn der Begriff Spielfreude einer Definition bedürfte, der BVB hätte sie einmal mehr mit Großbuchstaben geschrieben.

Auch BVB- und Ligapräsident Reinhard Rauball war angetan vom Auftritt seiner Mannschaft: "Ich kann mich an kein Eröffnungsspiel von Borussia erinnern, das so souverän begonnen worden ist vom Tempo, von der technischen Ausrichtung, von der Spielintelligenz und Spielfreude her wie die Partie gegen den HSV."

"Die beiden mögen sich halt"

Vor allem Mario Götze unterstrich, dass seine Entwicklung auch in dieser Spielzeit offenbar weiter steil nach oben zeigt. Ein Treffer und zwei Assists, diverse Knoten in der HSV-Abwehr und sieben Torschussvorlagen gingen auf das Konto des 19-Jährigen. Und mit Shinji Kagawa hat er einen kongenialen Partner - "die beiden mögen sich halt", erklärte Jürgen Klopp fast schon entschuldigend.

Aber auch andere Spieler, die im Meisterjahr nicht zur ersten Elf zählten oder erst im Sommer neu nach Dortmund gekommen sind, reihten sich nahtlos ein. Mit Subotic, Schmelzer und Barrios fehlten gegen den HSV gleich drei Stammkräfte wegen Verletzungen - gemerkt hat man es nicht. Robert Lewandowski legte beim zweiten Treffer elegant mit der Hacke auf, Felipe Santana räume hinten ab und Chris Löwe schaffte den Sprung vom Chemnitzer FC aus der Dritten Liga in Deutschlands Eliteklasse gleich als zweikampfstärkster Spieler seines Teams. Er gewann 70 Prozent seiner Duelle.

Die Angriffe kamen von allen Seiten"

Angesichts der Gala sparte auch der Gast nicht mit ehrlichem Lob. Hamburgs Sportdirektor Frank Arnesen verortete den BVB schlicht in einer anderen Liga: "Sie haben gute Spieler, sie stehen gut. Die Angriffe kamen von allen Seiten." Allerdings machten es die Hanseaten dem Meister auch nicht immer schwer. Der HSV zeigte Respekt, stand tief, konnte aber ohne die letzte Disziplin trotzdem nicht alles konsequent verteidigen.

Vielleicht auch im Wissen um die Schwächen der Gäste gaben sich die Dortmunder Spieler selbst zurückhaltender bei der Einordnung ihrer Leistung. Und auch das erinnerte irgendwie an die vergangene Saison. "Eigentlich hätten wir das Spiel noch klarer entscheiden müssen, wenn wir unsere Chancen konsequent genutzt hätten", bemängelte Mats Hummels ein altbekanntes Problem der Borussia. Zudem habe man es nach der 3:0-Führung auch defensiv etwas zu locker angehen lassen. "Konzentrationsabfall" benannte Jürgen Klopp dieses Problem.

Starkes Debüt von Gündogan

Auch Ilkay Gündogan, der auf der Sahin-Position ein gelungenes Ligadebüt für den BVB feierte, hielt den Ball verbal flach: "Teilweise haben wir schon richtig gut kombiniert", meinte der 19-Jährige, "aber bei meiner Leistung ist auf jeden Fall noch Luft nach oben."

Mit ihren Aussagen lagen die Dortmunder Spieler übrigens ganz auf einer Wellenlänge mit ihrem Chef. Hans-Joachim Watzke empfahl, "die Situation ganz westfälisch bodenständig zu analysieren". Und Watzke wäre kein guter Gastgeber, hätte er nicht auch noch an Uli Hoeneß Blumen verteilt: "Bayern bleibt für mich der Topfavorit Nummer eins."

"Wir können zufrieden sein"

Dass er damit zugleich den Druck von der eigenen Mannschaft nimmt - auch dies war im Meisterjahr nicht anders.

Am Ende blieb es Jürgen Klopp vorbehalten, die Dinge wie immer ganz unaufgeregt auf den Punkt zu bringen: "Wir können zufrieden sein", stellte der Trainer fest. "Und wir werden an allem, was nicht funktioniert hat, arbeiten."

Geht es danach, dürfte Klopp in dieser Woche im Training nicht allzu viel zu tun haben.

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte.